I Aktuelles Kunstgeschehen I Österreich
lrma Rafaela Toledo
Mögen viele Werke der Salzburger Malerin
„prima vista" an Absichten der informellen
Malerei und des Tachismus erinnern, so haben
sie doch damit kaum etwas gemeinsam. Denn
der wahlüberlegte Forbaufbou in den Gemälden
wie in den bezaubernd schönen Aquarellen
hat durchaus nichts „Automatisches", wohl aber
vielleicht Unbewußtes an sich. Die goldschmied-
haft leuchtenden, an die Strahlkraft mittelalterlicher
Glasgemälde erinnernden Farben machen, auch
in ihren Hell-Dunkel-Spannungen, die große
malerische Kraft Frau Toledos deutlich.
(7.-60. 5. 1976) - (Abb. 17)
Galerie Academia
John Foster MacFarlane
Der 2Biöhrige, in Cardiff, Wales, lebende Maler
zeichnet mit feinsten Farbvaleurs und radiert
in überzeugenden Schwarzweißwirkungen. Die
hingehauchten Farbkoloraturen sind ihrem Inhalt
nach einem Phantastischen Realismus - jedoch
nicht dem der Wiener Ausprägung - entnommen.
Ein „Small obiect wrapped in cloth", eine
„Londscape with two bound obiects" oder die
(radierte) „Vogelfalle" sind Charakteristika für
das Leitmotiv der Arbeiten MacFarlanes: In
undefinierbaren Landschaften werden in Ver-
wesung befindliche, oft gar nicht zu identifizie-
rende Körper umwickelt, ummantelt, wie mit
Fadenknöuel oder Mumienbinden umgeben
dargestellt. Sind es Sinnbilder der Nichtigkeit
irdischen Lebens, sind es legitime Nachfolger der
alten „Vanitas-Darstellungen"?
(Bw-SO 4. 1976) - (Abb. 13)
Residenzgalerie
Oskar Kokoschka, Druckgraphik
Bei den gezeigten, besonders sorgfältig gehängten
Blättern handelt es sich etwa um ein Drittel iener
vollständigen Sammlung der gesamten
Druckgraphik Kokaschkas, die (wie schon im
Heft 144 ausführlich berichtet) Professor Friedrich
Welz zum Gründungsbestand der neuen landes-
eigenen „Graphischen Sammlung Rupertinum"
in Salzburg gestiftet hat.
(1. 1-30. 4. 1976)
Max-Reinhordt-Forschungsstötte
im Schloß Arenberg
Clemens Holzmeister: „Theaterbauten
und Bühnenbilder für Salzburg"
175 Skizzen, Pläne, Modelle, Bühnenbild- und
Szenenfotos aller Theaterbauten und aller
Bühnenbilder, die Clemens Holzmeister seit 1926,
seit ihm der damalige Landeshauptmann Rehrl
den Auftrag zum Umbau des schon von Eduard
Hütter als Provisorium empfundenen ersten
Festspielhauses erteilt hatte, für Salzburg
proiektiert oder ausgeführt hat, waren hier zu
einer glanzvollen Ausstellung vereinigt.
(9. 4.-5. 5. 1976)
Franz Wagner
Kärnten
Villach - Galerie im Tomschehof
Karl Anton Fleck
Der Wiener Maler und Graphiker zeigte große
Aktzeichnungen. Die meisten Arbeiten, um das
Jahr 1974 entstanden, bewiesen sehr schön,
daß Fleck seinen Strich beherrscht. Da gibt
es keine hübschen Schummerungen und Schattie-
rungen, die Plastizität vorspiegeln. Hier sind
allein die Linien, die in kühner und sicherer
Führung dorthin gesetzt sind, wo sie hingehören,
dominant. Aber auch die Ebene des Zeichen-
blattes ist mit diesen in nicht alltäglichen
Haltungen abgebildeten Akten graphisch gut
beherrscht. Fleck weiß anscheinend genau, wo er
aufhören muß, und oft ist bei ihm ein Strich
weniger ein Mehr an Wirkung.
(23. 4.-3. 5. 1976) - (Abb. 12)
Steiermark
Graz - Johanneum
40
Magda Paszthy
Im Haus Neutorgasse 45 war eine Gastousstellung
der Budapester Texlilkiinstlerin zu sehen. Es
war eine höchst erfreuliche, farbige und formale
Belebung der üblichen Textilarbeiten festzustellen.
Man konnte sehen, daß gewisse Tendenzen der
Lockerung des Geflechtes, der Betonung iener
mit dem Arbeitsvorgang zusammenhängenden
Strukturen heute allgemein verfolgt werden
und weit über alle Grenzen Eingang in die
Gestaltung dieses Materials gefunden haben.
(14. 4.-9. 5. 1976) - (Abb. 19)
Neue Galerie
Godwin Ekhard
Der 1932 in Kalwang geborene und seit vielen
Jahren in Rom lebende Künstler, der lange zu
den Malern eines Neo-Manierismus gerechnet
wurde, zeigte 88 Arbeiten. Es sind aus verschie-
denen Materialien, zum Teil auch aus vorgeformten
Gegenständen montierte Obiekte, auch einige
Zeichnungen waren vertreten. Wer Ekhards
künstlerischen Weg verfolgt, wird feststellen
müssen, daß der Maler schon weit bessere Phasen
hatte. Manche der in Graz ausgestellten Obiekte
waren peinlich simpel. Vielleicht macht Ekhard
ganz einfach zuviel. Schade, daß er gerade
ietzt zu einer soldi repräsentativen Schau kommt.
(9. 4.-2. 5. 1976) - (Abb. 20)
Ferdinand Penker
1950 in Klagenfurt geboren, zeigte Penker 73
Obiekte, zum Teil Ul auf Leinwand, zum Teil
Bleistift oder Farbstift auf Papier, dabei handelt
es sich fast ausschließlich um eine konstruktive
Flächenteilung, die ab und zu, besonders bei den
Ulbildern, etwas lockerer wird und damit,
auch den ihr eigenen Charakter verlierend,
einen verwaschenen Eindruck macht. Bei diesen
Obiekten wird die „kunst der sprache", wie
W. Skreiner im Vorwort des Kataloges die
Kreationen kommentiert, zu einem unartikulierten
Stammeln.
(9. 4.-2. 5. 1976) - (Abb. 21)
Oberösterreich
Linz - Neue Galerie
Hommage ä O. K.
Zur Würdigung von Oskar Kokaschkas 90. Geburts-
tag waren alle im Besitz der Galerie befindlichen
Werke des Meisters und Wegbereiters des
Expressionismus zu sehen. Es handelte sich um
die sehr beachtliche Zahl von fünf Ulbildern,
darunter die bekannten „Die Freunde", 19l7l1B,
und „Bildnis des Bundespräsidenten Dr. h. c.
Theodor Körner", 1948, und 60 graphische
Arbeiten. Fast alle Schaffensperioden konnten in
der Schau eingesehen werden.
(19. 2.-27. 3. 1976)
Der Himmel Elleno
Zeichnungen und Malereien aus dem nieder-
österreichischen Landeskrankenhaus für Psychiatrie
und Neurologie Klosterneuburg gaben Einblick
in ein Gebiet, das unter den Namen zustands-
gebundene Kunst zu manchen Vergleichen, zu
falschen Schlüssen und doch auch zu wichtigen
Erkenntnissen verhalf.
(26. 1-20. 3. 1976)
Walter Gropius
Die Schau war als umfassende Information über
die Bauten und Projekte des großen, 1883 in
Berlin geborenen und 1969 in Boston verstorbenen
Architekten gedacht. Sie illustrierte die Arbeiten
der Zeit von 1906-1969. 217 Fototafeln, zwei Filme
und 80 Farbdiapositive.
(18. 11.-10. 4. 1976)
Arnulf Rainer
Etwa B0 Exponate geben einen Überblick über
die von Rainer in den letzten Jahren geübte
„expressive Körpersprache". Beginnend mit der
Wiedergabe der einfachen Gesichtsbemalungen,
die in den sechziger Jahren entstanden sind und am
ehesten mit den Tätowierungen primitiver Völker
verglichen werden können, bis zu den kompli-
zierten „Verdeckungen" und „Grimassenbildern"
wurde ein einmaliger Weg der Gestaltung
dokumentiert. Rainer bezeichnet in einem
erstmals in deutscher Sprache veröffentlichten
Begleitwort seine „tragikomischen Posen" als
„eine Suche nach den vielen möglichen und un-
möglichen Menschen, die in uns allen stecken".
Mit der zusätzlichen Überarbeitung der Fotos
wird eine Vereinigung des „schauspielerischen
und grafischen Ausdrucksmediums zu einer einzigen
Kunstform" erreicht. Mag man nun wie immer
zu dieser Aussage stehen, es wird einem bei
dieser umfassenden Übersicht bewußt geworden
sein, daß der Einsatz des ganzen Menschen
Rainer hinter allen diesen Äußerungen steht.
(31. 31.-30. 4. 1976) - (Abb. 22)
Niederösterreich
Perchtoldsdorf - Galerie Romanum
Winnie Jakob
Die bekannte Zeichnerin, die sehr viel für
Zeitungen arbeitet, durch Buchillustrationen und
besonders durch ihre sehr flotten, pfiffigen
Künstlerporträts bekannt ist, zeigte hier ein
„Sati(e)risches Kabinett": beim Wort genommene
Fabeltiere, mit viel Humor und Witz gestaltet.
(17.-31. 3. 1976) - (Abb. 23)
Hans Essinger
Der 1900 in Mödling geborene Künstler stellte
Zeichnungen und Druckgraphiken nach Motiven
nach der Natur aus, wobei es sich um brave
Studien handelte, die wenig anspruchsvoll
waren.
Überhaupt kann man feststellen, daß die Galerie,
die einst mit recht großen Ambitionen begonnen
hatte, in den letzten Monaten nur wenige
Höhepunkte in ihrem Ausstellungsprogramm zu
verzeichnen hatte.
(21. 11.-12. 5. 1976) - (Abb. 24)
Alois Voge