1er Thuswaldner
hitekten
Glücksbringer
Zunächst bedarf es der Rechtfertigung, warum
in einer Kunstzeitschrift von Architekten und
ihren Werken die Rede sein kann. Vielleicht
ist es möglich, diese Fragestellung, ob Architek-
tur mit Kunst zu tun habe, mit der Behauptung
zu umgehen, daß die Bauleistungen im weite-
sten Sinne zum Kulturschatten des Menschen ge-
hören. Und es ist ein guter Brauch, alles, was
mit der Kultur zusammenhängt, kritisch zu re-
tlektieren: Plastiken, Bilder, Kompositionen und
deren Interpretation, Literarisches usw. Zwischen
ihnen und der Architektur besteht allerdings ein
markanter Unterschied, der die kritische Re-
flexion nur um so dringender erscheinen läßt.
Die aufgezählten Kulturprodukte könnte man,
von einem bestimmten Standort aus gesehen,
als unnütz und als Luxus qualifizieren. Man
kann sie sich leisten (wenn man kann) und wenn
man imstande ist, eine Beziehung zu ihnen auf;
zubauen; man kann sich ihnen aber auch ver-
weigern, indem man ein Bild nicht anschaut,
nicht ins Konzert geht und kein Buch liest. An-
ders die Architektur; ihr entgeht man nicht, sie
holt uns überall ein, sie determiniert unsere Le-
bensform.
Früher einmal hätte es keiner Spitztindigkeiten
bedurft, um die Architektur zu einem Thema der
Kunst zu machen, doch ist es heute so, daß
kaum ein Laie (oder auch kein Experte?) Iden-
titäten zwischen dem Künstler und dem Architek-
ten wird feststellen können. Aber irgendwo im
Hintergrund strahlt immer noch ein wenig Glanz
aus der Vergangenheit auf die Architektenschar
von heute. Nicht immer iedoch bewährt sich das
Denkschema, wonach wir uns immer weiter von
einem paradiesischen Zustand entfernen, so daß
die heile Welt auf alle Fälle in der Vergangen-
heil zu suchen ist. Wie stand es denn um den
Architekten zur Zeit, da das Oben und Unten
noch genau fixiert war? lm 16. Jahrhundert
funktionierte dies noch gerade. Der Architekt
war nicht Absolvent irgendeiner Hochschule, er
war vielmehr zuerst einmal Handwerker, dessen
Karriere im günstigsten Fall gewöhnlich als Mei-
ster endete. Doch gab es ein paar, denen ein
Vorstoß über diesen Status hinaus gelang. Dies
bedeutete zugleich einen Vorstoß über die
Grenzen seiner Klasse als Bürger. Ja, in der
Corbusier, „Strahlende Stadt" mit Zonenauf-
llUHQ. Als Studie auf dem CIAM 1930 in Brüssel
rgelegt
chnzone
Hotels und Botschaften
City
Fabriken und Lagerhäuser
Schwerindustrie
G) Satellitenstädte
egienjngssitz, sozialwissenschaftliches Zentrum
a. m.
e „biolagische" Entwicklung der Stadt kann
ei zu beiden Seiten der Mittelachse erfolgen,
trch Ausdehnung ieder Stadtzone. Als Prinzip
das Primat des Wohnens erkennbar, ferner
a rationelle Zueinunderordnung aller Ele-
ante von Arbeit und Zerstreuung
Andrea Pallodio, Villa Godi, derzeit Mnlin-
verni, Lonedo di Luge Vicenfino (Vicsnza)
Le Corbusier, Villa Sdwwob in Lu-Chaux-dev
Fonds, erbaut 1916
Adolf Loas, Villa Kurmu, ClurenslVevey
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