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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXI (1976 / Heft 148 und 149)

lomas Zaunschirm 
iorgiones 
Drei Philosophen" 
ainer Nichte gewidmet 
Giorgiones Bild der „Drei Philosophen" im Kunst- 
historischen Museum in Wien hat wie kaum ein 
anderes Werk der Kunstgeschichte die Phanta- 
sie angeregt und öfter als einmal die Kunstl-ii- 
storiker verzweifeln lassen. Ott, wenn ein For- 
scher glaubte, sich der Resignation entziehen zu 
müssen, und sich wieder an einer Interpreta- 
tion versuchte, so geschah das meist mit einer 
einleitenden Bitte um Verständnis, daß man sich 
wieder dazu hat verleiten lassen, an das rätsel- 
hafte Gemälde heranzugehen. Ein „Geheimnis" 
dieses und anderer Giorgione zugeschriebener 
Bilder hat man sehen wollen und von einem 
„Mythos" dieses Künstlers geschrieben. So wie 
sich die Bildwelt dieser Werke einer ikonogra- 
phisch orientierten Fragestellung nicht zu öffnen 
scheint, so sehr scheint sich ebenso die Person 
des venezianischen Malers der interessierten An- 
näherung zu entziehen. 
Die allgemeine Vorstellung von der veneziani- 
schen Malerei der Renaissance wird von drei 
Namen geprägt. Von Giovanni Bellini und Ti- 
zian, den beiden überragenden Gestalten des 
Quattro- bzw. Cinquecento, und von dem an 
der Schwelle des 16. Jahrhunderts, nur im er- 
sten Jahrzehnt wirkenden Giorgione. Es gibt 
keine denkbar größere Diskrepanz zwischen den 
etwa 1300 Forschungsarbeiten, einschließlich der 
spärlich erhaltenen Quellen, und den wenigen 
damit erlangten sicheren Erkenntnissenl. Manche 
Probleme sind überhaupt noch nicht angegangen 
worden. Weder gibt es Farb- und Lichtanaly- 
sen, die über Einzelbeobachtungen hinausgingen, 
obwohl seit ieher gerade darin das größte Ver- 
dienst erkannt worden ist, nach ist das Ver- 
hältnis Bellini-Giorgione und Giorgione-Tizian 
untersucht wardenÄ 
Daß er aus Casteltranco stammte, wo sich heute 
noch im Dom sein erstes Meisterwerk, die „Ma- 
donna von Castelfranco", das nach neuesten 
Forschungen kurz nach der Jahrhundertwende 
entstanden sein kanna, befindet, und daß er 
wahrscheinlich in der Werkstatt G. Bellinis seine 
Lehrzeit verbrachte, darf als gesichert gelten. 
Seine Lebensdaten lassen sich aus zwei Quellen 
erschließen. Aus einem Brief Taddeo Albanos 
vom 7. November 1510 an lsabella d'Este, die 
sich für ein Gemälde interessierte, wissen wir, 
daß er ein paar Tage vorher an der Pest ge- 
storben war. Die Pest hatte im SeptemberlOkta- 
ber in Venedig ihren Höhepunkt erreicht. Die an- 
dere Quelle bildet Vasari, der allerdings in den 
zwei Ausgaben seiner „Viten" einander wider- 
sprechende Daten nennt. 1550 schreibt er, Gior- 
gione sei 1477 geboren worden und 1511 im 
Alter von 34 Jahren gestorben. 1568 korrigiert 
er das Geburtsjahr auf 1478, in die Regierungs- 
zeit des Dogen Giovanni Mocenigo, das Alter 
von 34 Jahren und das Todesdatum bleiben 
unverändert. Da das Todesdatum 1510 sicher 
Giorgione, Ausschnii! aus „Die drei Philosophen" 
merkungen 1-3 
"wehe du1u das nichl voHsfändige Liferaiurverzeichnis 
ei; Pignulii, n Giorgione, Venedig 1m, London 1971. 
Vurauf hol zulelzv wieder Hornig, Cm, Norbert Huse, 
Pudien zu Giovunni Bellmi, Kunskhronik Dezember 1975, 
. 448 L, verwiesen. Homigs in Druck befindlizher Am. 
m1 „Glorgiones sparwerk" m den Pisaner Annalen wird 
er Diskussion neue Anregungen geben 
mderson, J.; Same new documnnis relaiing n: Gier- 
ienes „Cuslelfrcnco Allurpieze" und his pnlrcm Tuzio 
Äosicnzo, Arie Venelu XXVH, Venedwg 1973, S. 294.
	        
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