Derzeit sind Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten an den Fundstücken im Gange.
Auch eine Großpublikation des Fundes durch Professor Dr. Rudolf Laur-Belort, den Betreuer
des Augster Römermuseums. ist in Vorbereitung.
Im Zusammenhang mit Straßenbauarbeiten wurden weitere Sondierungen und Grabungen
nach Überresten der einstigen Colonia Augusta Rduried vorgenommen, die u.a. zur Fest-
stellung eines keltischen Viereckstempels mit Umfassungsmauer führten. - Die Stiftung Pro
Augusta Raurica hat unter Leitung von Professor Dr. LaursBelart die Curia (Rathaus) im
Grundriß restaurieren lassen.
Erstfeld: Hier wurde im Herbst 1961 bei Bauarbeiten 9 rn unter dem Bodenniveau ein Depot-
fund gehoben. Es handelt sich um sieben goldene keltische Ringe. die wohl im 4. Jh. v. Chr.
von einem Händler vor unvermittelter Gefahr verborgen worden waren. Der Direktor des
Schweizer Landesmuseums in . h. dem nunmehrigen Aufstellungsort der Ringe. legte
Ende März Bericht ab über die wissenschaftlichen Bemühungen um die Einordnung des Fundes.
Die Schmuckstücke hatten sicherlich religiöse Bedeutung; vom Formaten her bezeugen sie die
rege Auseinandersetzung der keltischen Künstler mit der mittelmeerlschen Btldwelt.
Luzern: Der Maria-End-Altar in der Luzerner Hofkirche wurde in letzter Zeit grundlich
restauriert und von Ubermalungen des 19. Jahrhunderts befreit. Nur die Vergoldung der
Gewandpartien aus den Jahren 1859-1862 mußte belassen werden. da die entsprechende
Originalfassung der vor einem Jahrhundert erfolgten Restaurierung zum Opfer gefallen war.
Das lnkarnat der figurenreichen Darstellung erwies sich nach Abnahme der Restaurierungs-
schicht jedoch als vollständig erhalten.
Der Schöpfer des Maria-End-(Marientod-) Altares ist aller Wahrscheinlichkeit nach Jörg Wild,
der vielleicht aus Konstanz stammt, 148MB? in Baden im Aargau aktenmößig faftbar und 1501
in Luzern bezeugt ist. 1520 wurde dem ob seines ungestümen Lebenswandel; betangten Meister
bei einem Streit von einem Gesellen die Hand abgehauen.
Die Restaurierung des Altarwerkes war insoferne von großer kunsthistorischer Bedeutung.
als durch sie die Annahme entkräftet wurde. es handele sich hier um eine gotisierende Arbeit
des 17. Jahrhunderts.
Neue Funde im Raum von Rom. In der Nähe des Olympischen Dorfes stieß ein 13jdhriger Knabe
auf ein Römergrab des 1. Jh. n. Chr.. das mit Sluckreliefs reicht verziert war. die im Laufe
der Zeit jedoch schwer gelitten hatten, dürfte das Grab doch als Unterschlupf für Vagabunden
gedient haben. Die Darstellungen zeigen Szenen und Persönlichkeiten aus der römischen
Mythologie. darunter auch die "Schutzheiligen" der Urbs, Castor und Pollux.
In Marino in den Albanerbergen stieß man bei Bauarbeiten für einen unterirdischen Wein-
keller auf ein römisches Mithrüum. das mit wohlerhattenen Fresken gschmiickt ist. die Mithras
bei der rituellen Tötung des Stieres. aber auch Sonne und Mond. den Raben als Sonnenboten
und die Tiere des Guten und Bösen (Jagdhund und Schlange) zeigen. Unterhalb der Symbole
von Sonne und Mond sind in slreifentörmiger Anordnung je vier Szenen aus der Mithras-
Legende dargestellt.
Ägypten: Die Sammlung der UNESCO für die Rettung der Tempel von Abu Simbel. die in
dem bereits in Ausführung begriffenen Stausee van Assuan versinken sollen, erbrachte statt
der benötigten 30.5 Millionen Dollar nur 7.5 Millionen ein. Damit muß das von italienischen
Ingenieuren ausgearbeitete Projekt zur Erhaltung der Tempel zunächst als gescheitert
betrachtet werden. Anfang April gab die UNESCO jedoch bekannt, daß sie trotzdem nichts
unversucht lassen wolle. die Tempel vor dem buchstäblichen Untergang zu bewahren.
Wichtiger Plastikfund. Mitte April wurden Frsemeldungen zufolge auf dem Dachboden eines
vor zwei Jahrhunderten aufgelassenen Klosters in Schönbach im Waldviertet zwei Skulpturen
gefunden. ein Christus am Kreuz und eine Darstellung Christi nach der Kreuzabnahme. Die
holzgeschnitzten Arbeiten entstammen der Zeit um 1420: die Haarpartien sind nicht
geschnitzt. sondern werden im Sinne des spütmittelalterlichen Realismus aus echtem Menschen-
haar gebildet. Ebenso besteht die Dornenkrone aus echten Dornranken. Die Skulpturen sollen
nach erfolgter Restaurierung wieder in der Kirche aufgestellt werden. für die sie bestimmt
waren. Die Kirche von Schönbach beherbergt heute noch, trotz aller Barockisierung. drei
gotische Flügelaltäre und eine jener selten gewordenen gotischen Dreifaltigkeitsdarsteliurigen,
bei denen auch der HI. Geist in menschlicher Farm wiedergegeben ist. Dieser Darstellungs-
typ wurde durch das Tridentiner Konzil verboten.
Die Kirche VON Schönbach selbst, ein spötgotischer Bau. wurde im Zuge einer General-
restovrierung in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt.
Moskau: Mitte April fand während dreier Tage ein Kunstlerkongreß statt. der es sich zur
Aufgabe gesetzt hatte, einen Rückblick auf das künstlerische Schaffen in den seit der Abhaltung
des letzten Kongresses vergangenen sechs Jahren zu geben. Leanid lljitschow, der neue Chef-
ideologe der KPdSU. verlas ein Begrüßungsschreiben des ZK. das von den sowjetischen
Künstlern Werke mit ldeengeholt und starker Kraft forderte, "welche die moderne Wende
in ihrer farbigen Mannigfaltigkeit wahrheitsgetreu widerspiegeln und durch ihren Humanismus
Respekt vor dem Menschen erwecken" sollten. Die Bildhauerin Jekaterina Belaschowa
bezeichnete in einerr dreistündigen Referat den sozialistischen Realismus als ..Waffe im Kampf
für den Kommunismus". Sie sieht in der modernen realistischen Kunst des Westens eine Ver-
bündete im Kampf gegen die "reaktionäre bürgerliche Kultur": ferner bestritt sie. daß in
Kreisen sowi ischer Künstler so etwas wie ein Kampfder Generationen herrsche. .. n unserem
Verband marschieren beide. die Jungen wie die Alten. dem gemeinsamen Ziel entgegen.
dem Aufbau der kommunistischen Gesellschaft." Köller
KUNSTGEGENSTÄNDE ALS WERTANLI
(Abbildw
und Komm:
1_
VORSCHAU"
ÖSTERREICHISCHER MUSEEN
UND GALERIEN
Das Niederösterreichixche Landesmuseum
im Z. Halbichr1963
Nach der Sommerpnuse nimmt das N.-Ö.
Landesmuseum in Wien seine Ausstellungs-
Iätigkeit cm 13. Seplember wieder auf: An
diesem Tag wird die traditionelle Schwam-
merlausslellung "Pilze sammeln leicht ge-
macht" eröffnet. Sie dciuerl bis zum 4. No-
vember und wird ab 8. November von
einer Ausstellung ..Neuerwerbungen e
Gemälde. Aquarelle. Zeichnungen" abgelöst.
die bis zum 1. Delernber zu sehen sein wird.
Die letzte Ausstellungsverdnslciltung ward
"Weihnachten im Vordlpenldnd" sein
(6.12. 1963?6.1.1964).
Sulxburg: Das Sommerprogramm der
Galerie Welz
In den Gulerierüumen. Sigmund-Hufiner-
Gasse 16, findet vom 27. 7. bis 15.9. eine
Ausstellung von Aquarellen, Pastellen und
Hundzeichnungen von Ernst Ludwig Kirchner,
einem der Hciuptmeisier des deutschen
Expressionismus und der Künstlergruppe
"Die Brücke". statt.
Im Souterrain der Galerie lSi zur gleichen
Zeit eine Kollektion ITIINElGHEFIiChEF Plcislik
Zu sehen.
In der Austellungshalle im Zwerglgurten
wird eine Kollektion von Steinskulpluren,
Gemälden und Radierungen von Alfred
Hrdlicku gezeigt. Hrdlickc isI dieses Jahr
Leiter der Klasse Mr Bildhauerei an der
lnlernciticnclen Sommerckademie für bil-
dende Kunst auf der Fstung Hohensalz-
burg.
54
Klagenfurt: Herbstprogrumm der
Galer Wullengasse
Augus . Hermcm de Vries. Holland. Bilder
und Skulpturen; erste Einzelausslellung in
Österreich.
September: Hans Stuudcicher. Kärnten,
Bilder und Graphiken.
Petronell: Ein neues Kunstgewerbemuseum.
In Schloß Petronell. das bereits ein Donau-
museum und eine kleine Kollektion von
Ausgrabungen aus Ccirnunlum beherbergt,
wird demnächst ein Kunslgewerbernuseum
eröffnet. dem ein Flügel des Gebäudes mit
neun größeren und kleineren Räumen sowie
ein langer Gang zur Verfügung steht. Die
Exponate sind Besitz des Oslerreichischen
Museums für angewandte Kunst, das mil
chronischem Ruummcingel zu kämpfen hat
und nunmehr die Gelegenheit wuhrncihm,
kostbare. bisher noch nicht gezeigte Gegen-
stände der Öffentlichkeit ständig zugänglich
zu machen. Im Mittelpunkt der Schuustellung
slehen Beispiele des Kunslhcindwerks aus
verschiedenen europäischen Ländern. vor-
nehmlich aus dem 18. Jahrhundert. Es
handelt sich um MODIIIGV. Gläser. Keramiken,
Figural- und Hohlporzellun. Kostümen
sonstige Textilien sowie Silber- und Gold-
schmiedeurbeiien und Gegenstände aus
Zinn. Bronze und Elfenbein. Auch Meister-
werke der Kunslschlosserel und andere
erlesene Erleugnisse des Schmiedehandwerks
fehlen nicht.
Das Kunslgewerbemuseum in Petronell ist
insoferne ein Novum. als das Schloß selbst
Privcilbesilz isI. während die Exponate einer
stuullichen Sammlung entstammen.
Bei dieser Gelegenheit sei erwähnt. duß um
2. Juni in Schloß Pillnitz bei Dresden eine
wichtige Ausstellung "Kunsthandwerk des
18. Jahrhunderts" eröffnet wurde. K.