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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXII (1977 / Heft 150)

iegend zwischen den Steintoren beherbergte 
landwerkerviertel der Stadt Salzburg. Die 
an der Hauptstraße nach Süden, verbunden 
am für viele Betriebe unentbehrlichen Salz- 
lsser, das bis zur Mitte des vorigen Jahr- 
erts an die Westseite der Steingassenhäu- 
eranreichte, förderte die Entstehung der 
eichen Gerber-, Färber- und Hafnerwerk- 
1. Von den sieben Hafnergerechtsamen der 
im Jahre 1647 waren fünf in der Steingasse 
aen, der damalige Hofhafner Sebastian 
ar arbeitete in der Nonntaler Hauptstraße 
l Georg Erkhlinger in der Kaigasse 26. Das 
Rohmaterial der Salzburger Hafner war die 
annte „Zeller Erde", die als Qualitätsware 
iigene, geschützte Marke führte. Dieser im- 
rte Rohstoff war mit 7 Gulden pro Fuder 
euer. Als Thomas Strobl mit zwei Kollegen 
versuchte, seine Erzeugnisse aus Tonerde 
Haunsperg herzustellen, weil diese nur 
euzer ie Fuder kostete, verklagte sie die 
rzunft vor dem Stadtrat wegen unlauteren 
iewerbsk 
rlauf des Prozesses kam es zu einer Quali- 
üfung, in der das Geschirr aus Haunsper- 
311 bestens bestand. Daraufhin wurde den 
leistern erlaubt, ihre irdene Ware - unter 
irwendung eines eigenen Markenzeichens - 
Junsperger Ton herzustellen. Vielleicht liegt 
die Begründung verborgen, warum Tho- 
itrobl nicht nur einer der angesehensten, 
rn auch wohl der vermögendste Hafner- 
ir der Stadt wurde. Er hatte am 27. Juni 
las Bürgerrecht erworben? und dürfte 1622 
ben sein. Seine Werkstatt war seit 1579 im 
Arenbergstraße 33. Dieser Mann bildet die 
ilfigur für die folgenden Darlegungen. 
nbauarbeiten im Haus Steingasse 67 wur- 
974775 rund 100 Kacheln und Model in den 
iwänden eingemauert entdeckt. Das am 
!l'1 überraschende an dem Fund war aber, 
953 im Haus Steingasse 28 übereinstim- 
e Model, ebenfalls bei Umbauarbeiten, im 
werk zutage getreten waren. Es ergab sich 
or allem die Frage nach dem Zusammen- 
der beiden Werkstätten, handelte es sich 
am Haus Nr. 28 doch um das Hofhafner- 
in dem außer Thomas Obermillnerf noch 
xfner Hans Stockhpaur, Johann Peer, Josef 
Jt, Sebastian Perger, Martin Dreyer, 
m Huebner, Adam Feyerer, Johann Fruh- 
und Georg Paar der Reihe nach tä- 
aren. Mit dem letzten Namen verband 
erfasserin im Katalog zur Ausstellung 
Salzburger Hafnerkunst" die Vermutung, 
die Verbindung zwischen den beiden 
lfunden durch ihn hergestellt werden 
z. Der aus Fürstenfeld in der Steier- 
stammende Hafner kaufte am 2. Juni 1838 
aus Steingasse 67. Neun Tage später heira- 
' in der alten SL-Andrä-Kirche Maria Hierl 
er des Johann Hierl, Wegmachers zu 
J in Bayern, und dessen verstorbener Gat- 
lnhaber des Gewerbes. Seine Gattin Sabina 
scheint Maria Hierl nach Salzburg gebracht zu 
haben; denn auf sie lauteten nicht nur mehrere 
Schuldscheine Georg Paars, sie war auch die 
Taufpatin von vier seiner Kinder. Ein halbes Jahr 
nach seiner Einheirat in Steingasse 67 kaufte er 
am 2B. Dezember 1838 das Hofhatnerhaus Stein- 
gasse 28 auf dem Lizitationswege von Anna 
Feyerer. Am 27. Juni 1839 übergab er seiner Frau 
die Hälfte des neuen Hausess. Er scheint hier 
seine Hauptwerkstatt eingerichtet zu haben, denn 
am 14. Juni 1840 heißt der Besitzer von Stein- 
gasse 67 bereits Georg Eberl aus Freising. Vor 
der Übersiedlung dürfte Paar den Großteil der 
in der Werkstatt vorhandenen alten Kacheln ein- 
gemauert haben. Einen kleinen Teil [gefunden 
wurden bis ietzt etwa dreißig Stück] nahm er in 
die Steingasse 28 mit, um sie dort auf die gleiche 
Weise zu bergen. 
Die Frage nach dem Warum des Einmauerns 
blieb vorerst ungelöst. Während eines Abend- 
essens bei Dr. Johannes Graf von Moy in 
Schloß Anif kam das Gespräch zufällig auf die 
dort vorhandenen Kachelöfen. Der Hausherr er- 
innerte sich, daß sein Vorbesitzer ihm des öfte- 
ren erzählt hatte, der Hafnermeister, der die 
Kachelöfen beim Schloßumbau 1838-1848 auf- 
gesetzt habe, sei ein besonderer Liebhaber und 
Kenner antiker Ofenkacheln gewesen und habe 
diese auch systematisch gesammelt. Auf die Frage 
nach dem Namen des Meisters brachte er das 
Widmungsblatt, auf dem sich alle am Umbau 
beteiligten Handwerkermeister verewigt hatten. 
Zum großen Staunen der Verfasserin lautete der 
Name nicht anders als Georg Paar. Damit war 
mit einem Schlage das Rätsel um die einge- 
mauerten Kachelmodel für beide Werkstätten 
geklärt. Georg Paar hatte die vorgefundenen 
Model der iahrhundertealten Strobl-Werkstatt 
gesammelt, in ihrem Wert erkannt, weiterver- 
wendet und dann, um seine Urheberrechte zu 
wahren, eingemauert. Damit war er vor Plagia- 
ten sicher, konnte aber andererseits selbst den 
Ruhm für die Herstellung von Kachelöfen der 
Renaissance in Anspruch nehmen. 
Im Schreibzimmer von Schloß Anif ist ein wun- 
derschöner Eisenofen, datiert 1690, erhalten ge- 
blieben. Das schmiedeeiserne Gitter, das den 
Ofen an drei Seiten umgibt, trägt an der Vorder- 
seite als Bekrönung das Wappen von Erzbischof 
Johann Ernst Thun, der Anif 1689 renovieren ließ 
und es 1693 als Lehen den Bischöfen von Chiem- 
see übergab. Hier ist iedoch der „Wandschoner" 
van Interesse. Die Mauerecke, in der der Eisen- 
ofen steht, ist mit rund 50 cm hohen, buntgla- 
sierten Kacheln verkleidet. Obwohl die Original- 
model für die als Wandschutz verwendeten Ka- 
cheln bis ietzt in den beiden Fundhöusern noch 
nicht zu Tage getreten sind, weisen doch einzelne 
Details deutlich auf die Strobl-Werkstatt hin. Un- 
ter einem hohen Perlstabsims bilden sechs Wilde- 
Mann-Hermen die Eckbetanung. Die Eckkacheln 
setzen - entgegen ihrer ursprünglichen Funk- 
tion - den Akzent nach Innen. Ein aus einer stark 
stilisierten ionischen Säule herauswachsender 
Mann mit bewegtem Vollbart trägt als Kapitell 
gehenden 16. Jahrhundert entspricht, hat als 
zentrales Bild einen zweihenkeligen Krug vor 
einer Muschelnische. Nicht nur sie ist charakte- 
ristisch für unsere Werkstatt, sondern auch die 
aus dem Krug herausdrängenden Früchte, vor 
allem aber der Löwenkopf, der auf diesem 
Kachel in zwei verschiedenen Varianten vor- 
kommt. Die Mitte des Kruges betont ein Engel- 
kopf, von dem eine Stoffgirlande zu zwei Löwen- 
köpfen in Seitenansicht führt, die im Katalog 
„Alte Salzburger Hafnerkunst" unter Nr. 47 von 
R. Franz dem letzten Viertel des 16. Jahrhunderts 
zugeschrieben worden sind. Die Umrahmung 
bilden auch hier zwei Hermen, die einen Halb- 
bogen tragen, der van Rollwerk an beiden Sei- 
ten, aber auch im Bogen selbst, begleitet wird. 
Die Mittelbetonung setzt das Firmenzeichen der 
Strobl-Werkstatt, der Löwe, aus dessen Maul 
zwei Draperien herauskommen, die in Rollwerk 
übergehen (Kot-Nr. 1). Die Eckzwickel sind mit 
reichen Fruchtgestecken ausgestaltet. Das Früchte- 
motiv, häufig in Verbindung mit Masken und 
dem Löwenkopf, die reiche Farbigkeit zusammen 
mit der Verwendung der weißen Zinnglasur, er- 
lauben die Zuschreibung der in Anif vorgefun- 
denen Ofenrückwandverkleidung zur Werkstatt 
van Thomas Strabl. 
Ein zweiter Ofen, der in der Literatur bekannt 
istt, wurde auf Grund der Ausstellung neuerlich 
untersucht. lm Schloß Hundsdarf bei Bad Hof- 
gastein, dem sogenannten Weitmoserschlößl, 
steht im zweiten Stock ein grünglasierter Kachel- 
ofen, von dem Franz Martin sagt: „Quadratisch 
mit polygonalem Oberteil, grünglasierte Kacheln 
mit Frauenköpfen in Quadraten mit abgeschräg- 
ten Ecken, umgeben von Masken und Putten, 
1. H. d. 17. Jahrhunderts." Diese Beschreibung 
paßt außerdem auch noch genau auf den Kachel- 
ofen in der Goldegger Stube des Salzburger 
MuseumsÄ Der Raum ist mit der Jahreszahl 1606 
versehen, während der Trakt im Schloß Hunds- 
darf, in dem der Kachelofen steht, nach 1604 vom 
neuen Besitzer des Schlosses Georg Leykofer 
angebaut wurde. Die beiden Öfen sind also 
wohl gleichzeitig entstanden. Die Motive der 
Kacheln im quadratischen Unterbau und im run- 
den Aufsatz sind gleich, wurden iedoch ver- 
schieden ausgestaltet. Während die Kacheln im 
Unterbau quadratisch sind, besteht der Aufsatz 
aus hochrechteckigen Formen. Die Bekrönung 
beider Turmöten bilden dreieckige Lebenslaaum- 
bzw. Rankenmotive. Der quadratische Model 
des Unterbaues wurde im Haus Steingasse 67 
gefunden, der hochformatige hingegen trat im 
Haus Steingasse 28 zutage. So unterstreichen 
diese beiden Ofen die zuvor gemachten Aus- 
sagen anschaulich. Der erstere Model hat die 
Maße 28 x 28 cm, der zweite kann nicht mehr ge- 
messen werden, da die im Haus Nr. 28 gefunde- 
nen Model verschollen sind und leider nur 
Fotografien zur Auswertung zur Verfügung ste- 
hen. Beide Model haben als zentrales Bild einen 
Frauenkopf, der mit Früchten und Blättern ge- 
schmückt ist, in einem dem Format entsprechen- 
den Rahmen mit abgeschrägten Ecken. lm hoch- 
formatigen Model ist unter der stilisierten Hals- 
(ungen 1-7 
.. Smdmnsprol. 1567 fol. 4', 5', 58. 
. Bürgerbudu 15 fol. 48', "I6 fol. 19. 
lulcher-Mohhein, Snlzburer Muiolikun aus der 
man: des Hcfnermeislers homus Obermillner, in: 
Kunsl und Kunslhandwerk "I0, W07, S. 89-92, und 
Friedrida Breivinger in Demokratisches Volksbla" vom 
v, a. ws1, s. 11 
4 Aus der Truuungseimragung erfuhren wir noch, daß 
Georg Paar, 24 Jahre an, der Sohn einas Schneidermeir 
Ihr; von Fürstenfeld und sainar csamr. Josephs Müller, 
„angehender Hafnermeisler" im Slein war. Die ararn war 
zum Zeilpunk! der Vermählung aaram 3a Jahrs an. 
lsLA. Urbur 1495 Nr, 344 neu au, um 29. 1. 1853 wurde 
Georg Pßdr nach dem um seiner Frau Ällairlbasiher, 
am n. a, m54 vbmwm er die Liegensdw", Ohne den 
Laden in ÜB! oberen Gliei esse „Zwischen dti Uhrmudmrs 
Nöggl und embbnvn m. mers Laden", an Anna Rendl. 
ß um". Kunsncpßgruphie 2a, mo, s, m n. und Abb. 227. 
wsebn. Kunsllcpügldphiß 16, 1919, s. 297 und Abb. au. 
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