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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXI (1976 / Heft 148 und 149)

Mitte des 19. Jahrhunderts vermutlich Tausende 
von Imitationen erzeugte, von ostasiatischem 
Porzellan bis zu jenem der großen europäischen 
Manufakturen (Meißen, Sevres, Wien usw.]. 
Rund 20.000 Modelle sollen als Vorbilder zu 
diesen Imitationen gedient haben. Das Österrei- 
chische Museum für angewandte Kunst besitzt 
selbst rund 20 Keramiken, die 1906 erworben 
wurden und die nahezu alle neben der Marke 
Samsons auch noch die Marke der imitierten 
Manufaktur tragen. 
Die Jagdgruppe Oudrys (Abb. 1D), als Biskuit- 
porzellan in der Manufacture Nationale de Se- 
vres gegen Ende des 18. Jahrhunderts ausge- 
formt, wurde in der Wiener Porzellanmanufak- 
tur nie kapiert. Und doch trägt die Imitation 
(Abb. 11-13) den blauen Wiener Bindenschild 
unter der Glasur. Diesem Phänomen begegneten 
wir schon oft: Porzellane, die mit Wiener Figu- 
ren und Gruppen weder von der Form noch 
von Dekor bzw. Staffierung her auch nur das 
geringste zu tun hatten, wurden mit dem Wie- 
ner Bindenschild versehen. Wie kam es dazu? 
Porzellane der großen europäischen Manufak- 
turen waren sehr begehrt. Entsprechend hoch 
wurden die Fabrikmarken eingeschätzt und im- 
mer wieder gefälscht. Nicht nur einmal wehrte 
sich Meißen gegen den Mißbrauch der Schi 
oder die Anbringung „verwechslungsfi 
fremder Typen", d. h. schwerterähnlicher M 
auf fremdem Porzellan. Damit konnte zwx 
Mißbrauch dieser Marke nicht ausgerotte 
den, doch wirkte seine Bekämpfung jede 
abschreckend. Um wie viel leichter war s 
her, die Marke einer Manufaktur zu verwr 
die einen guten Ruf genoß und nicht mel 
stand! Als die Wiener Manufaktur im 
1864 aufgelöst wurde, waren der mißbri 
chen Verwendung des Wiener Binden: 
kaum mehr Grenzen gesetzt. Es war na 
wesentlich einfacher, die weltbekannte l 
einer Manufaktur zu fälschen, die nicht me 
stand, als Prozesse gegen eine noch existie 
Porzellanmanufaktur führen zu müssen. 
Bei der Imitation der Sevres-Jagdgruppe b 
Samson sowohl die eigene Marke als auc 
Bindenschild blau unter der Glasur an (Ab 
Bei vielen anderen imitierten Keramiken 
sons ist iedcch die eigene Marke farbig 
der Glasur, die fremde Marke unter der 
sur angebracht; die eigene Marke an 
unauffälligen Stelle und klein, die fremde l 
ut sichtbar und groß placiertf Auch dc 
kann ein falscher Eindruck entstehen.
	        
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