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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXI (1976 / Heft 146)

tzdem bekommt sie vorn inhaltlichen her neue 
leutung. Die literarische Komponente des 
torismus wurde vielfach erkannt", und auch 
der Brunnenplastik tritt sie stark hervor. Ihre 
"gabe ist die Verherrlichung des Kaiserhau- 
der Hauptstadt Wien, der eigenen glor- 
:hen Vergangenheit. Der Stil fällt diesem 
oischen Programm zum Opfer. Man entlehnt 
eils den passenden stilistischen Habitus aus 
Vergangenheit und führt diese Vielfalt hin 
einem neuen Stil, dem Historismus". 
6 wurden die beiden Brunnen vor der Oper 
h Entwürfen der Architekten Siccardsburg 
van der Nüll aufgestellt. In den hochaufra- 
den, übereinandergestellten Schalen klingen 
Renaissanceelemente der Wiener Oper wie- 
an und bilden so die Ergänzung und Beto- 
g des Bauwerkes. Im plastischen Schmuck, 
von Hans Gosser stammt, wird thematisch 
ug auf das Opernhaus genommen. Die Alle- 
ien von Musik, Tanz, Freude und Leichtsinn 
der Operngassenseite werden durch die Lo- 
i, Trauer, Liebe und Rache auf der Seite der 
tnerstraße ergänzt. Eine andere Stilstufe 
 
Vergangenheit wurde für die Brunnengrup- 
zwischen den Museen herangezogen. Die 
men- und Naiadengruppen erinnen stark an 
barocken Porkbrunnen von Schönbrunn oder 
Belvederegartens. Den Künstlern - die zwei 
seitigen Gruppen schuf A. Schmidgruber, die 
an die ehemaligen Hofstallungen gelegenen 
Iaerdtl und E. Hoffmann - erschien dies der 
r Parkanlage adäquate Stil". 
Karl Kundmonn lassen sich in seinem Athe- 
'unnen vor dem Parlament Einflüsse seines 
-Aufenthalts spüren. In diesem 1898 errich- 
1 Monument werden Elemente der klassischen 
chischen und römischen Kunst vermengt und 
einem neuen Inhalt versehen. Die griechi- 
n Formen des Parlaments finden in der or- 
entalen Ausgestaltung des Brunnens ihren 
erhall und binden ihn so in das gesamte 
znsemble ein. 
Anlage des Elisabeth-Denkmales im Volks- 
en läßt eine neue Auseinandersetzung mit 
Thema Brunnen erkennen. Die strenge ar- 
-ktonische Durchgliederung der Anlage un- 
heidet sich von den neubarocken Porkbrun- 
zwischen den Museen. Die Plastik der Kai- 
I von Hans Bitterlich (1907) ist klar von den 
ien Brunnenbecken abgesetzt, trotzdem wird 
rum Kulminationspunkf der vom Architekten 
ieyer geschaffenen Anlage. Die klare Stili- 
 
sierung und die zarte, malerische Oberflächen- 
behondlung weisen bereits auf die Zeit der Se- 
zession hin. Eine neue Facette der Ringstraßen- 
kunst zeigt sich in den beiden Wandbrunnen am 
Michaelertrakt der Hofburg. Die Macht zu Lande, 
1857 von E. Hellmer geschaffen, löst sich von den 
neubarocken Formen ihrer Vorläufer und greift 
wieder Zum klassischen Stilrepertoire". Trotzdem 
ist die Gesamtwirkung eine malerische, was vor 
allem durch die Kombination verschiedener Ma- 
terialien bewirkt wird. eine gewisse geistige Grö- 
ße ist in der Konzeption spürbar, obwohl auch 
hier wieder der Künstler an ein heroisch-literari- 
sches Programm gebunden ist. Jedenfalls setzt 
sich dieser Brunnen im Ausdruck etwas von den 
beschwingten Formen seines Pendants von R. 
Weyer ab, welches die Macht zur See zum li- 
terarischen Vorwurf hat. Trotzdem ist die Wir- 
kung einheitlich - eben Ringstraßenslil. 
In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, daß 
die von E. Hellmer stammende Brunnenfigur 
der Kastalio im Hof der Universität aus dem 
Jahre 1904 bereits ganz andere Züge zeigt. Die 
Skulptur ist vereinfacht, auf ihre wesentlichen 
 
Werte reduziert und zeigt nichts mehr vom 
Pathos des Michaelertraktbrunnens. Sie kann mit 
ihren sezessionistischen Zügen neben die Elisa- 
beth im Volksgarten gestellt werden. 
Fest in der neubarocken Tradition verwurzelt ist 
iedoch der Danubiusbrunnen an der Albrechts- 
rampe von J. Meixner aus dem Jahre 1869. In 
seinem Pathos, in seinem patriotischen Programm 
und in seinen dekorativen Effekten kann er als 
ein Paradebeispiel der Brunnenbaukunst der 
Wiener Ringstraßenzeit gelten. 
IV. Wandbrunnen 
Die formale Gestaltung der Wandbrunnen hat 
ihre eigene Genetik. Während die im vorher- 
gehenden behandelten Brunnen reine Kunstge- 
bilde sind und noch ihrer eigenen Gesetzmäßig- 
keit gestaltet werden, kann man bei einigen 
Typen von Wandbrunnen noch die ursprüngliche 
Naturform herausspüren, ia oft wird sie sogar 
künstlich erzeugt. Letztlich sind es die Quell- 
heiligtümer der Antike, also in Grotten oder aus 
Felswänden entsprin-gende Wasserläufe, die spä- 
ter gefaßt und künstlerisch verziert werden und 
so zum Vorbild für die spätere Kunstform des 
Wandbrunnens werden. Diese „antiken Vorstel- 
lungen wurden in der Renaissance ,poetisch er- 
neuert', und folgerichtig entstanden in Italien, 
im Bannkreis der Antike, die ersten Anregungen 
26 
24 Andromedabrunnen. Georg Raphael Do 
1741. Metallguß. Wien, l., Wipplingerstraße 
des Alten Rathauses 
25 Die Witwe von Sarepta. Franz Xaver Me 
schmidt, 70er Jahre des 18. Jahrhunderts. E 
stein. Wien, l., Johannesgasse 15 
26 SL-Georgs-Brunnen. Anton Dominik Fern 
1853. Metallguß. Wien, l., Strauchgasse 1 
 
Anmerkungen 38-49 
" Vgl. Poch-Kalous, op. cit. S. 224. 
" Für die folgende Zusammenfassung sind als Literatur 
allem die schon zitierten Ubersichtswerke hEYOHZUZIE 
f" K. Scheffler: Verwandlu gen des Baracks in der II 
des 19. Jahrhunderts. Wi n W47. 
" E. Hellmer ir.: Ein Monumentalbrunnen und seine 
stehung. Wien 1900. 
" Henneba - Hoffmann, op. cit., Bd. ll, S. 71. 
ff E. Herget: Die Sala Terrena im deutschen Barodc l 
besonderer Berücksichtigung ihrer Entwicklung aus 
abendländischen Grottenarchitektur. Phil. Diss., Front 
Main 1954. 
M Vgl. Anm. 25. _ 
"A. Ilg F. X. Messerschmidt. Leben und Werke. Lei 
1335. M. Malikova: Die Porträtplastik des F. X. Me 
schmidt. In: Mitteilungen der (Österreichischen Gal 
Jg. 9, m. sa, was. 
" Vgl. H. AurenhammerlFernkarn, op. cit. 
" Feuchtmüller - Mrazek, 0D- cit. 
" A. Rautenberg, op. cit., S. 75. _ 
"Renaissance in Österreich, Katalog, op. cit., Kat 
493-494.
	        
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