. Österreichisches Museum für angewandte Kunst
Blickpunkte
Die Kunst des Islams:
Knapp bevorstehend ist die Ausstellung von
orienfalisdlen Knüpfleppidien und Kunstgewerbe
des Islams, Obißkle des Usterreidiisdien Museums,
auf SdllaB Halbturn, Burgenland. Einerseits wird
mit dieser Ausstellung der Veranstalter, die
burgenländisdie Landesregierung, seine Reihe von
alliährlidlen Ausstellungen fortsetzen trennen,
andererseits das Museum wesentlichen Bestand, der
derzeit nicht im Stammhaus gezeigt werden kann,
äffentlidl zugänglich madlen. Ein umfangreicher,
ausführlidter Katalog wird zum erslenmal Obiekte
festhalten, die bisher ungenützt in Depots verborgen
waren. Dauer der Ausstellung Mai bis Oktober 1777
(Abb. 71.
Holzschnitzereien und lntarsien aus
fünf Jahrhunderten;
Mit Saisanbeginn steht sowohl die Außenstelle
des Museums in SctilaB Riegersburg offen
wie eudi in deren Raurnen eine aus Beständen des
Hauses zusamrnengetragene „Ausstellung 1977"
unter ebiqenl Titel. Hier werden quasi zum Jubiläum
„10 Jahre Außenstelle Riegersburg" Kostbarkeiten
aus der Möbelsammlung des Hauses gezeigt,
wozu auch ein kleiner, aber doch ausführlicher
Katalog aufliegen wird. Gezeigt werden lahmen,
Kassetten und Wanddekoratianen (Abb. B}.
„Große Welt von gestern"
Zeichnungen und Druckgraphik
van Emil Orlik:
Diese auf SchIoB Grafenegg bei Krems, Nieder-
österreich, vam Adalbert-Stifter-Verein München
und dem Usterreidlisctlen Museum gemeinsam
veranstaltete Ausstellung ist irn didlten Programm
von SdllaB Grafenegg großer Hauptpunkt des
Jahres 1977. Audi hier wird das Museum aus seinen
Beständen zum in Mündhen erstellten Ausstellungs-
gut um Emil Orlik Pidkdie, Kostüme, Schmudr,
Glas und Keramik zeigen. Aus dem Heeres-
geschichllidnen Museum Wien wird ergänzend
die Manne „Brest Litawsk" mit Zeichnungen der
Teilnehmer des Kongresses von Emil Orlik
präsentiert werden.
Geylmüller-Schlössel, Sammlung Sobek:
Diese Wiener Außenstelle des Usterreichischen
Museums mit Ernpire- und Biedermeiereinrichtungen
sowie Altwipner Uhren ist seit März wieder
geöffnet. Nahe dem Pötzleinsdorfer SchloBpark
gelegen, kann der beliebte Anziehungspunkt in
Wien-Währing mittels feststehenden Senntaas-
führungen ieweils um 11 und 15 Uhr vom Publikum
in Anspruch genommen werden. Möglicherweise
wird das Schlüssel mit seinen sehenswerten Uhren
und Möbeln wegen Renovierungsarbeiten Juli und
August 1977 geschlossen werden müssen.
Kunstgewerbemuseum Schloß Petronell:
Die Außenstelle des Usterreidlischen Museums,
1965 als Pionierinstitutian und erste Außenstelle
des Museums begründet, ist nach wie vor
Anziehungspunkt aller iener, die es donauabwarts
ins Pannonische zieht. Hier sind, immer wieder
ergänzt und erneuert, wesentliche und besondere
Obilkte aus dem reidien Kunstgewerbefundus des
Museums vom 15. bis zum 1B. Jahrhundert im
prächtigen Schlaß inmitten der stillen Aulandsdiaft
präsent.
Far-West-Ausstellung:
Am Ostermontag, ll_ April um, ging die Aus-
stellung „Indianer und Siedler im amerikani-
sdien Westen" zu Ende. Rüdrblidrend kann gesagt
werden, daß hier tetsädllidl vor allem die Jugend
und auch die Kinder im besonderen der
sprichwörtlichen Romantik des fernen oder Wilden
Westens ihren Tribut zollten. An die 671111
Besucher erlebten ein ienr didltes Programm, da!
mit Filmen, Theater und Gesangsdarbietungen im
Western- und Country-Style die Alrndsphere
echt aufbereitete. Leider liegen nidht bei allen
Ausstellungen sa viele Moglidtkeiten offen.
Immerhin bei ähnlichen Vorhaben konnte mandles
übernommen und realisiert werden.
Ikonen aus Bulgarien:
ln der zweiten Hälfte sieht die nadi wie vor sehr
Q!" besudite Ausstellung der Ikonen aus einem
Zeitraum von tausend Jahren aus der
VR Bulgarien. Man kann ietzt schon sagen, daß lidt
hier ein sehr konzentrierter besonderer Publikums-
Das Bild der Antike in Renaissance
und Barock
Schriften der Bibliothek 12, Ausstellungsraum
der Bibliothek und Kunstblättersammlung
und Galerie, Altes Haus, 1. Stock
Wien 1, Stubenring 5
22. 10.-31. 3. 1977 (verlängert bis 31. 5. 1977)
Bisweilen bedrückt die Relativität alles Schaffens
und Wirkens bei dem Gedanken, auch das für
heute und die Zukunft Konzipierte ist dem
unerbittlichen Gesetz des Uberholtseins ausgesetzt.
Hinwiederum ist es beglückend, solchem zuwider-
laufend, Positiv-Gegenteiliges zu entdecken
wie mit dieser Ausstellung. In anschaulicher
und reicher Weise macht sie deutlich, was die
Antike an Bleibendem, Unauslöschbarem im Sinne
des Allgemeinstrebens nach Prinzipien eines
neuen geistigen und schöpferischen Ästhetizismus
hinterließ. Wie sehr die Antike als ideales
Gesamtbild allen Bereichen des Srhöpferischen
die gemeinsame Basis folgender Zeiten und
Epochen war, Ausgangspunkt zu neuen Überlegungen
und Perspektiven gewesen ist. Deren ldealbild bis
tief in die eigentlich glatte, kalte und irgendwie
nebulose gesichtslose Gegenwart - und hier
meinen wir nicht nur Architektur - hereinleuchtet
und wirkt. Wie ein verheißungsvolles Wunschbild,
zu dem man sich fast sentimental zurücktröumt, ihm
nacheifert. Diese zwölfte Ausstellung der Bibliothek,
allein aus ihrem reichen Fundus von Hofrat Direktor
Univ.-Prof. DDr. Gerhart Egger und Dr. Hanna
Egger zusammengestellt, von einer wie immer
hervorragenden Schrift unterstützt, ist in vier
Gruppen gegliedert: Antike Autoren - Vitruv und
die Bücher über die Architektur - Monumenta et
Antiquitotes - Anfänge der Archäologie. Van Katalog
Nr. 1, Homers Odysseae Hameri Libri Xlll, bis hin
endlich zu Winckelmanns Geschichte der Kunst des
Altertums an die 200 Nummern spannt sich der
Bogen. Unser längst an Fotografie gewohntes
und davon verwöhntes Auge erfaßt mit Vergnügen
die breite Ausdrucksskala z. T. riesiger Stich-
impressionen, die Präzision der modulierenden
Schraften und Striche, die im Geiste der sinnbild-
haften Erfassung eines Bildvorwurfes alle dessen
Vorzüge zur Geltung bringt. Ideale Ruinenansichten,
Architekturen usw. Am Beispiel des Vitruv, des im
Dienste Augustus' Stehenden, wird offenbar, wie
sehr seine Erkenntnisse aus lebensnahen
Erfahrungen, seine Lehren, nicht Nachahmung,
sondern Grundlage für neue technische
Konzeptionen bildeten. Wie tiefgreifencl der Wunsch
nach dem Aufgreifen antiker Ideale und
solchen nachzueifern war, beweist im Exkurs
folgendes Beispiel. Als man gegen Ende des
15. Jahrhunderts, genau 1485, in einem anfiken
Grabmal in einem marmornen Sarkophag die
angebliche Julia, Tochter des Claudius, fand, durch
Essenzen deren antiker Leichnam in völliger Frische
erhalten, war man von deren Schönheit
hingerissen. Die „antikisdie"Julia schien so lebendig
wie eben erst gestorben und ein wahrer Kult
um diese und zu dieser schönen antiken Römerin
entwickelte sich, ia man wallfahrtete zu ihr.
Bis lnnozenz Vlll. dem Spuk ein Ende bereitete,
Julia vor Porto Pincione geheimen Orts verscharren
ließ. Sdian zu Zeiten der Renaissance also
bedingungslose Reverenz und Ehrerbietung vor
dem „Antiken". Diesmal sogar vor der Gestalt
verdientermaßen, die eine Heraus- und Aufforderung
darstellt und genutzt werden sollte (Abb. 1, 2).
Carlos Riefel - Ein Wiener Blumenmaler
Katalog Neue Folge Nr. 43
Altes Haus, Saal l, Wien 1, Stubenring 5
29. 19.-28. 11. 1976
Mitunter stehen wir überwältigt vor dem großen
Miraculum Natur. Nach dem kaum begreifbaren,
übermächtigen Wunder der Erdenexistenz im
Reigen der Gestirne, in den Unendlichkeiten des
Kosmos, ein uns Näheres. Vor dem, was die Natur
hervorbringt, bewegt, aufeinander abstimmt,
zueinander - auch im Kampfe - in Beziehung setzt.
Einer entfalteten Blütendolde, den Blattknospen,
die frisch an einem alten, knorrigen Baum auf-
brechen. Für den wirklich „Sehenden" ein solches
Wunder. Carlos Rietels Leben, ein fast ausschließ-
lich künstlerisches, das auch bis tief in die
Trivialbereiche des Alltags eines ist, ist ausgefüllt
vom Aufspüren und Festhalten ungezählter dieser
Wunder. Das beglückende Eintreten in des Künstlers
Welt ist ein abruptes Verlassen laut-hektischer
Gegenwart in klösterliche Lauterkeit, in der alles
auf das Schaffen des Malers eingestimmt ist.
Ein alter Renaissancebau mit prächtigem Garten,
der den Künstler wie eine Bastion vor Verkehrs-
strömen abschirmt. lncubus voller Stille, der den
Künstler in mänchischer Meditation am Werk hält.-
In der Geschichte der Malerei haben die Blumen-
maler einen besonderen Platz. Vielleicht, daß
man in alten Zeiten stärker den Wunsch hatte,
über den Ablauf eines Jahres Blumen und deren
reiches Blühen, zu Schmuck und Ausstattung seines
Heimes um und vor sich zu haben. Damals um so
mehr, als man nicht wie heute Gelegenheit hatte,
sich, durch Zucht möglich geworden, die
natürliche Blume zu allen Jahreszeiten im bunten
Strauß ins Haus zu holen.
ln den Läden und Fächern der Kunstblättersammlung
der Bibliothek des Österreichischen Museums
liegen wohlgeordnet zahlreiche Blätter - sogenannte
Vorbilder - namhafter Blumenmaler, aber auch
akribische Etüden und Studien heranwachsender
Eleven des ausgehenden 19. Jahrhunderts bis
herauf in die zwanziger Jahre unseres Jahrhunderts.
Ein Riesenkonvolut, aus dem gelegentlich
hervorgeholt, studiert wird, das abgeschlossen
quasi ein Relikt ist. Zum Teil meisterliche
Leistungen, künstlerisch voll gültig, die
Respekt abnötigen.
Carlos Riefel, über einige Umwege „Wiener
Blumenmaler" aus Passion und Berufung, später
Einzelgänger dieser Spezies, führt diese Kunst-
gattung fort. Er malt Blumen vor allem,
doch auch Früchte, sonstige Pflanzen, auch Vogel.
Grillparzer beantwortete einstens die Frage, was
denn also eigentlich Kunst sei u. a. so:
„ . . . die Hervorbringung einer ,anderen' Natur
als die, welche uns umgibt, einer Natur, die mehr
mit den Forderungen unseres Verstandes, unserer
Empfindung, unseres Schönheitsideals, unseres
Strebens nach Einheit übereinstimmt." Riefels
Schaffen ist solchermaßen ausgerichtet. Er formu-
liert und formiert hervorgebrachte Natur und bringt
diese zu Papier. In einer durchaus eigenständigen
Weise, die ihn eben schlechthin zum „Riefel"
werden ließ. In seiner Blumenwelt wird der Mensch,
ein Gebüu, ganz sporadisch übrigens nur, Staffage.
Wird beiläufig. nicht nur aus räumlichen oder