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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXII (1977 / Heft 150)

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Rathaus der Hansestadt Bremen. Güldenkam- 
mer, ausgeführt 1905 nach Entwürfen von Hein- 
rich Vogeler. Sicht auf den mit reichem Gitter 
dekorierten Kamin 
Heinrich Vogeler, Kapitell. Entwurf für die Gül- 
denkammer, unbezeichnet. Bleistift auf Calquen- 
Rlapier, 239x265 mm. Kunsthalle Bremen, lnv.- 
r. 061494 
Heinrich Vogeler, Phantastischer Vogel. Entwurf 
für die Güldenkammer, unbezeichnet. Tusch- 
zeichnung, 238x185 mm. Kunsthalle Bremen, 
lnv.-N r. l906I485 
 
seltener ist ein ackerähnlicher Zwischenton. Diese 
Farbgestaltung ist durchgehend beibehalten war- 
den und ergibt eine reizvolle Kontrastwirkung 
der Einzelteile. Neben den Detailvorzeichnun- 
gen bewahrt die Kunsthalle Bremen ebenfalls 
Entwürfe für die Gestaltung der vier Wände auf. 
Diese waren als direkte Vorlagen für die Aus- 
führung bestimmt und enthalten zum Teil An- 
weisungen Vagelers für die Handwerker. 
Die einzelnen Zeichnungen sind sowohl in der 
Qualität als auch im Entwurfsstadium unter- 
schiedlich. So war für die Kaminumrandung der 
linken Seite zunächst ein einfaches Blumenmuster 
vorgesehen, das später durch das hervorragende 
Vogelornament ersetzt wurde. Über der Tür war 
ein Segelschiff in farbiger Seidenapplikation var- 
gesehen mit seitlichen Delphinen als Valuten- 
figuren. Der Kamin der rechten Seite war ur- 
sprünglich mit einem protzigen Marmoraufsatz 
geplant, für dessen Ornamentierung auch stili- 
sierte Köpfe verwendet werden sollten, die bei 
der Ausführung ebenfalls weggefallen sind. Der 
vorgesehene Kaminaufsatz erinnert in seiner Or- 
namentform an das Knorpelwerk, das entvvick- 
lungsgeschichtlich eine ähnliche Bedeutung hatte, 
wie die Pflanzenornamentik des Jugendstils. 
Die Ausführung wurde in vielen Teilen verein- 
facht und den technischen Erfordernissen der 
handwerklichen Arbeit angepoßt. Der repräsen- 
tative Kaminaufsatz ist weggefallen. Dadurch 
kommt die durchgehende rot-goldene Lederta- 
pete besser zur Wirkung. Das Segelschiff über 
der Eingangstür ist dem von zwei Löwen gehal- 
tenen Bremer Wappen gewichen. Die in den 
Entwurfszeichnungen leuchtende Farbskala wurde 
gemildert und auf Gold, Braun und Rot abge- 
stimmt. Hinzu kommt der in sensibler Rot-Grau- 
Grün-Nuancierung wirkungsvolle Teppich. Dunk- 
lere Holztöne sind relativ selten und geben Ak- 
zente im Rahmen der Gesamtgliederung. Auch 
die Stühle sind in der Ausführung organischer 
gerundet als in den Entwurfszeichnungen. 
Der Raum ist relativ niedrig. Eine Holzdecke 
trennt ihn von dem darüberliegenden zweiten 
Versammlungsraum. Den oberen Teil der Wand 
bekleidet die reichgeschmückte Ledertapete. Die 
niedrig gehaltene Täfelung der unteren Wand- 
teile lößt den Raum höher erscheinen, als er in 
Wirklichkeit ist. Ihr helles Holz wird durch die 
zarten lntarsien differenziert und erhält nur an 
den Türen stärkere Akzente durch dunklere Ein- 
lagen. Obgleich die Wandgliederung sowenig 
wie möglich plastisch hervortritt, zeigt der Ent- 
wurf noch stärkere Flöchigkeit und läßt die archi- 
tektonische Funktion der Wand noch mehr zv- 
rücktreten. Die beiden Kamine (nur einer ist 
wirklich als Kamin ausgebildet, währen-d der in 
der Nähe der Eingangstür gelegene zweite in 
Wirklichkeit einen Zentralheizungskörper ent- 
hält) sind durch Marmorumkleidungen hervorge- 
hoben, die reich mit Vogelornamenten verziert 
4 Heinrich Vo eler Phaniasfischer Vogel. Enfwurf 
für die Gü deniwmmer, unbezeichnet. Tusche 
und Aqucnima, 238 x 185 mm. Kunsthalle Bremen, 
lnv.-Nr. 19061481 
5 Heinrich Vageler, Einer von den beiden reicher 
dekorierten Stühlen an der Schmalseite des Rafs- 
iisches in der Güldenkammer 
6 Raihaus der Hansestadt Bremen, Güldenkam- 
mer mit Sicht auf den offenen einfachen Kamin 

	        
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