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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXI (1976 / Heft 148 und 149)

ng aktiansspezifischer Kärpersprachen von 
tung. Die Arbeiten von Brus waren in 
Absage an die rationale Sprache pole- 
ironisch und sarkastisch. Diesen Zug fin- 
rir auch bei Arnulf Rainer, bei dem etwa 
iterschied zu den Grimassierungen Bruce 
ans der psychologische Hintergrund ent- 
end ist. Rainers Grimassierungen, welche 
:les öfteren noch graphisch akzentuiert wer- 
Iienen dazu, zu erfahren, wieweit das Ge- 
aus seiner So-sein-Verbindlichkeit heraus- 
ben werden kann in einen plastischen Pro- 
Ier nicht mehr ein personoles Sosein mar- 
sandern in dem versucht werden soll, An- 
iin zu antizipieren bis zur Unmöglichkeit 
eidentifikation. „Die Erweiterung meiner 
i durch mimische Attituden, theatralische 
rposen und graphische Formalismen führte 
zu einer Kontamination verschiedener 
wanchen, die ich bisher einzeln sorgfäl- 
'mied." Diese Selbstbeobachtung ist iedoch 
allein Narzißmus, sondern der Solipsismus 
ist, wie es Giselind Nabakowski zu Recht 
ellt, punktuell nicht auf sich selbst, sondern 
nodifizierbare Traditionen einer Individual- 
in einem aktuellen Stadium auf. Die Mo- 
des visuellen Gesichtsausdruckes, die 
1e der Hände werden bei Ketty Ia Rocca 
ucht. Sie konfrontiert verbale Aussagen 
usdrucksgebörden der Hände und demon- 
e so anschaulich den mehrdeutigen Bereich 
ebärdenausdrucks. 
ntäußerungstaktiken Vito Acconcis betref- 
buisierte Vorstellungen, sind Entmystifizie- 
n der Intimsphäre, sind anschaulich ge- 
e Selbsterfahrung. „Gli artisti e i critici 
sembrano non credere piu nel maralismo 
ggetto, ma credere nell'estrema moralita 
roprio fare ed agire, giungono anzi ad 
iorsi nel fattuale, tanto da soccombere 
xticamente dinanzi ad una realtä piü in- 
ite e presente, Ia realtö sociaIe" (Germano 
t)". Die Idee des Sichöffnens und Sich- 
lens erreicht bei Acconci oft die Dimension 
scher Geschwätzigkeit. Er übersetzt und 
Konflikte anschaulich, dieses Herausprä- 
en von Erfahrungen ist in seinem Werk 
gängig befahrbar. „However one thing I 
Ieorned through working with body is that 
an't think of it in terms of an obiect. I am 
iterested in body as a sculptural thing at 
The body is there in relatian to memory, 
kinds af learning processes. I am Using art 
aans of changing myself, as a means of 
ing out of category." Dieser stellvertre- 
. aber auch persönlich gerichtete Aktionis- 
zines „realen" Theaters der Grausamkeit 
sich etwa auch bei Gina Pane, in stärke- 
Aaße aber bei Chris Burden oder Marina 
novic. 
beobachtungen und SeIbstuntersuchun- 
ind Stichworte für den Bereich der „body- 
". Der schon erwähnte Autismus, der in 
erschiedenen Arbeiten zutage tritt, scheint, 
eint Heubach, eine Antwort zu sein auf die 
onäre Altruierung in der totalen Kommu- 
on, die falsche Allgemeinheit im Konsum 
en eingetretenen Ich-Verlust. 
end in der Literatur seit der Entwicklung 
onkreten Poesie das Wörtlichnehmen der 
he selbstverständlich geworden ist, hat das 
indnis für ein Kankretnehmen gewohnter 
lungen oder einfacher Bewegungen in der 
iden Kunst (nicht im Theater) erst 1965 ein- 
zt, als Bruce Naumon sieben verschiedene 
iche Positionen einnahm. Der Körper wird 
Drt der Messung (interessanterweise ist eine 
von Land-art-Leuten von ihrer Arbeit in 
andschaft auf sich verwiesen worden wie 
z. B. etwa Dennis Oppenheim), der Körper wird 
zium Material und wie etwa bei Klaus Rinke zum 
Ort in Raum und Zeit. 
War im amerikanischen Happening die Bezie- 
hung zum Ballett immer schon vorhanden, so 
haben diese wörtlich genommenen Bewegungen 
innerhalb der Aktionen der bildenden Kunst im 
amerikanischen Tanz eine augenscheinliche Ent- 
sprechung. Die minimalistische Entwicklung des 
Tanzes, die Aufnahme realer, nicht kodifizierter 
Bewegungen in die Choreagraphie zeigt die 
parallele Entwicklung der Künste. So hatte die 
Einbeziehung realer Gegenstände, wie das Vor- 
führen natürlicher Bewegungen, für Yvonne Rai- 
ners Konzeption des Tanzes seit 1963 (I) ent- 
scheidende Bedeutung. Ihr späterer Ehemann, 
der minimalistische Plastiker Robert Morris, 
zeigte in Deborah Hays „All Day Donce" wört- 
Iich genommene Bewegungen wie „drücken", 
„stoßen", „Iehnen", „umarmen". 
Für die Selbstbeabochtung alltäglicher Hand- 
lungen, wie etwa bei Terry Fox' Aktion „to 
open a hand as slowly as possibIe" oder Le 
Vas „Velocity piece" ist die Einheit von vorge- 
stellter und erlebter Zeit entscheidend. Der Be- 
trachter sieht sich in den Vorführungen oder 
 
23 Man Roy, Foto rafie van Marcel Duchamp as 
Rose Selavy, l 
Filmen nie mehr von einer Zeit in eine a 
versetzt, sondern kann wegen der zeitlichen 
gruenz das Geschehen besser kontroll 
gleichzeitig wird es dadurch auch entmystit 
Ein durchgehendes und von zahlreichen I 
lern aufgegriffenes Thema, ein Thema inne 
des Katalogs von Themen, ist das der Trat 
des Wechsels der Geschlechterrolle, dem 
Christophe Ammann eine eigene Ausstellu 
Kunstmuseum Luzern gewidmet hat". Es 
dabei nicht um das Thema des klinisch IHVI 
ten, sondern um die Darstellung der verscl 
nen Rollenbilder, beziehungsweise, wie etv 
Werk Urs Lüthis, um Ambivalenz des Gesch 
und die Auflösung im Androgynen. Das hi 
phroditische Ideal ist dabei utopisch antiz 
das Ideal einer versöhnten, nicht mehr ar 
nistischen Geschlechtlichkeit. Momente dei 
vestie zeigen sich bei Brus, Acconci, Opper 
Lüthi, Pisani, Sieverding. Es existieren zwe 
nahmen von Marcel Duchamp, als Frau Vt 
det, beide von Man Ray aus dem Jahre 
Dies ist durchaus ein dadaistischer Scher 
Tiefgang. Denn in Duchamps Werk tritt d 
larisierung der Geschlechter immer wiede 
(Mona Lisa). Vito Acconci etwa will seine I 
liche Rolle wechseln. „l am categorized 
male. Now I am trying to change that cat 
open up the possibility of being a fer 
In „Conversions" versuchte er diese Anven 
lung optisch durchzuführen. Es ist dies dei 
such einer magischen Selbstverwandlung 
Einsatzes der schöpferischen Kreativität g 
über dem Selbst, der Versuch eingefahreni 
len zu sprengen und dies in der Wunschs 
des Bildes, der Kunst zu erfahren. Von E 
stammt der Satz: „lch wünschte, ich könnte 
Geschlecht wechseln wie mein Hemd". 
Zu dem Problem „IIIusion und Wirklichkeit' 
men die lebenden Skulpturen Gilbert 8 G 
eine ironische Stellung ein. Sie wirken in 
Eingefrorenheit so kunstvoll wie möglich 
ununterscheidbar von Plastiken. Das WITkIIt 
wordene Bild oder die unwirkliche Skulptur 
ses Thema der Übersetzung des Bildes i 
Wirklichkeit wird bei Ontani oder Salv 
Hilfe der Fotografie erreicht. 
Bei den meisten Künstlern wird der eigene 
per nicht benützt, weil er ein besonders 
geeignetes Material ist, sondern weil er exe 
risch für Körperlichkeit steht. Nacktheit bßt 
daher in den meisten Fällen Allgeme 
Anonymität. An ihm wird experimentiert 
ieder alltäglich an sich erleben kann. 
Innerhalb der aktuellen Kunst bedeutet die 
einandersetzung mit dem Körper im wei 
Sinne nur einen Bereich der konzeptuellen 
Der Körper wird als Erkenntnis und Wal 
mungsmedium untersucht. Zahlreiche Künstl 
dienen sich daneben anderer Möglichl 
Konnten jedoch die künstlerischen Ideen ' 
nie von der Form, in der sie auftraten, 
haben werden, so ist ietzt die sinnliche 
die ieweilige Inszenierung Ausgangspunkt 
Reflexion, die sich freilich nicht in einer V 
sierung einer ldee auflöst. Nicht die l 
selbst, sondern ihre Semiotisierung in Pro: 
der Rezeption ist Thema dieser Kunst. 
Anmerkungen I2, "I3 _ 
I" Künstler wie Kritiker scheinen heute nicht mehr 
Moralismus des Obiekts zu glauben, sondern glau 
die extreme Moralität im: eigenen Tun und Ha 
sie erreichen es sogar, sich selbst be_i der Ausl 
für unzulässig zu erklären, insofern als Sie auf dran 
Weise einer noch drängenderen Realität der Gag 
erliegen, der sozialen Realität. 
" Aspekte der Travestie, Kunstmuseum Luzern I974. 
C Unser Autor: 
Peter Weiermair 
6020 Innsbruck 
Gabelsbergerstraße IBII
	        
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