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PLASTIK UND MALEREI.
tungsvoll wie eigentümlich; eine dritte Arbeit, die flehende Dame mit dem
Fächer, nimmt fich nur wie ein gelungenes Exercitium im Stile der hollandifchen
Kleinmaler aus.
Seit wenigen Jahren fpielt in München Wilhelm Dietz eine grofse Rolle,
der fein aufserordentliches Lehrtalent fchnell bewährt und der verdienftvollen,
zum Theil aber fchon überlebten Piloty’fchen Schule gegenüber ein frifcheres
Leben in die Kreife der jüngeren Maler gebracht hat. Seine vier kleinen Bilder
find in der Erfindung ohne alle Eigentümlichkeit, bei dem Halt von Reitern im
Sopha und Stuhl in hellblauem Atlas, von Haas & Söhne in Wien.
Coftüm des vorigen Jahrhunderts lehnt er fich in diefer Hinficht unbefangen an
Meiffonier, bei den Kriegs- und Lagerfcenen im Charakter des dreifsigjährigen
Krieges nicht minder unbefangen an Philip Wouwermans an. Ganz fein eigen
find aber die rein malerifchen Qualitäten, die er hier entfaltet, der coloriftifche Sinn,
der ebenfo von den alten Holländern, wie von den modernen Franzofen genährt
worden ift, das haltungsvolle Verfchmelzen von Landfchaft und figürlichem
Motiv, die eigene Stimmung, welche der unfcheinbarfte Vorgang bei fo meifter-
hafter malerifcher Behandlung gewinnt. Hie und da fehen wir die deutlichen
Spuren feines Einfluffes in dem „Spaziergang“ von Ludwig Loefftz, in der