DURUTltiliElUM
KUNSTABTEILUNG, WIEN, l., DOROTHEERGASSE 11,
Telefon 52 3129
611. Kunstauktion
16.,17.,18. und 19. lVlärz 1976,
14 Uhr
Gemälde, Graphik.
Skulpturen, antikes Mobiliar, Antiquitäten,
Asiatika. Waffen.
Jugendstil.
Besichtigung:
11.12.13. und 15. lVlärz1976
von1O bis18 Uhr
Sonntag, 14. lVlärz, von 9 bis13 Uhr
Für den Kunstsammler
Wiener Spaziergang
Sammlung Camillo Castiglioni ll - Bronzen
Berühmt wurde diese Sammlung auch durch ihre
vielfältigen Bronzen, umfassend Geräte, Gefäße
und Figuren.
Der Erzguß faszinierte seit frühester Menschheits-
geschichte, und das an den entferntesten Punkten
der Welt in ähnlicher Zusammensetzung und in
vielseitiger Verwendung. Der künstlerische Ge-
staltungswille drückt sich bei den Branzearbeiten
sowohl in gegossenen als auch in getriebenen
Werken aus. Seit ieher wurde Bronze als würdig
neben den Edelmetallen erachtet.
Die Renaissancestatuette mit der engen Verbunden-
heit an die Antike bilden den anziehenden Mittel-
punkt dieser Sammlung. Durch eingehende Diskus-
sionen und Schriften über Modellabfassung in Ton,
Gips oder Wadis, Ausführung des Gusses und
Nachbearbeitung gelangte die Renaissance zu
dieser Vollendung in ihren Bronzearbeiten, die so
von den Sammlern in den folgenden Jahrhunderten
geschätzt wurde.
Erwähnenswert noch, daß die Kunst des Gießens
so hoch geschützt und gehütet wurde, daß selbst
ein Donatello seine Arbeiten einem Erzgießer über-
lassen mußte.
In der vorliegenden Sammlung geben die Antiken
den Auftakt, denn nur ihretwillen ist die
Renaissancestatuette entstanden. So können
antike und Renaissancebronzen gemeinschaftlich,
iede für sich körperhaft umschlossen und
„beziehungslos" denselben Tisch zieren, auch heute.
Es gibt eine Reihe mehr oder minder freier Nach-
bildungen und Nachempfindungen antiker Bronzen
- die römische Lupa, den Rehbock, den iungen
Herkules mit der Schlange, den Dornauszieher oder
den schlafenden Eros; sie sind aber der Inbegriff
der Renaissancebranze. Umfangreich sind die
Arbeiten aus Riccios Hand - ein Merkur, ein
Maskeron auf Adlerkralle und der sitzende
Jüngling. Eine Sphinx als Eckpfeiler wird von Leo
Planiscig erstmals dem Künstler zugeschrieben.
Die Tiergestalten - mit ihrem isolierten Eigen-
leben - erwecken durch ihre Statik den Geist der
Antike.
Als Gegenstück zu dem sprengenden Pferd Riccios
kann der etwas größere Stier Giambalognes heran-
gezogen werden. In diesem Beispiel ist der antike
Niederschlag überwunden. Der Künstler verleiht
seinen naturalistischen Gestalten - wie den Vogel-
stellern - eine virtuose gekünstelte Stellung. Das
Maßgebende ist trotz aller Naturnadibildung die
Linie, das Hauptargument des Manierisrnus.
Zu den bedeutendsten Bronzen, die sich in dieser
Sammlung befinden, zählt vielleicht der Herkules
von Francesco de Sant'Aposta (BodelBranze-
statuetten).
Die literoturbekannte und berühmte „Nubierin
mit dem Spiegel", die lange als ein Werk
Giambolognes galt, wurde schließlich als eines
der schönsten Werke Vittorios berühmt.
Hervorragend die Venus Marina des gebürtigen
Toskaners Cattaneo - ein seltenes, doch
charakteristisches Werk.
Tiziano Aspetti, durch den Neptun und den Merkur
aus seiner ersten Schaffensperiode vertreten,
werden auch die zwei Evangelisten zugeschrieben,
die bereits in Florenz entstanden sein könnten.
Eine große Anzahl von Amoretten von
Raccatagliata, dem „Meister des Putto", sowie
eine Reihe kunstgewerblicher Arbeiten aus der
gleichen Werkstatt, wie ein Leuchterarm, ein Tür-
griff oder ein Tintentaß, runden diese Sammlung ab.
Dem Sinne der Renaissance entspricht auch noch
die Gruppe des Simson mit den Philistern ganz im
Sinne Michelangelos, ein Werk eines Neffen
Leonardos, des Piero da Vinci.
Den Übergang zur reinen dekorativen Bronze
finden die Künstler aus der Trabclntenschaft des
Riccio und Giambologne. Antonio und Francesco
Susini, Tacca, Francavilla tragen das
Charakteristische der Renaissance-Bronze zu Grabe.
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