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Volltext: Alte und Moderne Kunst XX (1975 / Heft 142 und 143)

nweis auf die Ausführung der Münchener 
irunnen nannte er seine technische Bega- 
in „Ton, Marmor und gegossener Arbeith". 
iichen Gesuch wies J. B. Straub auch auf 
hiedene Arbeith für das neue Operahauß" 
Iuvillies-Theater) hin, und gleichzeitig be- 
sich auf die Ausführung des „Epitaphium 
Heyl. Capellen nachher alten Oettingm". 
ide der für den kurfürstlichen Hof in Mün- 
yeschaffenen Werke Straubs steht ein von 
aschnitztes Ziermöbel (Karlsruhe, Badisches 
smuseum)" (Abb. 25). Es handelt sich um 
aus Lindenhalz geschnitzten, ursprünglich 
vergoldeten Konsoltisch mit zugehöriger 
Vlarmorplatte (84,5xl04,5x56,5 cm). Zwei 
r Mittelachse angebrachte vollrund ge- 
Lte Puttenköpfchen sind kennzeichnend für 
an der Hand eines Bildhauers stammen- 
ierat. Mit einer geradezu nachtwandleri- 
Sicherheit ist der obere Puttokopf in die 
irochene Mittelkartusche hineinplaciert, 
war so, daß es den Anschein hat, der 
"kopf würde sich im nächsten Augenblick 
ie Racaillekartusche verwandeln wollen. 
uttokopf, dessen Blick nach unten gerich- 
trägt einen Hut mit breiter Krempe. An 
linken Seite erscheinen Blumen. Dieser 
opf verkörpert den „Frühling", und sein 
am Steg unten angebrachtes Gegenstück 
len „Sommer" (Ährengarbe) dar (Abb. 26). 
eichnenderweise ist der Blick dieses Kin- 
.ichts nach oben gerichtet. Vermutlich hat- 
Konsole einst ein Gegenstück. Es ist zu 
ten, daß auf ihm „Herbst" und „Winter" 
lllS in Gestalt von Puttenköpfchen darge- 
waren. Mit den korrespondierenden Ge- 
cken hatte man ursprünglich ein kleines 
logisches Programm vor Augen, wie es 
elen Inneneinrichtungen iener Zeit in ähn- 
Weise gestaltet war. Die hier anzutref- 
I Puttenköpfchen mit ihrem fülligen Ge- 
hren tief eingeschnittenen Augen und der 
ase sind für J. B. Straub ungemein cha- 
stisch. Aus einer Fülle von hier nicht zu 
iden Vergleichsbeispielen sei lediglich an 
sgelassenes Engelkinderpaar in vergolde- 
ssung erinnert. Es wurde von J. B. Straub 
in Tabernakel des Rasenkranzaltars (um 
n Dießen am Ammersee geschnitzt" (Abb. 
it dem Karlsruher Konsoltisch ist ein the- 
eiches Stück zu vergleichen, das sich einst 
 
26 J. B. Straub, „Sommer", Detail van Abb. 25. 
Karlsruhe, Badisches Landesmuseum 
27 J. B. Straub, Puttengruppe mit Blumenkranz, 
Detail vom Rosenkranztabernakel, um 1739. Die- 
ßen am Ammersee, ehemalige Klosterkirche 
 
 
in der Münchener Residenz befand". H. Kreisel 
schlägt dafür eine Datierung in die Zeit „um 
1750" vor. Sinngemäß ist diese auch auf die 
Karlsruhr Konsole zu beziehen. Nicht zu über- 
sehen ist iedoch, daß die Qualität des von J. B. 
Straub geschnitzten Kansoltisches um vieles hö- 
her ist. Wie H. Kreisel überzeugend nachwies, 
war gerade das gefaßte und geschnitzte Möbel 
eine „Eigenart der Münchener Hofkunst, die bis 
in die sechziger Jahre weiterlebte, das heißt, 
so lange wie Cuvillies die Raumausstattung be- 
stimmte"". ln welchem Maß ein solches Urteil 
wörtlich zu nehmen ist, zeigt ein vergleichender 
Blick auf iene weiß und gold gefaßten Konsol- 
tische, die im Auftrag des Grafen Seinsheim 
nach Entwürfen des Oberhofbaumeisters Cuvil- 
lies für den Festsaal in Schlaß Sünching ausge- 
führt wurden". Sie wurden von dem einstigen 
Straub-Schüler, dem Bildhauer lgnaz Günther, 
um 1762 geschnitzt. Mit dem von J. B. Straub 
ausgeführten Konsoltisch sind sie qualitativ 
gleichrangig, wenngleich dieser durch seinen 
dort nicht vorhandenen figürlichen Zierat ent- 
schieden noch aufwendiger ausgestattet ist. Ihre 
ins Auge springende Ähnlichkeit verdanken sie 
der Tatsache, daß, wie bereits erwähnt, sie auf 
(nicht erhaltene) Entwürfe von Cuvillies zurück- 
geben. In beiden Fällen handelt es sich um 
ausgesprochene „Bildhauermöbel"". Die er- 
wähnten Ziermöbel gehören zu den schönsten 
Stücken des Münchener Hofmöbels, die in den 
ersten Regierungsiahren des Kurfürsten Max lll. 
Joseph (1745-1777) entstanden. Statt „Straub"- 
bzw. „GüntheW-Möbel könnte man sie mit dem 
gleichen Recht auch als „Cuvillies"-Möbel be- 
zeichnen. 
Zusammenfassend ist zu den hier keineswegs 
vollständig erfaßten höfischen Werken J. B. 
Straubs festzustellen, daß er ieweils sein ganzes 
Können einsetzen mußte, um derartig hohen An- 
forderungen gerecht zu werden, wie sie von sei- 
ten des Hofes an ihn gestellt wurden. Man muß 
dem Bildhauer bescheinigen, daB es ihm jedes- 
mal gelang, dafür die optimale Lösung zu finden. 
Ü Unser Autor: 
Dr. Gerhard P. Woeckel 
Zentralinstitut für Kunstgeschichte 
Forschungsunternehmen 
Meisenstraße 10 
Q-München 
39
	        
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