Dass es ausserdem noch innere Schwierigkeiten gab und gibt, welche
der Ausstellung kirchlicher Einrichtungsgegenstände entgegenstehen, darf
nicht verhehlt werden. Zum Theil liegt dies in der Natur der kirchlichen
Gegenstände selbst. Sobald dieselben consecrirt sind, entrücken sie sich,
nach den Vorschriften des katholischen Ritus, der Berührung mit der
Laienwelt, und werden als heilige Objecte behandelt. Gegenstände solcher
Art können nur vor der Consecrirung und in der Regel nur auf kurze
Zeit ausgestellt werden, da sie meist in dem Augenblicke fertig werden,
in dem sie gebraucht werden. Sie konnten auf dieser Ausstellung nicht
erscheinen; hoffen wir denselben auf der permanenten kunstgewerblichen
Ausstellung des Museums zu begegnen, wo sie auch auf sehr kurze Zeit
ausgestellt werden können.
Aber bei gewissen der kirchlichen Kunst nahestehenden Kreisen
herrscht eine ordentliche Scheu, mit den Leistungen für kirchliche Kunst
den Boden der Oeffentlichkeit zu betreten — ob aus Demuth oder aus
Hochmuth, aus Furcht oder sonst einem Gefühle, wer weiss es?, wer
kann es beurtheilen?— Nutzen schaffen diese Künstler nicht; sie entfrem
den dadurch das Publicum dem ganzen Ideenkreise, den sie vertreten.
Da handelt der Altmeister auf diesem Gebiete, Führich, ganz anders;
er scheut gar nicht, im »Oesterr. Kunstvereine« zu erscheinen; er erweist
mit diesem muth- oder bewusstvollen Auftreten der Kirche und der Kunst
einen viel grossem Dienst, als alle jene, die scheu sich vor der Oeffent
lichkeit zurückziehen.
Die katholische Kirche und die Kunst, die ihr dient, ist gross ge
worden im Lichte der Oeffentlichkeit. Die kirchliche Kunst ist keine
Kunst für Conventikel, Geheimvereine, blos sogenannte eingeweihte Kreise;
sie gehört dem Volke an, wie die Kirche sich dem Volke zuwendet. Wenn
die Klosterfrauen von Döbling nicht direct ausstellen, so versteht sich das
von selbst; wenn • aber Laienkünstler oder Besteller sich zurückziehen,
so hat dies gerade der katholischen Kirche gegenüber keinen Sinn. Wir
sind daher dem Erzbischof von Wien, dem einzigen Kirchenfürsten, der
durch Werke, die er angeregt hat, auf der Ausstellung vertreten ist, zum
Danke verpflichtet, dass er mit Arbeiten, die für die Stefanskirche oder
die Votivkirche bestimmt sind, insbesonders den herrlichen, von den
Schwestern zum armen Kinde Jesu mit wunderbarer Geschicklich
keit gestickten Messgewändern auf der Museumsausstellung vertreten ist.
Trotzdem, dass keine specielle kirchliche Abtheilung geschaffen wer
den konnte, so ist doch die Zahl der Gegenstände, welche für die Kirche
bestimmt sind, keine geringe; fast ausnahmslos zeigen dieselben ein Bestre
ben nach stylvoller Durchbildung, charaktervoller Wahrung des Stoffes,
in dem sie gearbeitet, des Gegenstandes, den sie darstellen. Dieselben
bilden in allen Abtheilungen Zierden der Ausstellung.
Die Kronländcr sind in dieser Abtheilung zahlreich vertreten, ein
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