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Volltext: Alte und Moderne Kunst XX (1975 / Heft 142 und 143)

In seinem 1964 erschienenen Text „das suchen 
nach dem gestrigen tag oder schnee auf dem 
heißen brotwecken" schrieb H. C. Artmonn 
dem „Comic writing" Literaturqualität zu und 
meinte, daß „in einigen zwanzig Jahren man 
über diese Comics-Epoche tiefgründige Abhand- 
lungen" schreiben werde. Diese Feststellung 
nimmt Karl Riha im Katalog der Comic-strips- 
Ausstellung des Museums des XX. Jahrhunderts 
in Wien (3. 7. bis 1. 8. 1970) zum Anlaß, dem lite- 
rarischen Massenphönomen ienes Maß an „Inter- 
esse" zuzubilligen, das bisher „nur der Kunstli- 
terotur entgegengebracht" worden sei. Im glei- 
chen Katalog verweist Wolfgang Faust auf die 
Denk- und Sprechblasen, deren Funktion es ist, 
einerseits eine „bestimmte Denk- und Sprechsi- 
tuation" nachzubilden, andererseits formale Auf- 
gabestellungen zu erfüllen. Nach Faust neh- 
men die Blasen „eine Zwischenposition zwischen 
Bild- und Wortelementen ein". Den aufgezeig- 
ten Gegensatz zwischen semantischen und for- 
malen Aufgaben wird man zunächst festhalten 
müssen, wenn man die Verwendung von Schrift 
und Zeichen in der zeitgenössischen österreichi- 
schen Kunst näher unter die Lupe nimmt. 
Man wird aber gleichzeitig bedenken müssen, 
58 
Z Anton Fink „Tätowierung", 1973. Zeichnung aus 
der Mappe „Mensch gesehen" 
3 Drago J. Prelog, „immer wieder finden sidi 
zeichen", 1975. Süßwasseraquarell und Graphit 
4 Georg Chaimawicz, Widmungsblatt des Kata- 
logs „Ersichtliches". Druck und Füllfeder, 1974 
Anmerkungen P3 
'Harls Carl Artmann, „das suchen nadl dem gestrigen 
log oder schnee Gltf einem heißen brotwedren, eintragun- 
gen eines bizarren liebhabers", Walter-Verlag Olten 
und Freiburg 1964. 
' Katalog „Neue Medien - Neue Methoden", Bregenz 1973. 
"„Mensch gesehen", Graphik Anton Fink, Text Elisabeth 
Wäger-Häusle, Vorarlberger Verlagsanstalt 1974, 
tw..e.o.,.,..g .. .......................... .. 
sammenhang wird man aus den vielfältiger 
men der künstlerischen Realitötserfahrung 
als elementares Problem bestehen bleibt 
allem Fred Sandback: „lnstallationen" in u 
Überlegungen einbeziehen müssen, in zv 
Linie aber auch Franz Erhard Walthers 
zeichnungen von Vorgängen und Erfahn 
mit Objekten". Beide - der Amerikaner un 
in New York lebende Deutsche - haben 
der Präsentation durch Weiermair einen g 
sen Einfluß auf die österreichische Kunst 
gewonnen. Sandback bezieht sich auf eine 
krete räumliche Situation, in der er „Alte 
ven" entwickelt, die mit Schnüren realisiert 
den können. Das eigentlich bleibende Prodi 
die „Skizze", auf welcher allerdings die d 
mensionale Möglichkeit in die zweidimensi 
Wirklichkeit reduziert wird. Diese Skizzei 
ben in Verbindung mit der Beschriftung p 
schen und ästhetischen Valeurcharakter. E 
und Zeichen haben also bei Sandback wi 
den Denk- und Sprechblasen der Comics s: 
semantische wie formale Aufgaben. 
Etwas anders verhält es sich mit den Auf 
nungen von Franz Erhard Walther. Sie 
„Versuche, mit einer Zeichensprache Erfc 
gen zu obiektivieren". Walther sagt selbst 
Materialisation ist die Aufzeichnung ods 
neue Wirksamkeit der Prozesse unter an 
Voroussetzungeni." 
Während bei Sandback die Erfahrungen 
Grund der Skizzen gewonnen werden s 
werden sie bei Walther durch „Diagramms 
kumentiert. In der gleichen Bregenzer Ai 
lung vertrat die visuelle Poesie von Heinz ( 
mayr ein weiteres Element möglicher Ze 
hoftigkeit. Goppmayr demonstriert „die A 
gigkeit der Erfahrung des Begriffes von 
zeichenhoften Darstellung". Die Art der P 
tation des Zeichens wirkt auf die Erfohrur 
Bedeutung, die formale Funktion strahlt a 
semantische Aufgabenstellung aus, währen 
eigentlich das Umgekehrte erwartet hat. l 
talog der österreichischen Ausstellung in 
burgh 1973 führt Weiermair Gappmayr auf 
genstein zurück: „Die besondere visuellr 
sentatian des ,Concepts' ändert und mod 
die Bedeutung des ,Concepts'." 
Auf seinem Blatt „Tdtowierung" der ß 
„Mensch gesehen" hat der Vorarlberger 
Fink Schriftelemente unterschiedlicher Fu 
verwendet. Sie haben teils Mitteilungscha 
wie die Aufforderung „Schneide mir den 
hier ab", teils formale Funktion wie das , 
Angst" über der linken Brustwarze. Wahr: 
lich erfüllen alle lettristischen Elemente o1 
sem Blatt gleichzeitig semantische und ö 
sche Aufgaben, sind also den „Sprech 
Denkblasen" der Comics nahe verwand 
deutig als formale Akzentuierung müsse 
Kritzeleien auf der rechten Hälfte des 
„Wasserabfluß" von Fink (siehe Katalo 
Galerie Contact, Wien, 8. 10. bis 2. 11. 
betrachtet werden. Sie haben ihre Wut 
den „Zeichen an der Wand", die Ben 
schon in den dreißiger Jahren zur Unt: 
chung der sozialen Motivation seiner An 
gegen das bestehende Gesellschaftssyste 
wendete. Sie sind auch ienen zeichenhoftc 
weisen verwandt, die Droga J. Prelog in 
Aquarellen des Jahres 1975 immer wiede
	        
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