die Objekte ein Maximum an Licht erhielten.
Die verbleibenden Wandflächen waren mit Ge-
mälden behängt, über die das bis ietzt unpubli-
zierte Inventar von 162i Auskunft gibt.
Demnach befand sich hier eine größere Anzahl
von heute noch erhaltenen und wieder entspre-
chend placierten Kuriositöten, wie die Porträts
des Haarmenschen und seiner Familie, der Rie-
sen Bona und Kraus, des Zwerges Thomerle,
„ain Tafl darauf 24 Stuckh abschreckhliche Ge-
sichter", „ain Weiboda aus der Walachei", si-
cher das Bildnis des Vlad Tzepesch, zahlreiche
Tierbilder, darunter das eines „großen haimisch
Schwein, so acht Zentner Gwicht soll gwogen
haben", und vieles mehr.
Das ganz besondere Interesse des Erzherzogs,
bezeugt durch nahezu 1000 in einem genormten
Kleinformat aus ganz Europa zugesandten Bild-
nissen, galt dem Parträt historischer Persönlich-
keiten. Dieser Wunsch, den ganzen Menschen in
seiner äußeren Erscheinung, aber auch in seinen
Taten zu kennen und für die Nachwelt zu be-
wahren, war nicht zuletzt die Triebfeder für das
Sammeln von Waffen berühmter Herrscher und
Kriegshelden. Erzherzog Ferdinand II. stellte sich
damit an das Ende einer in der italienischen
Frührenaissance beginnenden, auf die Antike
zurückgehenden Tradition, die aber durch die
ihm eigene trockene, ieder Legendenbildung ab-
geneigte Sachlichkeit in die Bahnen der moder-
nen Geschichtsforschung gelenkt wurde. Bereits
Kardinal Giordano Orsinia besaß in seinem rö-
mischen Palast noch vor der Mitte des I5. Jahr-
hunderts über 300 Porträts berühmter Personen,
während andere Fürstlichkeiten des Quattro-
cento auch dieser zeitbedingten, von den Theo-
retikern unterstützten Sammlungsmode folgten,
sich aber mit einer kleineren Anzahl von Bil-
dern zufrieden gaben.
Der Wunsch nach möglichst wirklichkeitsgetreuen
Porträts ist bereits für Kaiser Karl IV. bezeugt,
der deswegen mit Petrarca wegen der Überlas-
sung von dessen Münzsammlung in Verhand-
lungen getreten sein soll. Möglicherweise gin-
gen van seinem, heute nur mehr in Kopien er-
haltenen Luxemburger Stammbaum in der Pra-
ger Burg auch wesentliche Impulse auf Erzher-
zog Ferdinand II. aus, wie überhaupt angenom-
men werden muß, daß sein Aufenthalt als Statt-
halter in Prag den nachhaltigsten Einfluß auf
den iungen, in künstlerischen Belangen nicht
eben verwöhnten Erzherzog gehabt haben muß.
In der Kunstkammer scheint sich eine eher zu-
fällige, vielleicht nur durch das Format bedingte
Auswahl von Porträts befunden zu haben. Im
Inventar von 1621 erwähnt sind Bildnisse des
engsten Familienkreises, der Schwestern und
Schwager Ferdinands, aber auch der Söhne und
der ersten Frau, Philippine Welser, weiters auf-
fallend eine größere Anzahl von Porträts Kaiser
Max' I. und seiner beiden Frauen, von Feld-
herren, deren Harnische in den Rüstkammern
vertreten waren, sowie von Mitgliedern fast aller
großen europäischen Fürstenhäuser.