Tätigkeit Pfaundlers für Liechtenstein: wie be-
reits erwähnt, wird im lnventar des Karl Euse-
bius von Liechtenstein eine „Diana in Helffen-
bein . . . von Ferdinand Pfauntler" angeführt. Die
Wilfersdorfer Anlage wurde von Sidonie und
Hartmann von Liechtenstein gestiftet, so daß
auch hier eine Querverbindung vorliegt.
GEISSELUNG (3. Station)
Diese Falkensteiner Kreuzweggruppe (Abb. 4)
weist den üblichen Typus aus drei Figuren auf:
in der Mitte der nur mit einem Lendentuch be-
kleidete stehende Christus, dessen Hände an der
hinter ihm befindlichen Geißelsöule festgebun-
den sind, und zu beiden Seiten die Schergen.
Der rechte Scherge mit Hut, Stiefeln und gegür-
tetem Gewand holt mit der Rechten zum Geißel-
hieb aus, der linke Scherge stößt mit seiner
linken Faust gegen den Nacken Christi und
zeigt mit der rechten geballten Faust den Spott-
gestus, indem er den Daumen zwischen Zeige-
tinger und Mittelfinger durchsteckt. So sehr seine
Schrittstellung und Gebärden auch bewegt sind,
bezieht sich doch die ganze Figur auf den Be-
schauen sein Gesicht ist nicht auf Christus ge-
richtet, sondern wendet sich höhnisch lächelnd
nach vorne (Abb. 3). Die Schergen wurden häu-
fig als besonders reich kostümierte Figuren dar-
gestellt. Auch in Falkenstein wird großer
Wert auf Kostümdetails gelegt. Mit besonderer
Liebe und Sorgfalt scheint sich der Künstler
auch der Modellierung von Brottasche, Dudel-
sack und Pommer gewidmet zu haben. Erwäh-
nenswert vor allem ist, daß diese Gruppe als
einzige die volle Signatur des Künstlers trägt:
FERDINAND PFAVNDLER SCVLPSlT (Abb. 2).
DORNENKRONUNG (4. Station)
Die in sich geschlossene Dreifigurengruppe der
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Dornenkrönung in Falkenstein (Abb. 8) entspricht
wie die der Geißelung dem klassischen Kanon:
die Zentralfigur des sitzenden, dornengekrönten
Christus, dessen gefesselte Hände auf seinem
rechten Bein ruhen, ist flankiert von den Folter-
knechten. Diese drücken mit einer gebogenen
Stange die Dornenkrone fest auf das Haupt
Christi. Diese beiden Figuren sind auch in ihrer
Körperbewegung mehr auf Christus bezogen als
die Schergen der vorhin besprochenen Gruppe,
die trotz ihrer spottenden Haltung additiv neben
Christus stehen.
Die Reduzierung des Figurenbestandes in den
Dornenkrönungsgruppen von Wilfersdorf, Bisam-
berg und Retz auf zwei Figuren geht auf Kosten
der einheitlichen, in sich ausgewogenen Kom-
position.
Wie bereits erwähnt, nimmt Pfaundler hinsicht-
lich der kornpositionellen Gestaltungsprinzipien
große Rücksicht auf den landschaftlichen Um-
raum. Er verschmilzt die Landschaft und seine
Skulpturen zu einem einheitlichen Ganzen und
komponiert Gruppen, die zwar dem üblichen
ikonographischen Typus im allgemeinen folgen,
aber dennoch den Stempel seiner starken Per-
sönlichkeit tragen.
Der Einzelaufbau der Figuren läßt erkennen, daß
der Künstler aus Gründen der Statik die Skulptur
nach unten verblodrt; meist erfüllt die nach un-
ten zu reicher werdende Draperie diese Funk-
tion, oder Stützen wie Geißelsöule, Stein mit
Ring (Abb. 8). Bei den knienden Figuren (Abb. 6)
ergibt sich die Verbreiterung nach unten ganz
organisch. Figurengruppen sind meist aus in
sich geschlossenen Einzelfiguren aufgebaut. Die
Bezogenheit auf den Betrachter und ihre Wen-
dung nach vorne gibt manchen Bewegungen
eine gewisse Gezwungenheit, die die Komposi-
tion beeinträchtigt. Die durch den Stab der
nenkrönung (Abb. 8) oder das Kreuz (Abk
gegebene gegenständliche Verbindung geh
der formalen Verbindung nicht immer konl
ein gewisses additives Aneinanderreihen bs
häufig. Es sind weniger Erzählungen, Han
gen, die dargestellt werden sollen, sonderr
dachtsbilder, vor denen ia auch verweilt
und die angebetet werden.
Die Proportionen der Figuren werden vor t
durch die nach unten hin reiche Gewandbil
manchmal etwas verunklört. Das Gewand
hüllt und verdeckt meist den Körper und
Anatomie, so daß die Gliedmaßen kaum
wahrnehmbar sind. Bei wenigen Figuren
das Gewand partienweise eng am Körpe
(z. B. Christus der Ulberggruppe, Abb. 6, Scl
der Dornenkrönungsgruppe, Abb. 8). Die
dellierung der nackten Oberkörper von S
gen und vom Christus, die der Arme, Hai
lenke, Hände und Füße zeigt, daß der Kii
um die menschliche Anatomie genau Bes
wußte.
KREUZTRAGUNG MIT SIMON VON KY
UND VERONIKA (5., 6. und 7. Station)
Pfaundler stellt ienen Augenblick der Krei
gung dar, in dem Christus und Simon der h
ronika begegnen (Abb. 10). Die drei Figurer
zu einer Gruppe zusammengefaßt, wobei
Figur auf ihrem eigenen, isolierten Sockel
Simon und Christus sind durch den Balkei
Kreuzes verbunden, während die kniend:
ronika, ihnen zugewandt, das Schweißtuch
das bereits das Antlitz Christi trägt. Alle Fi
sind auf dem ansteigenden Terrain angeo
Besonders bei dieser Gruppe wird die trag
Rolle des landschaftlichen UmrQ-ims den
a