Stadt bildete den wichtigsten Abschnitt seines Lebens. Donner verweilte hier durch zehn
Jahre und eine Reihe von Arbeiten, die wir heute in Wien dnden, die Büste Carl VI. im
Belvedere„die Mehrzahl der Basreliefs im österr. Museum und selbst die Mittelgruppe von
dem Brunnen am neuen Markts rühren aus der Zeit seines Pressburger Aufenthaltes her.
Pressbur besitzt noch heute drei der grösseren Werke Bnph. Donner's: die in Erz ge-
gossene ruppe des b. Martin in der Domkirche (nächst den Brunnenligurnu inWien das
bedeutendste Werk des Künstlers), die Jahreszeiten", vier aus Sandstein guneisselte Figuren
im Grsssalcowitschhchen Palnste und einen inErz gegossenen „Christin am Kreuze" auf
dem benachbarten Celvsrienherge. Von den Jahreszeiten zeigen besonders Sommer und
Herbst einen feinen Fermensinu. Diese verhiiltuissmässig weniger bekannten Werke, ver-
glichen mit den Bssreliefs im österr. Museum (Bebecca am Brunnen, Urtheil des Paris,
Thetis bei Vulcan, der sterbende Fechter und Prometheus) zeigen Donner's Bingen nach
Vollendung, das Abstreifen veralteter Ueberlieferungen, die nsturslistische Auffassung der
Köpfe, die einfache Verkörperung mythologischer Scenen , dubei aber auch die Mängel in
der Anordnung des Costumes und die Reminiscenzen an gewisse, dem Bareckstyl eigen-
thiimliche Bewegungen. Seinen weit verbreiteten Ruf verdankt R. Donner vorzugsweise
den Brunnenfiguren am neuen Markts und dem Brunnenrelief im Rath-
hause.
Der Sprecher gab nähere Andeutungen über das allmiilige Znstnndkomlnen des ersteren
nicht in Einem Geiste concipirten und gearbeiteten Kunstwerkes. Von den conventionellen
Formen seiner Zeit, von den Ueberlieferuugen der verkiimmerten italienischen Schule sich
lossegend, suchte Donner in diesen seinen besten Arbeiten die Schönheit in der Wahrheit
und führte die menschliche Gestalt auf einfache natürliche Verhältnisse zurück. Er kehrte
dem hohlen, von falschem Pathos getragenen Idealismus seiner Vorgänger den Rücken und
verzichtete mit feinem Gefühle auf solche Wirkungen, welche ausserhalb der Aufgaben und
den Grenzen plastischer Darstellung liegen. Das Studium der Antike, soweit ihrn dasselbe
zugänglich war und jenes der Natur lehrten ihn, nach Wahrheit des Ausdrucks, nach Au-
rnnth und Grazie der Bewegung, nach einer leicht verständlichen Wiedergabe seiner Ideen
zu streben. Sein bleibendes Verdienst ist jenes, einer der ersten und der nnermiidete Vor-
kiimpfcr für cine bessere und odlerc Richtung der Kunst in Oesterreich gewesen zu sein.
Zur Geschichte des Zeichenunterrichtes.
Die Geschichte des Zeichenunterrichtes ist noch ungeschrieben. Das österr. Museum
sammelt seit seinem Beginne Materials iiir dieselbe, weniger in der Absicht, um Steif
Fir eine gelehrte Untersuchung zu besitzen, als vielmehr in jener, den Zeichenlehrern Ein-
sicht in die verschiedenen Lehrmethoden der Vergangenheit und der Gegenwart zu ver-
schlagen und ihnen das Unterrichtsmuterinle im weitesten Sinne des Wortes zugänglich zu
mac en.
Die Lehrmittel-Sammlung, welche das Museum gegenwärtig besitzt, umfasst eine
Reihe von Vorlagen, wie dieselben in deutschen, englischen und fram
zösischen Schulen gebraucht werden, Zeicheubiicher älterer Zeit, Werke iiber
die verschiedenen Zweige des Zeichenunterrichties, der Perspective u. s. f. In diesem Augen-
blicke ist eine kleine Exposition von Lehrmuterialien hinzugekommen, welche
sich auf den Unterricht in der Plastik, auf den Gebrauch von Gliedermännem bezieht.
Auf diese kleine Ausstellung lenken wir die Aufmerksamkeit unserer Leser. -
Dieselbe besteht aus folgenden Gegenständen: Zuerst aus vier in Lindenholz ge-
schnitzten Figuren - einen und denselben unbekleideten Heros verstellend -- in vier vere
schiedanen Stadien der technischen Behandlung des Holzschneidens. Diese vier Figürchen
S" 8'" hoch und Eigsnthmn des Herrn F. Z. M. Ritters von Hsuslab, sind nach dem
Principe, das in den guten Zeiten der Kunsttechnik in der Plastik in Uebuug wer, ge-
arbeitet. Die Figuren sind nach Flächen geschnitten, und diese folgen den Hauptformen
des Körpers, so dass bei dem letzten Modelle mit consequenter Berechnung des Flächen-
schnittes in der Richtung der Hauptfornien des Körpers die fest vollendete Kiirperform
zur Erscheinung kömmt. Diese vier Modelle haben seiner Zeit die Anerkennung des
verstorbenen Miinzgraveur-Directors J. D. Böhm gefunden, in dessen Besitz dieselben ge-
kommen. Herr F. Z. M. Ritter von lhsuslßb hat dem Museum gestattet, genaue Cepien
in Holz abzunehmen; auf diese Weise ist auch das Museum in die Lage versetzt, diese
Copien verwandten Anstalten und Schulen zugänglich zu machen.
An diese vier Figuren scbliessen sich zwei schöne in Holz ausgeführte Gliedermänner,
gleichfalls aus dem Besitze des Herrn F. Z. M. v. Hsuslab en. (Im verliossenen Jahre
wurden zwei in Holz ausgeführte Gliedennäuner aus dem Besitze des Ferdinsndeums