I0 Villa Winternitz, Praha (1932):
ll dito: Außenansicht
I2 dito: lnnenansicht Wohnhalle
Außenansicht
I3 dito:
A. ErdgeschoßlKellergeschoß
B. Hauptgeschaß
C, l. Obergeschaß
D. 2. Obergeschoß
öffnet, ohne weiteres an den hähergelegenen
niedrigeren Seitenfenstern und an der Eingangs-
tür mit seitlicher Befensterung darunter zu ebe-
ner Erde.
Der horizontale um das Haus umlaufende Sok-
kel gibt in etwa die Fußbodenhöhe des höher-
gelegenen Wohngeschosses an - man erkennt
das unschwer an der Höhe der Fensterbrüstung -
und läuft bündig in die Brüstungsoberkante der
Drei-Fenster-und-Tür-Gruppe zur Terrasse hin.
Also gerade durch das horizontale Umlauten,
das keinen Versprung zeigt wie innen der Fuß-
boden, läßt sich der Versprung ablesen, eben
durch den Bezug zu den Fenstern.
Die Dreizonigkeit derGrundrißdisposition wird ia
nicht nur durch die Fensteröffnungen wie auch
durch die geschlossene Wandflöche angegeben,
sondern natürlich auch durch die drei Terrassen,
wobei immer das Dach der davorliegenden Zone
der dahinter als Terrasse dient. (Die unterste
Terrasse zum Garten muß der vordersten Zone
vorgelegt werden.) Bei der Betrachtung der Fas-
saden des Baukörpers wird auch deutlich, daß
der im Niveau vorspringende Fußboden sich in
die Grundrißzonen einfügt und nicht (wie z. B.
beim Haus Jordan) quer zu den Grundrißzonen
(und damit auch zum konstruktiven System) ver-
läuft.
T2
Das recht umfangreiche Raumprogramm (Ein-
gangsbereich, Hausmeisterwohnung, Keller;
Wohnbereich mit Küche, Eßplatz, Bibliothek;
Schlafbereich mit Kinderzimmern; Gästezimmer)
hat Loos in dieses dreizonige Grundrißsystem
und in ein dreistufiges Aufriß- und Schnittschema
(ähnlich wie beim Haus Müller und anderen
Projekten zuvor) eingeordnet.
Ein Gartenweg führt vom Eingangstor an der
Straße seitlich ans Haus heran, kurz vor dem
seitlichen Vorsprung der Rückseite des Hauses
findet man einen schmalen Eingang, begleitet
von seitlichen Fenstern, in der Seitenfassade.
Der Eingangsbereich im Innern ist flächenmäßig
sehr klein ausgelegt, Garderobe und WC links
etwas abgegrenzt, geradeaus direkter Zugang
zur Hausmeisterwohnung, rechts der Aufgang
zum Wohngeschoß.
Vom erdgeschossigen Eingangsbereich gelangt
man über die kurze Stichtreppe mit sechs Stufen
hinauf auf das Niveau der großen Wohnhalle,
auf die man von außen durch die hohen Garten-
fenster zur Terrasse hin und die hohen geschlos-
senen Seitenwände aufmerksam geworden ist.
Zwischen zwei Pfeilern hindurch kann man rech-
terhand die hohe Wohnhalle betreten oder von
diesem Zwischenpodest aus über einen kurzen
gewendelten Treppenarm mit acht Stufen die
„innere Terrasse", den oberen Wohnbereich -
mit Eßbereich links und einem Sitzbereich rechts
vom Treppenaustritt - erreichen. Diesem Austritt
gegenüber befindet sich der Zugang vom Haupt-
treppenhaus, das als vertikales Verkehrselement
in der Mitte der Rückfront, der Nordfassade,
vom Garten her zugänglich, das gesamte Haus
vorn Keller bis zur Dachterrasse erschließt.
Dieser erweiterte obere Wohnbereich - ca. 1,2
Meter über dem Niveau der fast 60 Quadrat-
meter großen Wohnhalle - ist mit Holzpaneel-
brüstungen zwischen den hohen Pfeilern zur
Wohnhalle hin abgegrenzt. Man sieht (selbst
heute noch durch inzwischen eingebaute Ver-
glasung) wie von Theaterlogen aus in einen
Theaterraum hinab (Loos). Der obere Wohnbe-
reich wird an den Schmalseiten durch breite
fünfflügelige Fenster belichtet und zusätzlich -
wenn auch schwach - durch die drei hohen
Fenster der Wohnhalle zum Garten hin. Die
dritte Zone im Wohnbereich - auf dem glei-
chen Niveau wie der obere Wohnbereich -
wird von der Küche, dem Treppenhaus und der
Bibliothek eingenommen. Türen zu diesen Ne-
benräumen, Schranktüren und dazwischen an-
geordnete große Wandspiegel gliedern die bei-
den Wände zwischen der oberen Wahnbereichs-
ebene und der Küchen-lBibliothekszone. Durch
die großen Wandspiegel wird der Raum des
oberen Wohnbereichs nicht illusionistisch erwei-
tert, sondern durch die Lichtreflexion erhellt und
auch durch den Blick der dort oben Sitzenden
durch die Spiegel in die untere Wohnhalle hinab
die räumliche Einheit des oberen und des un-
teren Wohnbereichs verstärkt.
Eine weitere Betonung des Logencharakters er-
fährt der obere Wohnbereich durch die Anord-
nung zweier Deckenlichtbänder in der Quer-
achse zu den beiden Pfeilern, die in der Längs-
achse einen Unterzug tragen, mit dem die Dek-
kenlasten auf die Pfeiler übertragen werden.
Die Deckenlichtbänder (Glühbirnen hinter Milch-
glasscheiben in Metallrahmen, eingelassen in
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