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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXII (1977 / Heft 151)

JAUTILUS MIT SCHMUCKAUFSÄTZEN 
Nautilus"-Kanne mit Juwelenbesatz: Granaten 
ind Türkise. 
)OLIUM 
Dolium"-Becher aus dem Schatz der Salzburger 
rzbischöfefErzstift Salzburg. Florenz, Palazzo 
"itti-Museo degli Argenti. 
zrkungen 31-34 
th H. Kolba - Annamaria T. Nemeth, Goldsmith's 
k - Hungaria National Commissione tor UNESCO, 
apest 1973, Corvina-Magyar Helikon, S. 42 und 43, 
46, Tafel mit der Angabe „Nautilus". 
ward, ap. cit., S. 405 und Abb_ 688, ist bei der 
.lyse des Gemäldes dieser „Murex radix"-Becher ent- 
gen. 
ward, op. :it., S. 333, Farbtafel I, 360, Abb. 248. 
den plattierlen Jungfernbecher: Derselbe, S. 389 und 
l. 525. 
-Nr. 594, Tfl. 74. - Der erste italienische Autor, der 
mit der Silberkammer im Palazzo Pitti beschäftigte, 
geflissentlich den Muschelpokalen aus dem Wege ge- 
gen und erwähnt s "berhaupt nicht: Antonio Moras- 
ll Tesoro dei Med - Oreficerie, argenterie, pietre 
e, Milano 1963, „Silvana" Edizioni d'Arte. Dabei war 
ausreichend über die „Salzburger Gruppe" im Fla- 
iner Museum unterrichtet wie S. V bezeugt. 
elo Lipinsky, ll casidetto „Tesoro da Tivoli" Argente- 
romana repubblicana, „Atti e Memarie della Societa 
irtina di Storia e d'Arte" 42, 1969, S. 151-195, Tfln. 
-XXVlll, besonders S. 165 ff. und Tfl. XXV, unten. 
selbe, Shells in art - A specimen of „Lutraria" in the 
zusure from Tivoli", „La Canchiglia" 7, 1975, Nov.- 
., s. ieis, Abb. 
 
dem Beschauzeichen von Nürnberg im frühen 
17. Jahrhundert. Hier sind die Perlmutterplätt- 
chen nicht durch einfache Nieten festgehalten, 
sondern mittels komplizierter Filigranrosetten mit 
kleinen Edelsteinen. Während sonst bei dieser 
Becherform die Dame mit steifem Spitzenkragen 
einen zweiten frei hängenden kleineren Becher 
trägt, hält sie hier einen Obstkorb über sich - 
war also die Trinkzeremonie etwas verein- 
facht". 
Dieser erstmalige Rundblick über die Verwen- 
dung exotischer Meermuscheln in der europäi- 
schen Goldschmiedekunst führte so durch Schatz-, 
Kunst- und Wunderkammern, wobei Kunst und 
Natur sich ein oft seltsames Stelldichein gaben, 
wenn feinsinnige Auftraggeber den Goldschmie- 
den die Aufgabe stellten, ihr handwerkliches 
Können und ihre Phantasie frei spielen zu lassen. 
Für schöpferisch veranlagte Galdschmiedemei- 
ster ergab sich auch noch eine ganz andere 
Möglichkeit, mit diesen Meereswundern sich aus- 
einanderzusetzen: diese nur als ideales Vorbild 
für freie Schöpfungen zu nutzen. ln der Hoff- 
nung, in der Folge auch diesen Aspekt der neue- 
ren europäischen Goldschmiedekunst eingehen- 
der behandeln zu können, soll hier diese Thema- 
tik nur ganz kurz gestreift werden. 
Schon im römischen Tafelgeschirr begegnet man 
mehr oder weniger genauen Wiedergaben von 
Meermuscheln, wobei vorwiegend „Cardium" 
und „Pecten" interpretiert wurden, wie etwa 
im weltbekannten „Schatz aus Boscoreale", jetzt 
im Musee du Louvre in Paris. Einen Sonderfall 
bildet ein Schüsselchen aus dem „Silberschatz 
von Tivoli", heute zwischen dem Metropalitan 
Museum zu New York und dem Museum for 
National History in Chicago geteilt. Der ganze 
Schatz ist ins 1. Jahrhundert vor Christus zu da- 
tieren. Das merkwürdige an diesem Schälchen ist, 
daß der Auftraggeber eine „Lutraria lutraria" 
haargenau in Silber formen ließ, eine eßbare 
aber nicht eben häufige Mittelmeermuschel, die 
im Toskanischen Archipel, besonders um Elba, 
in 20 bis 30 Metern Tiefe lebt. Der Malakologe 
Prof. Settepassi bestimmte gleich nach dem ersten 
Blick auf die Photos das merkwürdige Gelenk 
dieser interessanten Art". 
Dann erlebte die Muschelwiedergabe in Frank- 
reich und England, im ausgehenden 17. Jahrhun- 
dert, im ganzen 18. und auch zu Anfang des 
19. Jahrhunderts eine wahre Renaissance - wo- 
bei die bedeutendsten Künstlerin einen ideellen 
Wettbewerb traten, wobei immer wieder die 
hohen Auftraggeber und ihre Goldschmiede- 
meister, auch heute noch, uneingeschränktes Lob 
ernten können - denn niemand hat es bisher 
vermacht, sie auch nur zu erreichen, geschweige 
denn zu übertreffen. 
Manches wäre auch noch über die Auswertung 
der exotischen Meermuscheln als Vorbilder in 
Plastik und Architektur zu sagen: eine Aufgabe, 
der sich Kenner der Bildhauerei und Baukunst 
von der Renaissance bis weit über Barock und 
Rocaille hinaus befassen könnten; alle Großen 
dieser Perioden fanden in dieser Wunderwelt 
der Natur die fruchtbarsten Anregungen, beson- 
ders in der Gestaltung der Brunnen, an welchen 
Muscheln den ihnen gebührenden Platz gefun- 
den haben . . . 
_ Anschrift des Autors: 
Angela Lipinsky, 
Lungotevere Flaminio 24, 
l-00196 Roma 
PERLMUTTERPLATTIERUNG 
79 Pokal mit Deckel in Perlmutterplattierung, so . 
Hillebrandbecher mit reichem 
Wien, Kunsthistorisches Museum. 
30 Pokal mit Deckel in Perlmutterplattierung. Wien, 
Kunsthistorisches Museum. 
Blumenwer . 
Literatur: 
Roderick Cameron, Shells in art, London 1961, Weidenfels 
and Nicoison. 
Michel Claytan - A. o. Grimwade, The coliectors dictionary 
of silver and gold of Great Eritain and Narth America, 
New Yark - Cleveland 1971, The World Publishing Compony. 
Cristino Piacenti-Aschengreen, ll Museo degli Argenti a Fi- 
renze, Milano 1968, Electo lstituto Editoriale. 
Kurt Rossacher, Der Schatz des Erzsliltes Salzburg - Ein 
Jahrtausend deutscher Goldschmiedekunst, Salzburg 1966, 
Residenz-Verlag. 
Derselbe, Salzburgs alte Schatzkammer - Ausstellun in 
den Oratorien des Salzburger Domes, 11. Juni bis 15. ep- 
tember 1967, veranstaltet vom Salzburger Domkapitel. 
Erich Steingräber, Schatzkammern Europas - Weltliche 
Schatzkammern, München 1968, Hirmer-Verlag. 
Jean Taraltan - Roseline Maitre Devallon, Les Tresors des 
Eglises de France, Paris 1966, Librairie Hachette. 
J. F. Hayward, Virtuoso goldsmiths and the triumph af 
Mannerism, 1540-1620, London-New York 1976, Sotheby 
Parke Bernet Publications Ltd., mit umfassender Bibliogra- 
phie. Ein für die nächsten Jahrzehnte unwiederhalbares 
Standardwerk allerersten Ranges; der Verfasser war iahr- 
zehnlelang im Victaria and Albert Museum Abteilungs- 
leiter für Edelmetallwerke. Derzeit Fachberater der Welt- 
firma Sotheby Parke Bernet. 
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