vllfried Semper, Ersfes Dresdener Hoftheater.
muf in den Jahren 1838-1841
bewirken eine mehr „klassische" Harmonie des
Baues als bei den Plänen für Rio; zu dieser
„klassischen" Harmonie gehört der Ausdruck ru-
higer maiestätischer Entfaltung beim Münchner
Projekt.
Das Zusdwauerhaus tritt erstmals segmentbogig
vor; der Segmentbogen ist organischer als die
noch stereometrisch „exakte" Halbzylinderfarm
der Auditorien von Dresden I und Rio.
Es sei ausnahmsweise ein Einzelmotiv erwähnt;
die bekrönende Quadriga auf der Exedra. Sie
bedeutet eine mehrteilige, radiale, als Ganzes
fächerförmig ausstrahlende Symbolisierung des
Freiherr v. Hasenauers Hand signiert und datiert
Semper 8. Hasenauer 20112 869"". Hier ist
wieder ein Burgtheaterproiekt dem Westflügel
der geplanten Neuen Burg durch Galerie oder
Brücke verbunden; diesmal entspricht es aber im
Typus bereits der Ausführung. Der Standort des
ausgeführten Theaters wird erstmals am 9. Mai
1871 erwähnt, und zwar in einer Sitzung des Bau-
Comites, das bezüglich der Forumsanlage ge-
bildet worden war und Semper verschiedentlich
in bürokratischer Weise behinderte. Am genann-
ten Tag äußerte Franz Freiherr v. Matzinger,
ein Ministerialrat, der bei den Sitzungen häufig
ungen 1-16
yttfried Semper und dessen Manumentalbauten am
ener Theaterplatz, Dresden 1913, zit. nadi: Fröhlich
, Gottfried Semper, Zeidinerischer Nachlaß an der
iirich, Basel u. Stuttgart 1974, S. 40, Anm. 14.
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31580, Nr. i, S. 2.
is Durand, Precis des Le ons d'Architecture, Paris
laf. 16 des lll. Teils; Frö lich, zit. Anm. 1, S. 178
b.
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iilsezlle Canvertite nella strada del Carso di Romu,
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20. Jahrgang, 1975, Heft 1421143, S. 49-56.
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Il'l'l. .
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nach Fröhlich, zlt. Anm. 1, S. 18'], Nr. 194-1-10;
tes Exemplar gelagert Kriegsardiiv Wien, ehemals
iuptmannsdiaft Wien, ohne Nr.
Haf- und Staatsarchiv Wien, Abteilung Staats-
des Inneren und der Justiz, Fascicel N 77, 1.
i.
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Burg, wierr 1941, . 2a i: Festschrift des Kunst-
sdi_'en_rtv_4li)1seums zur Feier des lünfzigiährigen Be-
s. . ei.
Akademie der bildenden Künste, Kupferstichkabi-
nv.-Nr. 21.155; unvollendete Bleiausfülirung ibidem
r. 11.164.
Triumphes göttlicher Transzendenz im sich selbst
durch die dramatische Selbstdarstellung erlösen-
den Menschen". Die Fächerform und ihr ver-
wandte ausspreizende Bildungen wurden als
adäquate Symbolformen pathetischen Selbstge-
nusses sowie verwandter Stimmungsgehalte im
Kontinuismus so häufig verwendet, besonders bei
Bekrönungen eines komponierten Gebildes (Ge-
bäude, Gemälde, Skulpturen etc), daß diese Fö-
cherfarmen zu den wichtigsten formalen Spezi-
fika der Epoche gehören.
Damit wird zur Planung des Burgtheaters durch
Semper übergegangen. Auf einem En-bloc-
Grundriß des Wiener Kaiserforums (Kunst- und
Naturhistorisches Hofmuseum und der teilweise
ausgeführte Bau der Neuen Hofburg], der nach
Manfred Sempers Quellenpublikation möglicher-
weise das erste Planungsstadium des Forums
zeigt und in diesem Falle von Semper spätestens
am 22. Juni 1869 gezeichnet worden sein muß",
erscheint ein dem Westflügel der geplanten
Neuen Burg durch eine Brücke oder Galerie
verbundenes Burgtheaterproiekt, das grundriß-
mäßig auffallend Sempers erstem Dresdener
Theater ähnelt. Das nächste dem Verfasser be-
kannte Planungsstadium des Burgtheaters zeigt
einen Beletagengrundriß des Forums, von Carl
das Wort ergriff, das Theater solle auf dem ehe-
maligen Schillerplatz, nächst dem „Paradeis-
gartl", erbaut werden". Das „Paradeisgortl"
war der nordwestliche Teil des Volksgartens",
der nächstliegende mögliche Platz kann nur der
gewesen sein, wohin das Theater zu stehen
kam. Offen blieb dann nur, ob es in der Rat-
hauscichse - wie es geschah - oder außerhalb
derselben erbaut wurde.
Am 11. Oktober 1871 legten Semper und Ha-
senauer eine „Praiekt-Skizze" für das Theater
dem Bau-Comite vor, mit ider Löngsseite gegen
die Ringstraße. Ein an erster Stelle von Semper
und an zweiter von Hasenauer signierter und
von letzterem 11. Oktober 1871 datierter Grund-
riß mit Löngsfront gegen den Ring ist erhalten".
An der Ostseite geht der Grundriß bündig mit
der Volksgartenumfriedung; in den Garten führt
eine Doppelrampe mit Balustrade. Der Grund-
riß besteht aus einem längsgerichteten Kern-
rechledc, von einem Kreuzarm durchkreuzt. An
den Längsarm sind beiderseitig außen Galerien
angesetzt. Dern Quercirm entsprechen Trakte an
den Schmolseiten des Baues. Das Zuschauer-
raumsegment (Unterbau sichtbar, es handelt sich
um einen Parterregrundriß) ist auffallenderweise
nach der Längsachse des Baues gerichtet statt
zur Ringstraße. Ein vergleichbarer Grundriß, ver-
mutlich aus Sempers Guvre, ist der Erdgeschoß-
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