WOLFGANG A. SIEDLER
Kunsthandel
lOlO WIEN, SPIEGELGASSE 3
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Skulpturen 8t Kleinkunst
Nashornbecher Ming, um 1600
geschnitten mit Ahorrtblaltern und Eidechse
Neu unter der Leitung rneiner Frau
ELISABETH SIEDLER
GALERIE S
art galcrie
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Gemälde desl9.Jh. St Conternpora
BuchbesprechungenlBildnachweis
Gefühl hervorruft und keines berührt; selbst
gefühllos wie der feste Boden der Tatsachen und
der „senkrechte" Strahl in reiner Atmosphäre;
also nichts „Atmasphürisches". Es scheinen
Etüden zu sein; Bilder welche als solche gering
geschätzt werden, wie die berühmten Kantaten, die
dieses Schicksal hatten. Wir wollen Esterl nicht mit
einem Großen vergleichen, nur auf den Ernst
hinweisen, der ihn beseelte. Sein Freund,
Friedrich Wlatnig, hat in diesem Zusammenhang
von „ernster Leichtigkeit" gesprochen, Otto Demus
von „ernstem Forschergeist", Baeckl von einer
„zarten, reinen, keuschen Art"; Clementschitsch
kommt der Sache in seinem Nachruf noch näher:
„Er war dem Leben dankbar in einer unendlich
zarten Art. Er bewies es dadurch, wie er lebte,
und durch sein Werk. Er hielt die Natur für
grausam. Van großer Gestalt, mit großen, sehr
scharfen Augen und von gelassener Bewegung -
so steckte er in einer merkwürdig feinen Haut.
An diese namentlich erinnert die Farbigkeit in
seinen Bildern; er liebte die Reflexion und das
Experiment. Seine Art zu denken war die logische;
er mißtraute in wesentlichen Dingen der Intuition,
die ihm das Chaos zu nahe brachte. Das Chaotische
war für ihn das Feindselige; er war deshalb
beharrend, schwer zu überzeugen . .. Bei Esterl
will alles ins Helle, Akzentuierte; das große
Mittelbild [der Gedöchtnisausstellung) erstrahlt vor
Helligkeit. Er malte so, wie er war; auch seine
Stimme war hell, tenoral, fast fliegend . . ."
Esterls Programm: Die Verwendung malerischer
Mittel zur Erreichung eines malerischen Zwecks, mit
Ausschluß aller Appelle. Verglichen mit seinen
nächsten Zeitgenossen, Wiegele, Boeckl,
Clementschitsch, Kalig, Faistauer, Frankl, erscheint
er grau wie die Grammatik: in allen Dingen von
der Vorsicht eines Schülers geleitet, begrenzt durch
philosophische Diskretion. Welche vielseitige
Überlegenheit ihm gegenüber! Bei ihm ist aber
auch, nicht bloß Kraft seiner Jugend, ieder
Verflachung des Großartigen, Packenden,
Virtuosen ins Industrielle, dem Verkommen in
Kitsch und Dekoration ein Riegel vorgeschoben.
Er ist nicht „interessant", das heißt: ohne Neben-
werte, die der Wirkung und dem Erfolg vielfach
Nahrung geben. Er ist, vergleichsweise, nicht nur
beschränkt, sondern auch maßvoll; ohne ieden
Schein, und ohne Erlaubnis, nur im Geringsten zu
schmieren. Nehmt alles nur in allem: eine für iede
Partei irrelevante Erscheinung. Darum hat auch
seit 40 Jahren, seit Demus' Artikeln in den
„Freien Stimmen", fast kein Kunsthistoriker ihn
mehr erwähnt; so selbstironisch ist keiner, daß er
nicht lieber ein dickes Buch über „lronimus"
herausgibt. Das Verdienst der Tat hat Newole.
Aber was ist eine Tat? Das, was kein anderer tut;
was ein Laie statt des Fachmanns tut und - im
Gegensatz zu diesem - gegen den größten
Widerstand.
Michael Guttenbrunner
Bildnachweis: (Seitenangabe in Ziffern)
Archiv AMK WienlSalzburg, 65, 67, 69-71, B3 - Art-
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sches Museum, Wien, 5-8 - Marlborough Fine Art,
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