7 Verbessertes adeliges Wappen des Dionysio
Miserani aus dem Jahre 1653 (nach Wunschwitzt
8 A. Puchner (1776-1852), kaiserliche Schleifmühle
in Prag-Bubenec, Aquatinta
9 Schleifmaschine zum Polieren der Edelsteine
(Handarbeit), Nach Anselm Boetia de Baadt,
Gemmarum et lapidum histaria, Hanaviae,1609
10 Skizze einer Tasse mit Henkel und Goldmon-
tage, aus einem Stück Bergkristall geschnitten
Bearbeitet im Atelier der Miseroni im Herbst
1672. H 13,1 cm, L einschließlich Henkel 22,3 crn
11 Grundriß der Kristalltasse mit verstärktem Hen-
kel. Viz. Abb. Nr. 2
12 Wappen der Familie Miseroni auf der Trauer-
parte von Dionysios Bruder Jaann Ambrosio,
Buchhalter der Hofkammer in Prag.
13 Kristallglas mit Schroubenverschluß, signiert
F. E. M., um 1765. H 312 mm. Sammlung des
Kunsthistorischen Museums in Wien, luv--
Nr. 2341.
fgäiäj
Namenszug des Ferdinand Eusebia Miseroni
aus dem Jahre 1679.
Anmerkungen 10-17
l" Über die Existenz dieser kaiserlichen Schleifrriühle exi-
stierte bis ielzt kein verläßlicher Bericht. Die entdeckten
Archivrriaterialien erlauben uns ietzt ihre Entstehung
nach dem Jahre 1556 über den Zeitraum des Autbluhans
der Arbeit an der Wende des 16. und 17. Jahrhunderts
bis zum Ende ihrer Taligkeil in den siebziger Jahren des
17. Jahrhunderts, unter des letzten Verwalters Ferdinand
Eusebia Miseroni, zu verfolgen. Sianislav Urban, Die
ksäerliche Edelsleinmiihle in Prag, Glasrevue, Prag-M
" SZA, BHK I, 1677, Schachtel 633.
" Die Vorauszahlung von 100 Gulden wurde ihm für die
Schneidearbeil regelmäßig ab März 1677 bis November
1679 ausbezahlt. SZA, 5M S,21-7,1680.
"„Verzeychnus derianigen auss lhra
gncidigsten befelch von christallenen vertertigten kast-
bahren trinckhgesthier von 1673 eirigehöndiget habe."
Die 14 ausgelassenen Werke stimmen mit der Speziti-
kation vorn Janner 1677 überein, SZA, SM S 21-7, 1680
" Erst die Konfrontation mit den erhaltenen Kristallabiek-
ten der sdnirniung des Kunstgewerblichen Museums 1T!
Wien wird in diesem und in den vorhergehenden Fällen
helfen, die Werke von Ferdinand Eusebio Miseroni end-
gültig zu bestimmen. Durch die Liebenswürdigkeit von
Dr. Erwin Neumann, Direktor der Sammlung für Plastik
und Kunstgewerbe des Kurisihistarissheri Museums iri
Wien, ist es 1. ß. gelun en, einen der gezeichneten
Abrisse von Ferdinand E. iserani als Kanne mit einem
dichten, tiefgeschnittenen vegetabilischen Ornament zu
lbestimmen. lnv.-Nr. 1428, der von ihm verwalteten Samm-
urig.
ßReskript des Kaisers Leopold vain 2, März 1682. SZA,
SM S. 21-7, 1682.
"i Undatierter Brief an den Kaiser, dem ein Verzeichnis
van Arbeiten beigelegt war. SZA, SM S, 21-7, 1680.
"Ausführlicher Bittbrief van Elisabeth Miseroni an die
lrEBhlTllSChE Kammer vom 21. August 1684, SZA, SM S. 21-7,
4.
Kaysl. Ml aller-
Unser Autor:
Dr. Stanislav Urban t
Direktor des Muzcum Skla 0 Bizuterie
Jiraskovd ul. 4
Jabloriec riad Nisav
kleine, unversorgte Kinder, mit welchen er in ge-
mieteten Räumen auf der Prager Burg lebt".
Von einem Schlaganfall getroffen, starb er, uner-
wartet und für die Familie schmerzlich, am
17. Juli 1684,
Maria Elisabeth Miseroni, „arme, verlasene, mit
sechs unerzogenen kleinen Kindern in dem be-
trübten Waisenstand gestelte Wittib", bemüht
sich mit Hilfe des ältesten Bruders ihres Gatten,
Johann Octavio, zumindest das Dach über dem
Kopf zu retten und dadurch auch die Werkstatt
und die Möglichkeit zur weiteren Arbeit, denn im
Hause verblieben „noch etwelche Stuck Christallen,
so lhrer kais. Mt. gehörig seind". Nach Überein-
stimmung mit des Gatten Bruder unterbreitet sie
13
gelernet, undt unlängst von ihm wieder in die
Dienste aufgenomben worden . . 1'"
Die böhmische Kammer stimmt damit überein,
daß es der Witwe vergönnt sei, im Schatzmei-
sterhaus auf der Prager Burg zu verbleiben und
mit dem ausgesuchten Gesellen die übriggeblie-
benen Kristalle zu verarbeiten, die ihr dann Stück
um Stück ausbezahlt würden.
Damit wurde dann definitiv die Edelstein-
schneidearbeit auf der Prager Burg beendet,
die während 100 Jahren, durch drei Generationen
der italienischen Miseroni, den Ruhm der Edel-
steinschneidekunst verbreiteten, damit sie im
böhmischen Glas des 17. und 18. Jahrhunderts
ihren kongenialen Fortsetzer fand.