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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXI (1976 / Heft 144)

 
 
 
 
 
 
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sondern wohl eher intuitiv und nicht wider- 
isfrei abgelaufen. 
Ziel ist die Erfüllung von Funktionen des 
ens in einem differenzierten Raumkon- 
mit dem er sowohl Ökonomische Anfor- 
gen - iedem Raum nur die unbedingt er- 
'liche dreidimensionale Ausdehnung zu ge- 
Ind damit umbauten Raum zu sparen - 
Ich psychologische Anforderungen - eben 
die funktional und ökonomisch bedingte 
größendifferenzierung den Benutzern einen 
itimmten Lebensbereich zur Verfügung zu 
I - zu erfüllen trachtet. 
i Konzept der Stapelung und Verschach- 
von Räumen und der offenen Übergänge 
ien Räumen empfängt Loos offensichtlich 
ind seines USA-Aufenthaltes (1893-1896) 
zr Besichtigung von Bauten H. H. Richard- 
vielleicht auch anderer Architekten der 
I of Chicago". Er wendet dieses Konzept 
nur im Wohnungsbau, sondern viel früher 
bei BiJro-, Hotel- und Geschöftsbauten 
ien 1907 und 190911911 an: „lch entwerfe 
grundrisse, fassaden, schnitte, ich entwerfe 
Eigentlich gibt es bei mir weder erdge- 
. obergeschoß noch keller, es gibt nur ver- 
ine räume, vorzimmer, terrassen. Jeder 
benötigt eine bestimmte höhe- der eßraum 
mdere als die speisekammer - darum lie- 
ie decken auf verschiedenen ebenen. Da- 
nuß man diese räume so miteinander ver- 
1, daß der Übergang unmerklich und na- 
, aber auch am zweckmäßigsten wird. Das 
e ich sehe, für andere ein geheimnis, für 
eine selbstverständlichkeit. Diese raumlö- 
habe ich vor iahren für das kaufhaus 
nan 81 Salatsch gefunden, besonders be- 
aeim wettbewerbsproiekt für ein kriegs- 
erium in Wien  . .)"". 
i Konzept war für andere zeitgenössische 
ekten durchaus kein Geheimnis. Dieses 
differenzierungskonzept ist von Architekten 
des Art Nauveau in Wien, Paris und Brüssel 
wie auch des Neuen Bauens der zwanziger 
Jahre, etwa Le Corbusier, A. Lurcat, R. Mallet- 
Stevens, G. Guevrekian, realisiert worden, auch 
unter Loos' Einfluß von Architekten der Brünner 
Schule". Dieses Konzept von Loos wurde auch 
von zeitgenössischen Architekturtheoretikern, z. 
B. von L. Hilbersheimer", durchaus gewürdigt. 
Loos' Entwicklung dieses Konzepts zu charakte- 
risieren, kann hier in der Zusammenfassung des 
Aufsatzes nicht geleistet werden". Hier sei nur 
skizzenhaft angemerkt, daß Loos' Entwicklung 
erst sehr spät zu einem voll ausgeprägten dif- 
ferenzierten Raumkonzept im Wohnbau kommt. 
Wenn man die chronologische Verteilung der 
Werke Loos' betrachtet, so fallen einem die drei 
quantitativen Gipfel 1910-1912, 1922-1923, 1929- 
1930 auf, die ja auch die entscheidenden Wende- 
punkte in qualitativer Hinsicht sind: 
- 1910 bis 1912 erweitert Loos seine „klassizi- 
stische" Baukörperkonzeption in Richtung auf 
den Terrassenbau, führt aber seine Raum- 
planansätze in der inneren Raumdisposition 
kaum weiter; 
- 1922 bis 1923 realisiert Loos die widersprüch- 
lichsten Tendenzen: „klassizistische" Villen mit 
antikem Formenapparat und Raumniveau- 
differenzierung, aber auch einfache kubische 
Raumplanvillen, daneben erscheint das Kon- 
zept der Terrassen-Raumplan-Villa; 
- 1929 bis 1930 hat Loos die Terrassen-Raum- 
plan-Villa endgültig als Dispositionskonzept 
neben der Raumhallenkonzeption vollständig 
ausgearbeitet. 
Diese Einschätzung der Loosschen Konzeptions- 
entwicklung kann hier nur als Hypothese, ohne 
weitere differenzierte Darstellung und Diskus- 
sion, kurz vorgestellt werden, um deutlich zu 
machen, in welchem Zusammenhang die vier 
Objekte zu sehen sind: 
- Die frühe Terrassenvilla für den Fabriksdirek- 
tor in Hrusovany, Brno (1918119) steht als 
Beispiel für die Weiterführung des Terrassen- 
baus nach dem Haus Scheu (1911) und dem 
Anbau an das Haus Duschnitz_(l9l5ll6) und 
einige Praiekte der gleichen Zeit. lhre Mittel- 
tluranlage zeigt kaum einen Anflug von sonst 
bei Loos anzutreffenden Versuchen, auch in 
einer ebenen Raumfolge durch eine drama- 
tische, überraschungsreiche Gliederung und 
Abfolge der Räume Spannung zu erzeugen 
- nur die plötzliche, allerdings überra- 
schende Offnung des Mittelflurs zur Loggien- 
halle erinnert an Loas' Intentionen. 
Die beiden Terrassenvillen-das Projekt Jor- 
dan (1931) und die realisierte Villa Winter- 
nitz (193lf32) - stehen nicht nur zeitlich 
nach den Terrassenvillen der zweiten Hälfte 
der zwanziger Jahre, sie zeigen auch das 
entwickelte Raumdispositionsrepertaire, über 
das Laos nun verfügte. Im Haus Jordan va- 
riiert Laos noch einmal das für das Praiekt 
Dr. Flesch (1924) und Haus Moller (1927) ent- 
wickelte Prinzip der querliegenden Raum- 
niveaustufe, in der Villa Winternitz dagegen 
das Prinzip der parallel zur Gartenterrasse 
angeordneten Raumniveaustufe (vorher im 
Haus Tzara (192511927) und in der Villa Mül- 
ler (1929x3o). 
Das kleine Eintamilienhauspraiekt enthält 
eine sehr überlegte Eingangssituation - eine 
Abbreviatur der lntroduktion der Villa Mül- 
ler - und eine Raumdisposition, die alles 
Wesentliche der großen Villen (Wohnhalle, 
Eßbereich, zweiter Aufenthaltsbereich) nur in 
einer konzentrierten Form der parallel zu- 
geordneten Raumstufe, wie Laos (oder mit 
Kulka)" sie ganz ähnlich im Projekt des „Wür- 
telhauses" (1930) ausgearbeitet hatte. 
1 Unser Autor: 
DipL-lng. Dielrich Worbs, 
Kanlsfr. 154a, 
D-IOOO Berlin 12 
25
	        
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