Kriegszerstörungen von 1944145 aus der Kirche
entfernt und in verschiedenen Lagern geborgen
worden. Das Hauptlager von 424 Kunstgegen-
ständen wurde 1972 von Sigmund Benker inven-
tarisiert. Sein lnventar und mündliche Auskünfte
sind Grundlage dieses Berichts'.
Der Neubau der Frauenkirche von 1468-1488 war
bei seiner Einweihung 1494 mit den 24 Altären
und Glasfenstern des Vorgängerbaues eingerich-
tet. ln einem kontinuierlichen Prozeß, den weder
die Reformation noch der Dreißigiährige Krieg
unterbrochen, haben die zwei folgenden Jahr-
hunderte diese gotische Ausstattung ersetzt. Ka-
pelle um Kapelle, Joch um Joch verwandelte sich
die Frauenkirche in einen bilderreichen Barack-
raum. Private Stiftungen für Grabmäler und Sei-
tenaltäre waren die Beweggründe dieser Ent-
wicklung. Vorherrschend war dabei im 16. Jahr-
hundert ein Grabmaltypus, der in Süddeutsch-
land selten und in München in keinem einzigen
Exemplar erhalten ist, das Gemäldeepitaph. Es
waren dies architektonisch-plastische Aufbauten,
wohl meist mit Holzgerüst, die ein oder mehrere
Gemälde trugen. Diese Grabmäler erreichten bis
zu acht Meter Höhef. Sie wurden alle als „fremd-
ländische Zutaten" vom Leiter der Domrestau-
rierung 1858, Matthias Berger, entfernta. Von
einem solchen Grabmal haben zwei Tafeln, die
Hans Mielich zugeschrieben werden, überlebti
Die linke Tafel zeigt den hl. Martin im Gewand
eines Edelmannes der Zeit um 1550 zu Pferd, wie
er seinen Mantel mit dem Schwert teilt, um ihn
dem nackten Bettler zu schenken. Die moralische
Bedeutung der Tat wird durch den Psalmvers
links unten angegeben; „Psalm CXI Er thailet
und gob den Armen, sein Gerechtigkait bleibet
in Ewigkait der Ewigkeit." Die rechte Tafel zeigt
die Bekehrung des Saulus (Apostelgeschichte 9,
1-9). Blitzschleudernd erscheint oben Christus und
ruft; „Saul, Saul, was verfolgstu mich?". Saulus,
auf dem Boden liegend, antwortet: „Her was
willstu das ich thuen sal". Unter den Beinen des
sich aufbäumenden Schimmels sieht man den Rei-
terzug, der durch den Blitz auseinandergesprengt
wurde. In der Ferne die Türme und Mauern von
Damaskus.
Nach einem barocken, bis ietzt nur in handschrift-
lichen Auszügen von 1887 bekannten Verzeich-
niss bildeten die beiden Tafeln die Seitenteile
eines Grabmales, dessen Mitte die Grabschrift
einnahm. Wahrscheinlich ummantelte das Grab-
mal ursprünglich einen Freipfeiler der Frauen-
kirche auf drei Seiten. Die Komposition der Ta-
feln ist durch ihre schmale hohe Form bedingt.
Sie werden beherrscht von der Frontalansicht
eines braunen Pferdes und der Kruppe eines
Schimmelst.
Die Pferdedarstellung ist monumental. Die Cha-
rakterisierung der Rösser entspricht dem Aus-
drucksgehalt der dargestellten Szenen: bei der
Mantelspende ein braver Brauner, bei Pauli Be-
kehrung ein feuriger Schimmel, dessen weiße
Leibmasse zum violetten Nachthimmel wirkungs-
voll kontrastiert. Die Gesichter der handelnden
Personen sind ins Profil gedreht und überschnit-
ten, so daß der Ausdruck ihren Pferden anver-
traut bleibt. Merkwürdig ist die helle Lichtgloriole
mit weißen, hellblauen und hellrosa Putten, wel-
che die Leidenswerkzeuge um Christus halten.
Der Mantelwurf Christi erinnert an den Mantel
Gottvaters bei der Schöpfung Evas in der sixtini-
schen Decke Michelangelos. Dieser Vergleich ist
biographisch gestützt durch Mielichs Reise nach
2
Werk vereint Lichteffekte und Gestaltunge
Malerei Altdorfers mit Figurenerfindungel
italienischen Manierismus. Ihm und seinerl
statt sind aus der Frauenkirche noch ZUZUVx
die Bilder: Kreuztragung aus dem Dobei
Epitaph (Dompfarramt), auferstandener Ch
Brotvermehrung und Heilung der Aussät
(Diözesanmuseum).
1601 wurde das Innere der Frauenkirche
ausgemalt; damit begann die Barockisierun
Raumbildes, die von Herzog Maximilian l
kräftig gefördert wurde. 1604 wurde der B
bogen errichtet, 1620 der Hochaltar, 162i
Kaisergrab; alle drei im Mittelschiff, ir
Hauptachse der Kirche. Der Bennobogen, d
architektonische und skulpturale Bedeutung
gesonderten Würdigung bedarfs, war
Triumphbogen der Gegenreformation, err
über den Reliquien des hl. Benno; diese v
1576 aus Meißen geholt und 1580 in die Fr
kirche gebracht worden. Die Reliquien w
an einem Altar unter dem Bogen ausge
Kultbild war eine Silberbüste des Heilige:
heute nach in der Frauenkirche verwahrt
Dieses Reliquiar konnte mit einer großen N
türe verschlossen werden, die aus eisenver
tern Kupferblech besteht. Auf diese Türe
der Hofmaler Hans Werl das Bild des He
in der Glorie. Sie trägt auf der Rückseite di
rocke Bezeichnung „H. Werl pinxit1604".
Der Heilige thront auf einer Wolkenbanlc:
die Rechte segnend erhoben und nimmt m
Linken den Domschlüssel aus dem Maul
Wallers, den ihm ein Putto hinhält. Ein zv
Putto hält den Bischotsstab, zwei weitere f
fliegend einen Lorbeerkranz über der Mitr
Heiligen. Eine Vielzahl von rosigen Cherub
fen erscheint zwischen Wolkenkissen. Da:
ist an der Oberfläche etwas abgerieben, da
ist vor allem in den Gesichtern die Binnen:
nung etwas verschwommen. Der Damas
roten Dalmatika, Brustkreuz und goldener
des blau-grünenPluviales sind aber ganz pi
gezeichnet. Das Bennobild der Frauenkircl
neben dem Altarbild in der Hofkapelle
Münchener Residenz das einzige bezeic
Werk von Hans Werl, der als Hofmaler Mc
lians Laus Quellen gut belegt ist.
Über der Bennobüste bzw. ihrem „Vorblatt
ren zwei weitere Bilder im Bennoaltar c
hängt, die ebenfalls signiert und 1604 d
sind. Das zweite trägt die Bezeichnung:
I. Rottenhammer F. Venetia". Dargestellt is
Martyrium des hl. Mauritius und seiner G:
ten'".Der Maler Hanns Rottenhammer (1564-
arbeitete 1596-1606 in Venedig. Offenbar x
damals das Bild bei ihm bestellt. Nach den
len lieferte er nach ein zweites Altarbild fi
Frauenkirche mit der Darstellung der Krc
Mariens".
Das Mauritiusbild wird durch einen Streifen
melblau in eine irdische und eine himm
Sphäre getrennt. Der Blaustreifen senkt si
der Mitte auf das Haupt des Heiligen. Von
führen eine Figurengasse, Mantel und Arrn
Mauritius auf das Haupt zu. Zahlreiche
drucksgesten verweisen von der irdischen i
himmlische Sphäre und von dort nach i
Farblich trennt das Himmelblau die go
Lichtgloriole der Engelwelt von der rot-b
bunten Legion des Mauritius. Zwei weiß und
blau gekleidete Soldaten in ihr, annähernd
metrisch verteilt und in die Tiefe gestaffelt,
trastieren zur warmfarbigen Dichte des Sold