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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXII (1977 / Heft 150)

 
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in neuer Form" zu bieten. Außerdem wollte 
die verschiedenartigsten Bemühungen der 
fernen Kunst" unterstützen. Deshalb wurde 
llS mit der ersten Doppelnummer (S. 36) 
ganze Kampagne künstlerischer Wettbe- 
e begonnen, die sich nach und nach „auf 
erdenklichen Kunsfgebiete" ausdehnen soll- 
Man rechnete in der „Jugend"-Redaktion 
t, besonders die jüngeren Graphiker und 
ren ansprechen und für eine aktive Mitar- 
gewinnen zu können. Selbständiges und „er- 
irisches" Schaffen wurden gefordert. Bei den 
heidungen des Preisgerichts sollte „immer 
rein künstlerischen Gesichtspunkten her ge- 
ilt" werden. Die ersten Preisausschreiben 
1 folgende Themen On: I. Entwürfe für Titel- 
er der Zeitschrift „Jugend"; ll. Entwürfe für 
Jkarten; lll. Politische Caricaturen; lV. Car- 
l-Plakate. 
onnte sich jeder „deutsche Künstler" an 
n Wettbewerben beteiligen, sogar mit meh- 
Entwürfen. Nur rnußte darauf geachtet 
en, daß die einzelnen Beiträge so weit fer- 
varen, daß direkt nach ihnen gearbeitet 
en konnte. Name und Anschrift des jeweili- 
Einsenders wurden in einem verschlossenen 
Jmschlag deponiert, der durch ein Motto 
nnzeichnet war. Die Bestimmungen waren 
präzise; so sollten beispielsweise die Ar- 
n nicht in Rollen, sondern zwischen Papp- 
1 eingeschickt werden. Die prämierten bzw. 
kauften Entwürfe gingen mit „sämmtlichen 
en in den unbeschränkten Besitz" des Ver- 
der „Jugend" über. 
Preisausschreiben für die Titelblätter (jede 
mer erschien ja mit einem neuen Titelblatt; 
iosken, auf den Bahnhöfen und in den Aus- 
l der Buchhandlungen leuchteten die plakat- 
oufgemachten „Jugend"-Exemplare; eine 
[fern und Iieandcr 
für die damalige Zeit geradezu sensationelle 
Novitöt) forderte einfarbige Entwürfe oder solche 
in „mehreren Tönen", wobei darauf zu achten 
war, daß diese Entwürfe „auf autofypischem oder 
zinkographischem Wege mit 2, höchstens 3 Plat- 
ten reproduzirt" werden konnten. Das Format 
der Titelbilder betrug in der Höhe 28 und in der 
Breite 20 cm, weshalb die Entwürfe nicht mehr 
als das Doppelte dieser Größe betrogen sollten. 
Ausdrücklich verbot sich die Redaktion Arbeiten, 
die sich irgendwie an einen „bestimmten alten 
Stil" anlehnten. Nach Möglichkeit sollten sich 
die Zeichnungen dem Inhalt nach auf den Be- 
griff „Jugend" beziehen. Der Verlag bot u. a. 
folgende Themen an: Frühling, Liebe, Kindheit, 
Brautzeit, Mutterglück, Spiel, Mummenschanz, 
Sport, Schönheit, Poesie, Musik usw. Der erste 
Preis betrug 200 Mark, der zweite 150 Mark. Es 
gab noch zwei weitere Preise zu je 100 Mark, 
und außerdem behielt man sich vor, „weitere 
Entwürfe o 50 Mark anzukoufen und als Titel- 
zeichnungen zu verwerthen, oder sie in verklei- 
nerter Nachbildung gegen Honorar in dieser 
Zeitschrift zum Abdruck zu bringen". 
Bei den Carneval-Plakaten wünschte man sich 
flotte Arbeiten, die aber „decent genug für 
öffentliche Verwendung" sein mußten. Die Größe 
der Zeichnung bei den politischen Karikaturen 
durfte 40 cm nicht überschreiten. „Einfarbig, im 
Verhöltniss des Formates dieser Zeitschrift aus- 
geführte Zeichnungen in Strichmanier, welche 
die Herstellung zinkographischer Cliche's er- 
möglicht." Das Thema sollte sich entweder auf 
einen politischen Vorgang der jüngsten Vergan- 
genheit beziehen oder eine aktuelle sozialpoli- 
tische Problematik behandeln, Form und Art und 
Weise sollten nach Möglichkeit so gewählt wer- 
den, daß eine „Veröffentlichung der Zeichnung 
in unserem Blatt möglich" war. (Die drei ausge- 
setzten Preise: 80, 60 und 40 Mark.) „Die Carica- 
turen müssen im Allgemeinen im Sinne einer 
freien Weltanschauung und deutsch-nationalen 
Gesinnung gehalten sein, sollen sich aber nicht 
mit speziellen Parteiangelegenheiten befassen. 
Bei der Beurtheilung kommt die Handhabung 
einer originellen und charakteristischen Zeichen- 
technik wesentlich mit in Betracht, und den Ein- 
sendern nach dieser Richtung ausgezeichneter 
Arbeiten steht fortdauernde Mitorbeiterschaft in 
Aussicht." Derartige Bedingungen mögen ver- 
wunderlich oder auch befremdlich anmuten. Aber 
es gehörte zu Hirths Stil und zu den Prinzipien 
der „Jugend" (in ihrer ersten Phase, die ungefähr 
bis 1905(O6 reicht), den eigenen Standort nicht 
zu verschleiern. Wer sich jemals die Karikaturen 
in der „Jugend" oder dem „Sirnplicissimus" an- 
geschaut hat, weiß nur zu genau, daß man sich 
in jenen Jahren um die Jahrhundertwende weder 
zimperlich noch duckmöuserisch verhalten hat. 
An aggressiver Schärfe, bissigem Humor und 
sarkastischer Satire ist auf dem Gebiet der Kari- 
katur sicherlich nicht gespart worden. - Karika- 
tur, Humoreske und Satire nahmen eine zentrale 
Stelle in der „Jugend" ein. 
Will man versuchen, diese Zeitschrift einzuord- 
nen oder zu werten, wird man nicht vergessen 
dürfen, daß sie gewissermaßen mit der Tradi- 
tion verstoubter Familienblötter eindeutig ge- 
brochen hat („Daheim", „Gartenlaubej „lllu- 
strirte Zeitung"). Ihre Qualität, Eigenständigkeit 
und Originalität erweisen sich bei einer Gegen- 
überstellung mit vergleichbaren Blättern aus der 
Zeit („Kunstwart", „Pan", „Simplicissimus"); oder 
auch: „Hobby Horse" (1884), „The Dial" (1889), 
„The Studio" (1893) „The Savoy" (1896), „Lo 
Revue Blanche" (1891), „Van Nu En Straka" 
(1893), „Blätter für die Kunst" (1892), „lnsel" 
(1899), „Fackel" (1899). Liest man in den ersten 
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