sanders aus Klosterwerkstätten von Bildhönd-
lern und Kraxentrögern über Land verkauft und
dann erst in der Werkstatt des heimischen Klo-
sters oder beim sogenannten „Briefmaler" nach-
träglich ausgemalt wurde. Als geläufiges Er-
kennungszeichen dieses Handels kann gelten,
daß figürliche Motive im Spitzenbild von attri-
buthatter Bedeutung für die Medaillonminiatur
nicht mit den obligaten Attributen der oder des
Medaillonheiligen oder -szene harmonieren?
Mit fortschreitendem 1B. Jahrhundert nimmt ie-
doch eine derartige ikonographische Festlegung
oder Kohärenz mit dem Besitzer und der Ge-
schenkabsicht im Spitzenbild zunehmend ab und
gibt breiteste Bemalungsmöglichkeiten trei.
Zunehmende Konzentration der Farbigkeit auf
nur eine Miniaturfläche innerhalb eines Spitzen-
bildes bietet sich ebenso als Datierungsstütze
an, da frühe Spitzenbilder im süddeutsch-öster-
reichischen Raum durchwegs neben graphischen
Elementen starke Farbigkeit, über das Gesamt-
bild verstreut, kennzeichnet, bevorzugt werden
Medaillon und Rahmung. Diese Bildgattung steht
noch in Nähe zum süddeutschen Spiegelrahmen-
bild in der volkstümlichen Hinterglasmalerei An-
fang des 18. Jahrhunderts. Besonders schöne
Stücke dieser frühen Zeugen verwahrt die Spit-
Ab
Roth, München'.
Nadelstich-
zenbildsammlung Eugen
1760 gewinnt das sogenannte
bildl" als ersatzhafte Variante des Spitzenbildes
zusehends an Bedeutung, zum Unterschied vom
länger schon gepflegten Nadelstichbild, dessen
Spitzenfiligran aus quadratischer oder rauten-
förmiger Musterung besteht".
Namentlich Berühmtheit erlangten die frühen
Schnittbilder der Niederländer, die in ihren Bil-
dern durchgehend auf Farbigkeit verzichteten
und selten nur religiöse Motive brachten. Ihre
Qualität übermittelte uns auch die Namen be-
rühmt gewordener Schneider und Schneiderin-
nen, wie eine Anna Maria van Schurmann
(1607-1678) zu Utrecht", eine Johanna Koerten-
Block (1650-1715) zu Amsterdam", die ein An-
gebot van 1000 Gulden in Gold durch Kurfürst
Johann Wilhelm von der Pfalz für drei ihrer
Schnittbilder als zu niedrig ausschlug. Bekannte
Größen sind ferner zu Rotterdam die Elsbeth
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Rhijberg und Gilles van Vliet (1674-1701), der
Chirurg Van den Bogard, Johannis Capper, in
Amsterdam ein Carnelis Pronck (1691-1759)"
und ein Hendrik van Winter (1717-1782), Willem
Roels und Willem Eigenmann arbeiteten zu Ley-
den. In Amsterdam erschien denn auch 1686 die
einzige Anleitung zum Papierschnitt „Kanstig en
vermaakeliik tiid-verdriif der Hollandsche Jut-
ferne of onderricht der papierenen sniiden".
Namentlich bekannte Spitzenbildschneider aus
dem süddeutschösterreichischen Raum gibt es
wenige: die beiden Augsburgerinnen Susanne
Mayer (1600-1674)", die sogar Joachim von
Sandrart 1679 in seiner „Teutschen Akademie"
im 3. Buch (2. Teil, Kap. 22, Nr. 262) erwähnt,
und Rasina Barbara Pretting, die Mutter des
berühmten Kupferstechers Johann Esaias Nilson
(1721-1788). Sandrart erwähnt ferner „ein ab-
sonderlicher Künstler in Pergament ausschnei-
den mit der Scheer..., desgleichen in Europa
nicht mehr zu finden seyn", gemeint damit ist
der für die Steiermark van 1645-1677 nachge-
wiesene Scherenschneider Rudolph Wilhelm Herr
von Stubenberg auf Kapfenberg, bekannt unter
seinem fehlgedeuteten Manogramm R. W. Hus".
Von den vielen Klosterfrauen, die anderen zeit-
lichen Gesetzen unterliegen, sind die Namen ver-
laren.
Die geläufigen Spitzenbildtormate reichen von
155x105 bis 402x320 mm. Damit beweisen
diese Größenformate, daß die Bilder zunächst
und erstmals nicht als Gebetbucheinlagen Ver-
wendung fanden, vielmehr in gesonderter Ver-
wendung standen. Dies zeigt deutlich die Spit-
zenbildersamrvilung des Oöttweiger Kupferstich-
kobinetts, die erstmals durch die Auslagerung
nach Krems im Zuge der Aufhebung des Klo-
sters im Dritten Reich und deren Eingliederung
als Ausstellungsobiekte in die Kremser Museums-
röume 1943 an die Öffentlichkeit gelangte. lhren