auf Giotto zurückgehende und im Norden noch
nicht geläufige Dreidimensionalität von Körper
und Architektur. Dieses wohl italienischste Kunst-
werk Wiens vom Ende des 14. Jahrhunderts ist
keine Wiener Arbeit: Jeweils gestiftet und ge-
malt von einem Italiener, stellt es die eindeu-
tigste Übernahme der Veroneser Schule des Tre-
cento nach Wien dar. Der Stifter des Freskas
war der aus Padua zugewanderte Magister
Galeazza di Santa Sofia, einer der namhaftesten
Ärzte in Wien", als Maler nimmt man Altichiera
da Zevio an.
Im Rahmen der vorliegenden Stellungnahme zum
mittelalterlichen Wien ist nicht Raum genug, um
allen Bezügen mittelalterlicher Geisteshaltung
am Stephansdom nachgehen zu können. Zwei
Hinweise seien iedoch noch gegeben: Von kunst-
historischen, stilkritischen Vergleichen ausgehend,
sollte versucht werden, der Problematik der
Funktion des Riesentores" historisch-Volkskund-
liche Aspekte abzugewinnen. Die These, daß die
lkonologie des Tympanan in Verbindung mit ent-
sprechender Deutung der Vallplastiken und Hoch-
reliefs an der Außenwand des Riesentores auf
die Funktion desselben als Gerichtsstötte hinwei-
sen könnte, hat zumindest einiges Bestechendes
für sich. lst das Riesentor mit seinen an Schnitz-
werk erinnernden, aus dem Holz geborenen Or-
namenten an den Bogen des Tortrichters, die
narmannischer Herkunft sind und aus dem nord-
französischen Ursprungsland weit über den Kon-
tinent mit vielen Zwischenstationen zu uns ge-
bracht worden sind, und seiner Plastik, die so-
wohl Franken (Bamberg) als auch Bayern ver-
pflichtet ist, Ausdruck der in Wien im zweiten
Jahrzehnt des "I3. Jahrhunderts einsetzenden
Neuorientierung im Sinne der Gotik, so könnte
ein Architekturteil bereits das schon von humani-
Muss.-- w.-Ä....-i..,.. VQIQFL n....:...i;-i..„ naiven",