'Aktuelles Kunstgeschehen l Österreich
Die emailhaft leuchtenden, an die Ausstrahlung
mittelalterlicher Glasgemölde erinnernden Farben,
die ihnen innewohnende Kraft, die „Verarbeitung"
der kosmischen Handlung, alles das ist Ausdruck
einer großen Persönlichkeit (16. 10.-7. 11. 1976).
Galerie Welz
Kurt Moldovan
Moldovan ist ein Mann van Stil - hat Alfred
Schmeller einmal aus iahrelanger Vertrautheit mit
Künstler und Werk gesat; hat damit aber nicht nur
die Dudensche Defination von Stil als Einheit der
Ausdrucksformen eines Kunstwerkes gemeint.
Schmeller hat damit vor allem ein „Voilä - un
hammel" fixiert.
Man kennt Moldovans Deutungen der psychischen
Parallelogramme von Mensch und Landschaft,
man weiß von seinen Sichtbarmachungen des
Wesentlichen. Und man ist stets von neuem - und
war nun auch wieder in dieser Ausstellung seiner
neuen Aquarelle - überrascht von Moldovans
Bravour, mit der ohne iede Vorzeichnung Pinsel-
striche knapp und „exakt" den Bildgegenstand
genau erkennen lassen, mit der immer eine heute
nur selten anzutreffende Dichtheit und Geschlossen-
heit der Darstellung erreicht wird, mit der die
Seele eines Gebäudes, einer Stadt, einer Gegend
zum Bild wird. Für Moldovan gilt die Wahr-
Nehmung in der Kunst, das Sinnlidi-Erregende,
das Geistig-Aufregende, die Faszination: „Ein
Nebeltag in Venedig regt mich so auf, daß ich es
kaum erwarten kann, ihn zu einem Aquarell zu
machen." (4. 11.-28. 11. 1976) - (Abb. 13)
Markus Vallazza
Anläßlich der Usterreichischen Buchwoche zeigte
die Galerie Welz am 12. November 1976 in ihren
Räumen die beiden Farbfilme „Herbert Breiter -
Der Maler und seine Landschaft" und „Zwei Tage
aus dem Leben des Markus Vallazza"; der Regis-
seur Georg Wildhagen vom ZDF war anwesend.
Gleichzeitig präsentierte der Verlag der Galerie
die neue Kassette mit 15 Radierungen von Markus
Vallazza mit dem Titel „Zu Horaz". Diese Radie-
rungen „soIIen Horaz nicht interpretieren oder
illustrieren, diese Darstellungen sind Horaz, sind
Teile, Ausschnitte, Einblicke in seine Welt, sein
Denken und Fühlen, Leiden und Gestalten"; so
heißt es im Text eines zugehörigen Werbeprospek-
tes, dem man nur zustimmen kann. „Es sind Blätter,
in denen der Mensch in seiner vielfältigen Proble-
matik, in seinen menschlichen, mitunter ollzumensch-
lichen Aspekten manifestiert wird, denn der
Mensch hat sich bis auf den heutigen Tag nicht
grundlegend verändert." (Abb. I4) Franz Wagner
Tirol
Innsbruck - Landesmuseum Ferdinandeum
Christian Hess (1895-1944)
60 Gemälde und Grafiken, die vom Goethe-Institut
Palermo zu einer Wanderausstellung vereinigt
wurden. Der gebürtige Bozner lebte und schuf
lange Zeit in Sizilien. Seine künstlerische Entwick-
lung begann in München, in der Nachfolge des
Blauen Reiters und der Brücke-Maler. Seine
Freundschaft mit Max Beckmann und Carl Hofer
ist auch in seinen Werken ersichtlich. Sein künst-
Ierisches Spektrum reicht aber von den deutschen
Expressionisten bis zu Picasso, Matisse, Dufy und
Braque. Immer aber reduzierte Hess diese in den
damaligen Jahren zum Allgemeingut gewordenen
Vorbilder auf einen eher intimen Bildcharakter
hin. In seinen frühen, in Sizilien gemalten Land-
schaffen findet er zu einer neuen Farbigkeit, die
später in ein nuancenreiches Farbenspiel gewandelt
wird. (15. 9-31. 10. 1976) - (Abb. 15)
Galerie im Taxispalais
Achtzehn britische Fotografen, deren Werke auch
von der Sprache, des Video, des Films, des Envi-
ronments und der Concept-Art bestimmt werden,
weisen außerordentlich unterschiedliche Arbeiten
vor. Zeigt einer der Künstler ein Stück Haut in
Nahaufnahme, so der andere Fabriksschornsteine
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über Blumenblüten kopiert, zerschneidet einer das
Bild zu einem Puzzlespiel, so stellt uns der andere
„Pseudoschnappschüsse" gegenüber, die unsere
Alltagsbegegnungen in ihrer ganzen Banalität
sehen lassen. Immer wird ein starkes Mitdenken
vorn Betrachter gefordert, immer stellen die Fotos
eine Anforderung. (12. 11.-S. 12. 1976) - (Abb. 16)
Steiermark
Graz - Neue Galerie am Landesmuseum
Joanneum
Werke der XI. internationalen Maler-
wochen in der Steiermark
Zum elften Male trafen sich Künstler der benach-
barten Länder in einem steirischen Ort zur
gemeinsamen Arbeit. Es waren zehn Personen aus
Italien, Jugoslawien, Ungarn, Deutschland und
Usterreich. Die Fachschule in Gleisdorf gab ihnen
Unterkunft und die anmutige Landschaft den
Rahmen. Die Ausstellung zeigte wieder die ver-
sdiiedensten künstlerischen Methoden und Aus-
drucksarten. Die 47 Obiekte beweisen im Verhältnis
zu anderen Jahren, daß wieder mehr Bilder im
überkommenen Sinne, d. h. Ül-, Acrylbilder,
Graphiken und Mischtechniken geschaffen werden.
Sehr streng und sparsam sind die Italiener, am
konventionellsten die Ungarn. Auf der „zeit-
genössischsten Welle" bewegt sich ein in München
lebender Vorarlberger. (10.-20. 10. 1976)
Karl Stranzinger
Der 1953 in Graz geborene Künstler erhielt 1973,
erst zwanzigiährig, den Kunstpreis des Landes
Steiermark. Das Preisbild „weide am 21. iuli 1973
19 h 20 km vor verdun" zeigt einen sehr harten
Realismus mit sonderbar hintergründiger Spannung.
Der Realismus ist auch in allen anderen Arbeiten
Stranzingers zu finden, nur wird der Ausschnitt
kleiner, oft, wie bei „220 V 60 W" extrem technisch
betont. In den später entstandenen Bildern wendet
sich der Maler, er bevorzugt Öl, Tempera auf Lein-
wand oder Holz, gerne Gegenüberstellungen mit
Bezüglichkeiten zu, etwa bei dem Bild „holzleiten-
sattel" mit den das Bild beherrschenden, sehr
genau wiedergegebenen Straßenplanken und der
unsicheren Landschaft dahinter oder bei „akt"
mit dem sonderbar verzeichneten Rückenakt im
Vordergrund und dem „schönen" Aktausschnitt auf
dem Bild im Bilde. (11.-GI. 10. 1976) - (Abb. 17)
Kapfenber lVolksheim
Walter Buc ebner - Gedöchtnisausstellung
Der 1964 freiwillig aus dem Leben aesdtiedene
Lyriker schuf in seinen letzten Lebensiahren eine
ganze Anzahl tochistischer Blätter, die von einer
starken motorischen Kraft Zeugnis geben. Seine
Todesbedrückung und seine Leidenschaft sprechen
aus den Tuschmalereien. Oft öffnen sich große
schwarze Tore, die alles zu verschlingen scheinen.
Wo lichtere Farben verwendet wurden, finden wir
das Aufglühen und Abgleiten einer leuchtenden
Bahn, gleichsam ein Versinken eines Kometen.
Die Bilder waren zum Teil schon vor Jahren in
der Galerie Autodidakt, in der Secession in Wien
und vor kurzem in Maria Schutz zu sehen.
(26. 11.-5. 12. 1976) - (Abb. 18)
Oberösterreich
Neue Galerie - Wolfgang-Gurlitt-Museum
Emil Schumacher
Der 1912 in Hagen in Westfalen geborene Emil
Schumacher zählt seit mehr als zwei Jahrzehnten
zu den bedeutendsten Vertretern einer struktur-
betonten informellen Malerei. Er vertrat die Bundes-
republik bei einer Vielzahl von Ausstellungen und
Biennalen. Hier wurden 80 große Ulbilder und
Gouachen gezeigt. (7. 10.-6. 11. 1976)
Graphik aus Schweden
Die Exposition, an der sechzehn schwedische
Künstler beteiligt waren, vermittelte einen auf
Radierungen zu Lithographien konzentrierten
Querschnitt zumeist realistischer Tendenzen.
(11.-SO. 11. 1976)
Niederösterreich
KremslMinoritenkirche Stein
3. Österreichischer Graphikwettbewerb
Krems
Von den zahlreichen Künstlern, die eingereicht
hatten, wurden von der Jvry sieben Preisträger
ermittelt. Die Preise sind „für die bisherigen
Leistungen Anerkennung. . . aber auch Ansporn
für . . . weitere Entwicklung" (H. Kühnel). Den
1. Preis erhielt Linde Waber. Sie war mit drei
Siebdrucken aus dem Wien-Zyklus in der Schau
vertreten. Weiters wurden Manfred Mavr, Dietmar
Kiffmann, Hermann Härtl, Adi Holzer, Florentino
Pakosta und Monika Hubmann mit Preisen bedacht.
Von elf weiteren Graphikern waren Blätter für
die sehr beachtenswerte und gute Schau ausgesucht
worden. Insgesamt waren 34 Exponate zu sehen.
(7.-23. 10. 1976) - (Abb. 19)
KremslKünstlerhaus
Wolfgang Berger
Der Kiwanis Club Wachau präsentierte die
Graphikmappe „Die Wachau" des iungen Künstlers
Sieben Originalradierungen von verschiedenen
bekannten Örtlichkeiten der Wachau in einer
einmaligen Auflage von 100 Stück wurden
angeboten. Bergners Schichten- oder Bewegungs-
manier kommt in den Blättern durchgehend zum
Ausdruck.
(November - Dezember 1976) - (Abb. 20)
BadenlKIeine Galerie am Hauptplatz
Gisela Beinrücker-Fleck und
Karl Anton Fleck
Gisela Beinrücker-Fleck zeigte Materialbilder aus
Nylonstrümpfen bzw. Strumpfhosen. Die ver-
fremdete Grundsubstanz kommt noch wie vor durch
und trägt mit ihrer Hautverwandtschaft viel zu
der eigenartigen Nahbeziehung bei, die den
Betrachter mit Ironie und vielleicht auch Phantastik
sofort anzieht (siehe Künstlerprofil, S. 34).
Karl Anton Flecks Zeichnungen - durchwegs Akte
und Landschaften -, kleinere Formate, als man
sonst von ihm gewohnt zu sehen ist, zeigten
trotzdem Großzügigkeit und einen freien Strich,
nicht gefällige oder gewohnte Perspektiven und
Ausschnitte. (1.-27. 10. 1976) - (Abb. 21)
BadenlKassensaaI Creditanstalt
Egon Haug
Hier zeigte der 1923 in Käsmark in der Slowakei
geborene Haug, der in Prag uncl Wien auf der
Akademie studierte, einzig und allein seine
Zeichnungen. Bei ihnen, durchwegs Landschaften,
mit sehr bewegten, meist kurzen Strichen gezeichne
werden wir sehr oft an van Gogh erinnert. Es ist
aber durchaus keine Nachvallziehung, sondern ein
starker eigener Charakter, der sich hier ausprägt.
(75. 10.-S. 11. 1976) - (Abb. 22)
HornlGaIerie Thurnhof
Leo Zogmayer
Auch hier handelt es sich um Landschaften, die
graphisch festgehalten werden. Wie verschieden
aber sind die drei eben besprochenen Zeichnerl
Arbeitet Fleck mit großen, aushalenden Strichen,
Haug mit kürzeren, weichen Linien, so Zogmayer
mit vielen kurzen, aber sehr harten Strichen, die
sich immer wieder zu Bündeln und dunklen Feldern
vereinen. Der Künstler zeigt uns mit fein
verblassenden Radierungen, die immer wieder von
Schwerpunkten geprägt werden, recht klare und
harmonische Farmen der noch erhaltenen
Kulturlandschaften. (26. 11.-GI. 12. 1976) - (Abb. 2
LangenloislRaiffeisenkasse, Kassensaal
Josef M. Svoboda
Der 1918 in Wien geborene Maler, Schüler von
Hausner und R. C. Andersen, hat sich I1OUDfSÜCI1Ilt
als Restaurator im Bundesdenkmalamt einen Name
gemacht. Auch mit seinen Unterwasserbildern,
mit denen er eine neue Farbenwelt malerisch
erschloß, ist er sehr beachtet worden. Hier zeigte
er hauptsächlich Ülbilder und Gouachen in einer
grobfleckigen, expressiven Art.
(26. 11.-19. 12. 1976) - (Abb. 24) Alois Vog