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Volltext: Alte und Moderne Kunst XX (1975 / Heft 142 und 143)

Alle mit dem Denkmalschutz in Zusammenhang 
stehenden Fragen und Probleme sind von 
gleicher brennender Aktualität. Nun. da das vom 
Europarat feierlich proklamierte Denkmalschutz- 
jahr 1975 zu Ende geht, scheint doppelte 
Wachsamkeit geboten, wenn den starken 
Bemühungen um die Erhaltung wertvollen 
K ulturbestandes in Europa nicht wieder eine Zeit 
des Dahingehenlassens, der Inaktivität auf 
diesem Sektor folgen soll. Eine der Kernfragen 
des Denkmalschutzes ist die Erhaltung von 
Skulpturen auf dem freien Land. Mit dem 
nachstehenden Beitrag sind wir in der Lage, 
auf die geradezu tödlichen Gefahren 
hinzuweisen, die drohen, wenn eine bis zum 
unweigerlichen Verfall fortgeschrittene 
Schädigung nicht durch entsprechende und 
rechtzeitige Maßnahmen hintangehalten wird 
wodurch ein Kunstdenkmal künftigen 
Generationen und der Kunstgeschichte erhalten 
werden kann. In unserem Falle, Falkenstein, 
konnte ein Ansässiger - der Autor - vom Können 
und Willen her rettend selber Hand anlegen. 
Alle Anstrengungen und Bemühungen 
öffentlich zuständiger Denkmalschützer sind 
weithin personell und finanziell zu schwach, 
um allein Abhilfe zu schaffen. Neben nationaler, 
regionaler und örtlicher bedarf es vor allem 
privater Initiativen, um entscheidend den 
zahlreichen im argen liegenden Kunstdenkmälern 
Osterreichs - auch in wirtschaftlich 
schwierigen Zeiten - gebührende Aufmerk- 
samkeit zu zollen und alles dazu beizutragen, was 
ihrer Erhaltung dient, 
  
 
 
 
 
 
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Inventar des Fürsten Karl Eusebius van Liechten- 
stein um 1678 folgendermaßen erwöhntl: „Diana 
in Helffenbein, mit einem Wündtspiehl, stehet 
auf einem schwartz gebatzten hieltzenen Posta- 
mentel, von Ferdinand Pfauntler." lm Wiener 
Kunsthistorischen Museum befindet sich eine El- 
fenbeingruppe, die Julius Schlosser? mit der 
eben zitierten Arbeit von Pfaundler in Zusam- 
menhang bringt. Schlosser bezeichnet diese 
Gruppe als eine der vorzüglichsten Arbeiten 
deutscher Bildschnitzerei des 18. Jahrhunderts 
und ordnet ihr stilistisch eine Elfenbeinplastik 
„Ringkampf zweier nackter Nymphen" zu, die 
sich ebenfalls im Kunsthistorischen Museum be- 
findet. 
Über den Künstler erfahren wir aus den Archi- 
ven der „Landeshauptstadt Brünn", daß er am 
6. September 1677 als Bürger dieser Stadt auf- 
genommen wurde. Pfaundler besaß seit „Georgi 
1680" in der Krapfengasse Nr. 14 ein Haus, 
war verheiratet und hatte Kinder. Über seine 
künstlerische Tätigkeit in Brünn geben auch iene 
Akten Auskunft, die sich auf den Bau der Marien- 
söule auf dem Großen Platz in Brünn bezieheni 
Der am 16. Oktober 1679 im Beisein des Stadt- 
pfarrers und des Bürgermeisters der Stadt Brünn 
mit Ferdinand Pfaundler geschlossene „Spann- 
zettel" lautetf: 
„Demnach diese königl; Stadt Brünn Gott dem 
Allmächtigen, seiner gebenedeiten Mutter und 
Jungfrauen Marie wie auch denen Heiligen Se- 
bastiane, Rache, Carola Baromae, Francisco Xa- 
veria und Rosalio zu Lob und Ehren Eine Stei- 
nerne Säulen, mit denen ietzt benannten Bild- 
nussen am Undteren Platz, aufzurichten verlobt 
und entschlossen hat. 
Als ist Ihme Ferdinand Pfaundler die Bildnussen 
nähmlich Unserer lieben Frau in einem Meer 
Stern samt den an der Brust haltenden Jesu- 
kindlein auch mit der Cron und Drachen, 9 Schuch 
hoch, ltem des Heil: Sebastiani, Rochi, Caroli 
Baromae, Francisci Xaveri und Rosaliae, alle 
in Volliger Statur und zwar iede deren fünf 
Letzteren Bildnussen 6 Schuh Lang, sambt denen 
Zierathen in Fussstellen, nicht weniger auch das 
Chorintische Capitel Lauth Abrisses sauber und 
Wol Probortionirter, aus guten Thauerhaften 
Stein (Weldwen Er ausser Fuhrlohn zu verschaffen 
schuldig sein wird) mit Ehister möglichkeit zu 
verfertigen, anverthraut und übergeben worden. 
Zum Fall nun Er Pfaundler (Wie man diessorts 
nicht Zweifeln will) seiner Kunst nach solche 
Bildnussen recht sauber und Wol Prabortionirter 
Ausarbeiten und verfertigen wird, sollen Ihme 
für alle solche Arbeit bezahlt werden 310 fl. 
Rhz..." 
Wenige Monate später, am T2. August 1680, 
ersucht Ferdinand Pfaundler um einen anderen 
Kontrakt, da die Bearbeitung des „Persteiner 
Marmels... um ein Dreifaches mühsamer sei". 
Dieser Brief ist das einzige uns überlieferte 
Schreiben Pfaundlers und soll daher nachste- 
hend wiedergegeben werdenf: 
„...welcher Gestalt die Bedingnuss der Bildt- 
hauer Arbeit zu der Verlobten Säulen, mit mir 
beschehen ist, Nemblidn das die Bilder sambt 
dem Capitel von Egenburger Stein, die Zirath 
aber auf die Postament, Als 8 Frucht Buschen 
und 4 Schildt unter der Säulen, dann 2 Engel- 
köpf über die Grotto der hl. Rosalio von Rup- 
schiczer oder auch Egenburger Stein sollen ge- 
macht werden, wie den auch die Capitel, mit 
so wenigen Beding, ohne meinen grossen 
den einmal nicht bestehen kann. Indem ich 
Anfangs bei Bedingung der Steinmetzen 
stirt und gemeldet hab, dass wegen der 
und mühsameren Arbeit des Persteiner Mc 
fast eine dreifache Arbeit gegen der Andc 
und darauf angewendet werden muß." 
Dieses Ersuchen wurde in der Ratssessioi 
23. August abgelehnt; dieselbe nochmal 
gebrachte Bitte wurde auch am 5. Nov 
1680 abschlägig beschieden. 
Pfaundler konnte vor seinem Tode (168( 
1681 f) nur einen Teil seines Auftrages ausl 
Van seiner Hand stammt aller Wahrsche 
keit nach sowohl die Hauptfigur „Unsere 
Frau in einem Meer Stern samt den an de 
haltenden Jesukindlein auch mit der Crc 
Drachen"! als auch die Nischenfigur c 
Rosalie. 
Nach dem Tode Ferdinand Pfaundlers v 
die Skulpturen von den Bildhauern Bal 
Frobl und Kaspar Pröbstl fertiggestellt. 
Für seine Arbeit erhielt Pfaundler 260 C 
seine Witwe weitere 10 Gulden. Die Arbi 
Frobl und Pröbstl wurde mit 200 Gulden 
schlagt, doch erhielten sie nur 140 Gulde 
bezahlt. 
Aus dem vorhin Gesagten geht hervor, d 
noch sehr wenig über das Guvre des Kü 
wissen. Gesichert ist nur die Arbeit an d: 
riensäule in Brünn, fraglich bleibt die Zu 
bung der Elfenbeinplastiken im Kunsthistai 
Museum. Eine um so wertvollere Bereicl 
stellt daher die Entdeckung der signierten 
steinplastiken des Falkensteiner Kreuzweg 
das künstlerische Werk Pfaundlers dar. 
darf hier keiner Zuschreibungen und Ver 
gen, da insgesamt fünf Plastiken signier 
Säule der Geißelungsgruppe (Abb. 2): 
NAND PFAVNDLER SCVLPSIP; Christi. 
Dornenkrönung; F. P. S.; Simon der Krt 
gung: F. P. SCVLPS.; Veronika: F. P. 5.; 
von Arimathäa; FERD: PFAVD: SCVLP. 
Bereits im 17. Jahrhundert strömten die C 
gen der näheren und ferneren Umgebung 
Falkenstein, um in der Karwoche vor den 
turen Pfaundlers ihre Kreuzwegandacht 2 
ten. Einem glücklichen Umstand ist es 2 
danken, daß sich eine frühe Andacht in 
Kreuzwegbüchlein von 1743 erhalten hat, c 
Kurtzböck in Wien für den sogenannter 
ckensteinerischen Creutz-Berg" gedruckt v 
war (Abb. 1). Das 56 Seiten umfassende 
lein enthält sechs ganzseitige Illustration: 
Kreuzwegthema sowie neun „Klag- oder ' 
Liedlein" und zahlreiche „andächtige Gel 
Der Text dieser Lieder und Gebete ist sc 
niederösterreichischen Raum nirgends nai 
bar. Dieses Falkensteiner Kreuzwegbüchlei 
te bis 1854 in Verwendung gewesen sein 
um diese Zeit wurde die Kreuzweganla 
weitert und ein völlig neuer Text mit 
Liedern eingeführt, der sich in den Falk 
ner Kreuzwegandachten bis heute erhalte 
lm nördlichen Weinviertel sind außer in l 
stein Skulpturen aus dem Themenkreis des 
weges (17. und 18. Jahrhundert) auch in 
bach, Poysdorf, Wilfersdorf, Retz und Egg 
erhalten, weiter südlich die Anlage von 
berg, die jedoch anders als die oben gen 
Kreuzwege gestaltet ist; darüber hinaus 
nach zahlreiche Kreuzigungsgruppen, u.
	        
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