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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXII (1977 / Heft 150)

'Aktuelles Kunstgeschehen l Österreich 
Die emailhaft leuchtenden, an die Ausstrahlung 
mittelalterlicher Glasgemölde erinnernden Farben, 
die ihnen innewohnende Kraft, die „Verarbeitung" 
der kosmischen Handlung, alles das ist Ausdruck 
einer großen Persönlichkeit (16. 10.-7. 11. 1976). 
Galerie Welz 
Kurt Moldovan 
Moldovan ist ein Mann van Stil - hat Alfred 
Schmeller einmal aus iahrelanger Vertrautheit mit 
Künstler und Werk gesat; hat damit aber nicht nur 
die Dudensche Defination von Stil als Einheit der 
Ausdrucksformen eines Kunstwerkes gemeint. 
Schmeller hat damit vor allem ein „Voilä - un 
hammel" fixiert. 
Man kennt Moldovans Deutungen der psychischen 
Parallelogramme von Mensch und Landschaft, 
man weiß von seinen Sichtbarmachungen des 
Wesentlichen. Und man ist stets von neuem - und 
war nun auch wieder in dieser Ausstellung seiner 
neuen Aquarelle - überrascht von Moldovans 
Bravour, mit der ohne iede Vorzeichnung Pinsel- 
striche knapp und „exakt" den Bildgegenstand 
genau erkennen lassen, mit der immer eine heute 
nur selten anzutreffende Dichtheit und Geschlossen- 
heit der Darstellung erreicht wird, mit der die 
Seele eines Gebäudes, einer Stadt, einer Gegend 
zum Bild wird. Für Moldovan gilt die Wahr- 
Nehmung in der Kunst, das Sinnlidi-Erregende, 
das Geistig-Aufregende, die Faszination: „Ein 
Nebeltag in Venedig regt mich so auf, daß ich es 
kaum erwarten kann, ihn zu einem Aquarell zu 
machen." (4. 11.-28. 11. 1976) - (Abb. 13) 
Markus Vallazza 
Anläßlich der Usterreichischen Buchwoche zeigte 
die Galerie Welz am 12. November 1976 in ihren 
Räumen die beiden Farbfilme „Herbert Breiter - 
Der Maler und seine Landschaft" und „Zwei Tage 
aus dem Leben des Markus Vallazza"; der Regis- 
seur Georg Wildhagen vom ZDF war anwesend. 
Gleichzeitig präsentierte der Verlag der Galerie 
die neue Kassette mit 15 Radierungen von Markus 
Vallazza mit dem Titel „Zu Horaz". Diese Radie- 
rungen „soIIen Horaz nicht interpretieren oder 
illustrieren, diese Darstellungen sind Horaz, sind 
Teile, Ausschnitte, Einblicke in seine Welt, sein 
Denken und Fühlen, Leiden und Gestalten"; so 
heißt es im Text eines zugehörigen Werbeprospek- 
tes, dem man nur zustimmen kann. „Es sind Blätter, 
in denen der Mensch in seiner vielfältigen Proble- 
matik, in seinen menschlichen, mitunter ollzumensch- 
lichen Aspekten manifestiert wird, denn der 
Mensch hat sich bis auf den heutigen Tag nicht 
grundlegend verändert." (Abb. I4) Franz Wagner 
Tirol 
Innsbruck - Landesmuseum Ferdinandeum 
Christian Hess (1895-1944) 
60 Gemälde und Grafiken, die vom Goethe-Institut 
Palermo zu einer Wanderausstellung vereinigt 
wurden. Der gebürtige Bozner lebte und schuf 
lange Zeit in Sizilien. Seine künstlerische Entwick- 
lung begann in München, in der Nachfolge des 
Blauen Reiters und der Brücke-Maler. Seine 
Freundschaft mit Max Beckmann und Carl Hofer 
ist auch in seinen Werken ersichtlich. Sein künst- 
Ierisches Spektrum reicht aber von den deutschen 
Expressionisten bis zu Picasso, Matisse, Dufy und 
Braque. Immer aber reduzierte Hess diese in den 
damaligen Jahren zum Allgemeingut gewordenen 
Vorbilder auf einen eher intimen Bildcharakter 
hin. In seinen frühen, in Sizilien gemalten Land- 
schaffen findet er zu einer neuen Farbigkeit, die 
später in ein nuancenreiches Farbenspiel gewandelt 
wird. (15. 9-31. 10. 1976) - (Abb. 15) 
Galerie im Taxispalais 
Achtzehn britische Fotografen, deren Werke auch 
von der Sprache, des Video, des Films, des Envi- 
ronments und der Concept-Art bestimmt werden, 
weisen außerordentlich unterschiedliche Arbeiten 
vor. Zeigt einer der Künstler ein Stück Haut in 
Nahaufnahme, so der andere Fabriksschornsteine 
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über Blumenblüten kopiert, zerschneidet einer das 
Bild zu einem Puzzlespiel, so stellt uns der andere 
„Pseudoschnappschüsse" gegenüber, die unsere 
Alltagsbegegnungen in ihrer ganzen Banalität 
sehen lassen. Immer wird ein starkes Mitdenken 
vorn Betrachter gefordert, immer stellen die Fotos 
eine Anforderung. (12. 11.-S. 12. 1976) - (Abb. 16) 
Steiermark 
Graz - Neue Galerie am Landesmuseum 
Joanneum 
Werke der XI. internationalen Maler- 
wochen in der Steiermark 
Zum elften Male trafen sich Künstler der benach- 
barten Länder in einem steirischen Ort zur 
gemeinsamen Arbeit. Es waren zehn Personen aus 
Italien, Jugoslawien, Ungarn, Deutschland und 
Usterreich. Die Fachschule in Gleisdorf gab ihnen 
Unterkunft und die anmutige Landschaft den 
Rahmen. Die Ausstellung zeigte wieder die ver- 
sdiiedensten künstlerischen Methoden und Aus- 
drucksarten. Die 47 Obiekte beweisen im Verhältnis 
zu anderen Jahren, daß wieder mehr Bilder im 
überkommenen Sinne, d. h. Ül-, Acrylbilder, 
Graphiken und Mischtechniken geschaffen werden. 
Sehr streng und sparsam sind die Italiener, am 
konventionellsten die Ungarn. Auf der „zeit- 
genössischsten Welle" bewegt sich ein in München 
lebender Vorarlberger. (10.-20. 10. 1976) 
Karl Stranzinger 
Der 1953 in Graz geborene Künstler erhielt 1973, 
erst zwanzigiährig, den Kunstpreis des Landes 
Steiermark. Das Preisbild „weide am 21. iuli 1973 
19 h 20 km vor verdun" zeigt einen sehr harten 
Realismus mit sonderbar hintergründiger Spannung. 
Der Realismus ist auch in allen anderen Arbeiten 
Stranzingers zu finden, nur wird der Ausschnitt 
kleiner, oft, wie bei „220 V 60 W" extrem technisch 
betont. In den später entstandenen Bildern wendet 
sich der Maler, er bevorzugt Öl, Tempera auf Lein- 
wand oder Holz, gerne Gegenüberstellungen mit 
Bezüglichkeiten zu, etwa bei dem Bild „holzleiten- 
sattel" mit den das Bild beherrschenden, sehr 
genau wiedergegebenen Straßenplanken und der 
unsicheren Landschaft dahinter oder bei „akt" 
mit dem sonderbar verzeichneten Rückenakt im 
Vordergrund und dem „schönen" Aktausschnitt auf 
dem Bild im Bilde. (11.-GI. 10. 1976) - (Abb. 17) 
Kapfenber lVolksheim 
Walter Buc ebner - Gedöchtnisausstellung 
Der 1964 freiwillig aus dem Leben aesdtiedene 
Lyriker schuf in seinen letzten Lebensiahren eine 
ganze Anzahl tochistischer Blätter, die von einer 
starken motorischen Kraft Zeugnis geben. Seine 
Todesbedrückung und seine Leidenschaft sprechen 
aus den Tuschmalereien. Oft öffnen sich große 
schwarze Tore, die alles zu verschlingen scheinen. 
Wo lichtere Farben verwendet wurden, finden wir 
das Aufglühen und Abgleiten einer leuchtenden 
Bahn, gleichsam ein Versinken eines Kometen. 
Die Bilder waren zum Teil schon vor Jahren in 
der Galerie Autodidakt, in der Secession in Wien 
und vor kurzem in Maria Schutz zu sehen. 
(26. 11.-5. 12. 1976) - (Abb. 18) 
Oberösterreich 
Neue Galerie - Wolfgang-Gurlitt-Museum 
Emil Schumacher 
Der 1912 in Hagen in Westfalen geborene Emil 
Schumacher zählt seit mehr als zwei Jahrzehnten 
zu den bedeutendsten Vertretern einer struktur- 
betonten informellen Malerei. Er vertrat die Bundes- 
republik bei einer Vielzahl von Ausstellungen und 
Biennalen. Hier wurden 80 große Ulbilder und 
Gouachen gezeigt. (7. 10.-6. 11. 1976) 
Graphik aus Schweden 
Die Exposition, an der sechzehn schwedische 
Künstler beteiligt waren, vermittelte einen auf 
Radierungen zu Lithographien konzentrierten 
Querschnitt zumeist realistischer Tendenzen. 
(11.-SO. 11. 1976) 
Niederösterreich 
KremslMinoritenkirche Stein 
3. Österreichischer Graphikwettbewerb 
Krems 
Von den zahlreichen Künstlern, die eingereicht 
hatten, wurden von der Jvry sieben Preisträger 
ermittelt. Die Preise sind „für die bisherigen 
Leistungen Anerkennung. . . aber auch Ansporn 
für . . . weitere Entwicklung" (H. Kühnel). Den 
1. Preis erhielt Linde Waber. Sie war mit drei 
Siebdrucken aus dem Wien-Zyklus in der Schau 
vertreten. Weiters wurden Manfred Mavr, Dietmar 
Kiffmann, Hermann Härtl, Adi Holzer, Florentino 
Pakosta und Monika Hubmann mit Preisen bedacht. 
Von elf weiteren Graphikern waren Blätter für 
die sehr beachtenswerte und gute Schau ausgesucht 
worden. Insgesamt waren 34 Exponate zu sehen. 
(7.-23. 10. 1976) - (Abb. 19) 
KremslKünstlerhaus 
Wolfgang Berger 
Der Kiwanis Club Wachau präsentierte die 
Graphikmappe „Die Wachau" des iungen Künstlers 
Sieben Originalradierungen von verschiedenen 
bekannten Örtlichkeiten der Wachau in einer 
einmaligen Auflage von 100 Stück wurden 
angeboten. Bergners Schichten- oder Bewegungs- 
manier kommt in den Blättern durchgehend zum 
Ausdruck. 
(November - Dezember 1976) - (Abb. 20) 
BadenlKIeine Galerie am Hauptplatz 
Gisela Beinrücker-Fleck und 
Karl Anton Fleck 
Gisela Beinrücker-Fleck zeigte Materialbilder aus 
Nylonstrümpfen bzw. Strumpfhosen. Die ver- 
fremdete Grundsubstanz kommt noch wie vor durch 
und trägt mit ihrer Hautverwandtschaft viel zu 
der eigenartigen Nahbeziehung bei, die den 
Betrachter mit Ironie und vielleicht auch Phantastik 
sofort anzieht (siehe Künstlerprofil, S. 34). 
Karl Anton Flecks Zeichnungen - durchwegs Akte 
und Landschaften -, kleinere Formate, als man 
sonst von ihm gewohnt zu sehen ist, zeigten 
trotzdem Großzügigkeit und einen freien Strich, 
nicht gefällige oder gewohnte Perspektiven und 
Ausschnitte. (1.-27. 10. 1976) - (Abb. 21) 
BadenlKassensaaI Creditanstalt 
Egon Haug 
Hier zeigte der 1923 in Käsmark in der Slowakei 
geborene Haug, der in Prag uncl Wien auf der 
Akademie studierte, einzig und allein seine 
Zeichnungen. Bei ihnen, durchwegs Landschaften, 
mit sehr bewegten, meist kurzen Strichen gezeichne 
werden wir sehr oft an van Gogh erinnert. Es ist 
aber durchaus keine Nachvallziehung, sondern ein 
starker eigener Charakter, der sich hier ausprägt. 
(75. 10.-S. 11. 1976) - (Abb. 22) 
HornlGaIerie Thurnhof 
Leo Zogmayer 
Auch hier handelt es sich um Landschaften, die 
graphisch festgehalten werden. Wie verschieden 
aber sind die drei eben besprochenen Zeichnerl 
Arbeitet Fleck mit großen, aushalenden Strichen, 
Haug mit kürzeren, weichen Linien, so Zogmayer 
mit vielen kurzen, aber sehr harten Strichen, die 
sich immer wieder zu Bündeln und dunklen Feldern 
vereinen. Der Künstler zeigt uns mit fein 
verblassenden Radierungen, die immer wieder von 
Schwerpunkten geprägt werden, recht klare und 
harmonische Farmen der noch erhaltenen 
Kulturlandschaften. (26. 11.-GI. 12. 1976) - (Abb. 2 
LangenloislRaiffeisenkasse, Kassensaal 
Josef M. Svoboda 
Der 1918 in Wien geborene Maler, Schüler von 
Hausner und R. C. Andersen, hat sich I1OUDfSÜCI1Ilt 
als Restaurator im Bundesdenkmalamt einen Name 
gemacht. Auch mit seinen Unterwasserbildern, 
mit denen er eine neue Farbenwelt malerisch 
erschloß, ist er sehr beachtet worden. Hier zeigte 
er hauptsächlich Ülbilder und Gouachen in einer 
grobfleckigen, expressiven Art. 
(26. 11.-19. 12. 1976) - (Abb. 24) Alois Vog
	        
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