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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXI (1976 / Heft 148 und 149)

Wenn wir die Modellierung und die Oberfläche 
beider Porzellane (Abb.ß10, 11) vergleichen, so 
wird vor allem ein Unterschied deutlich: das 
Sevres-Porzellan ist Biskuitporzellan, d. h. un- 
glasiert, die Imitation Samsons aus glasiertem 
Porzellan. Die schärfere Durchmodellierung vie- 
ler Details der Sevres-Gruppe (Abb. 10) fehlt 
bei der Imitation (Abb. 11) oder ist durch die 
Glasur weicher geworden. Wo es der Modelleur 
in Sevres geschickt verstand, Formnähte durch 
Kostürndetails verschwinden zu lassen, sind diese 
bei der Samson-Gruppe manchmal überdeutlich 
zu sehen (Abb. 12). 
Aus einer unbekannten Manufaktur stammt eine 
sehr reizvolle Gruppe mit einer Sänfte, Dame 
und Kavalier und Sönftentrögern (Abb. 14, 15). 
Die vermutlich nach einer Stichvorlage oder 
einem Rokokovorbild gestaltete Porzellangruppe 
kann derzeit keiner bestimmten Porzellanmanu- 
taktur zugeschrieben werden; daß sie trotz des 
unterglasurblauen Bindensdtilds nichts mit der 
Wiener Porzellanmanufaktur zu tun hat, kann 
eindeutig bewiesen werden. 
Das Modell selbst ist in Wiener Porzellan nicht 
bekannt. Verlößlicher als dieses Kriterium - denn 
wer kennt schon alle figuralen Modelle der Wie- 
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ner Manufaktur? - ist die eingepreßte Zahl 263 3, 
die sich auf der Unterseite der Gruppe neben 
dem unterglosurblauen, gefälschten Bindenschild 
befindet. Diese Ziffernkombination gibt es auf 
keinem einzigen bisher bekannten Wiener Por- 
zellan. Zahlenkombinationen kommen zwar vor, 
doch meist auf Geschirr, und sind dann Kombi- 
nationen von Jahresstempel und Weißdreher- 
numrner. 
Bei näherer Betrachtung fallen, wie beivielen Imi- 
tationen und Fälschungen Wiener Porzellans, 
mangelhafte Detoilmodellierung und fehlerhafte 
Glasur auf. Glasurfehler waren sowohl bei der 
von der Modellierung her ausgezeichneten Zwer- 
genserie als auch bei der Samson-Gruppe fest- 
zustellen und sind auch bei unserer Pseudo- 
Rokokogruppe anzutreffen. Gewisse Annäherun- 
gen ergeben sich in der Modellierung der Sok- 
kelrocaille zu Samson-Gruppen, die uns bisher 
bekannt wurden. Hier wie dort wirkt die Model- 
lierung teigig, weiß, fast verschwommen. Meh- 
rere rauhe Stellen zeigen, daß hier Brandstützen 
oufsaßen und man sich nicht die Mühe machte, 
diese rouhen Flächen zu polieren. Schlecht ver- 
arbeitete Formnöhte und teilweise sehr große 
Unreinheiten der Glasur verstärken den Ein-
	        
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