Für den Kunstsammler
Franz Wagner
Anatolische Teppiche
Die Versteigerung der Sammlung lten-Maritz
Als sich mit den im 11. Jahrhundert aus ihren
turkestanischen Stammsitzen aufgebrochenen und in
der Folge in ganz Vorderasien zur Herrschaft
gelangten Seldschuken in großem Stil die
„Teppichmode" eingebürgert hatte, war die Nieder-
lassung ganzer Knüpferfomilien in den Städten
Persiens und Vorderasiens die Folge. Jedenfalls
(so schrieb bereits 1902 Ernst Kühnel in der ersten
Auflage seines Buches „Vorderasiatische Knüpf-
teppiche") hat in erster Linie die in Anatolien, das
heißt im asiatischen Teil der heutigen Türkei,
seßhaft gewordene türkische Volksschicht ent-
scheidend zur eigentlichen Entwicklung des Teppich-
„Stils" beigetragen.
Bis in das 13. Jahrhundert zurück ist die Tradition
des anatalischen Teppichs verbürgt durch gut-
erhaltene Exemplare und Fragmente aus der
Seldschukenzeit im Türk-ve-lslam Eserleri Müzesi
in Istanbul sowie in der Mevlana in Konya. Auch
Marca Polo, der 1271 das Seldschukenreich bereiste,
sprach davon, daß im Sultanat von Konya „die
besten und schönsten Teppiche gewirkt werden,
ebenso Seidenstaffe aus Karmesin und anderen
herrlichen Farben". Man hat früher gemeint, daß
die frühen Teppiche von Griechen und Armeniern
stammten. Heute besteht wohl kein Zweifel mehr
darüber, daß die in der Ala-ad-din-Moschee in
Konya und in der Eschrefoglu-Moschee in Beyschehir
aufgefundenen, qualitativ und musterlich hoch-
wertigen Teppiche van seldschukischen Fürsten,
wenn nicht gar vom Sultan selbst in Auftrag gegeben
wurden.
Kronzeuge aus dem 13. Jahrhundert ist der wunder-
bare Konya-Seldschuk mit der charaktervollen
Kufi-Borte, der, obwohl etwas altersgeschwächt, in
seiner vollen Größe von 512 x 286 Zentimetern
erhalten blieb. Die Entstehung des Teppichs um das
Jahr 1220 kann wahl mit der Fertigstellung der
Alö-ad-din-Maschee, des imposantesten Bauwerkes
der Seldschuken, in Zusammenhang gebracht
werden. Die in einem heute noch leuchtenden lndigo
gestochen schön geführten Kufi-Formen dominieren
schon von ihrer Dimension und Prägnanz her den
Teppich.
Es is: möglich, wie Kurt Erdmann meinte, daß die
archaische Größe, die diese „Konya-Seldschuks"
auszeichnet, eine Eigenart der anatalischen
Produktion war; „eine solche Monumentalität ist nie
wieder erreicht worden". Die Konya-Teppiche sind
für uns ohne Vorstufen. Ebensawenig können wir
beurteilen, wie sie sich zu den gleichzeitigen
Teppichen Persiens verhalten haben, da wir kaum
Beispiele besitzen. Das Urteil Marco Polas, der aus
Persien nach Anatolien kam, legt nahe, daß
wesentliche Unterschiede bestanden. Einen einwand-
freien Beleg für den schon frühen Export
dieser Konya-Teppiche bildet ein Detail in Giottos
Fresken in der-Arenakapelle in Padua; wahrschein-
lich benutzte Giatta einen der urkundlich nachweis-
baren Teppiche, die Venedig anlößlich der Ein-
weihung 1305 zur Verfügung stellte, als Vorlage.
Im Laufe des 14. Jahrunderts schob sich unter den
zehn Emiraten, in die das Reich der Rumseldschuken
zerfallen war, das der Osmanen an die Spitze.
Die Niederlage von Ankara (1402) hat diese Ent-
wicklung nur kurz aufgehalten, ihren Abschluß fand
sie mit der Einnahme Konstantinopels. Der früh-
osmanische Teppich verwendete nur geometrische
Muster, die anatalischen Tierteppiche des
14. Jahrhunderts verschwanden auf Grund der
Figurenfeindlichkeit der Osmanen wieder. Im Laufe
des 15. Jahrhunderts kristallisierten sich zwei Typen
heraus: die eine mit kleinteiligem Wechsel von
Oktogonen und Rauten in versetzter Reihung, die
andere mit einfacher Reihung großer Quadrate, in
die füllende Okfogone eingezeichnet sind. Zu diesen
beiden trat am Anfang des 16. Jahrhunderts eine
weitere Art, die bei anderer Zeichnung der Einzel-
formen wieder auf versetzter Reihung von Oklogon
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1875-1900. Rot und G
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khisar, um 1900-1910.
forben Rot, Gold, Sil
helles Blau. 155 x 113 cm