Für den Kunstsammler }(
Ludwig Neustifter
Eine Briefkassette mit Gouachen von
Balthasar Wigand
Balthosar Wigand (1770-1846) schuf viele Gouachen,
die kunstgewerbliche Obiekte, wie Tischchen,
Kassetten unterschiedlichster Form und Ausstattung,
Bilderuhren, Fächer und Dosen schmücken. Alle
Arbeiten Wigands sind von hervorragender Qualität
und meist pastellhafter Farbwirkung. Es finden sich
unter ihnen vor allem Ansichten von Wien und
Umgebung (z. B. Ansichten Wiens: „Aussicht von
„Döbling", „Aussicht von Grinzing";
historische Gebäude bzw. Gebäudekomplexe;
„Schönbrunn" u. a.; Brückenansichten: „Brücken-
schlag der Pioniere im Prater den i. Sept.
1825"), aber auch Darstellungen lokaler zeitgenössi-
schen Ereignisse und von Festlichkeiten (z. B. „Der
feyerliche Umgang am heiligen Frahnleichnarnstag
in Wien", „Prachtschlittenfahrt am 22. Jün. 1815").
Neben einzelnen Werken Wigands in Museol- und
Privatbesitz befindet sich der Hauptbestand van
Wigands (Euvre im Historischen Museum der Stadt
Wien, das vorn 22. September 1977 bis 20. November
1977 eine umfangreiche Ausstellung über den
Künstler veranstaltet. Damit wird erstmals in diesem
Umfang das erfaßbare Werk Balthasar Wigands
wissenschaftlich erarbeitet und der Öffentlichkeit
zugänglich gemacht. 4
Aus dem reichen Schaffen Wigands sollen für den
vorliegenden Beitrag vier bisherunpublizierte
Gouachen herausgegriffen werden, die eine
kostbar ausgestattete Briefkassette im Besitz von
Herrn DipL-lng. Hans Hoyos, Horn, schmücken (Abb,
l). Diese Gouachen zeigen vier Ansichten: „Ansicht
des neuen Burgthors", „in Laxenburg", „in Helena
bey Baden" sowie „Presburg". Die Darstellung von
Laxenburg ist mit „Wigand" signiert und damit als
Werk des Künstlers gesichert (Abb. 2, 5).
Durch eine notwendig gewordene Restaurierung
dieser Kassette (mit Ausnahme der Gouachen durch-
geführt von Christian Neustifter) war es möglich,
Konstruktion und Technik der Kassette genau zu
untersuchen, Sie besteht aus einer mit rotem Leder
bezogenen Grundplatte, einem Oberteil und dem
dazwischen befindlichen Balgen, ebenfalls aus rotem
Leder, der in der Höhe ie nach Inhalt von 2,5 cm
bis 7,5 cm variierbar ist (Abb. l, 4). Den oberen
Abschluß der Kassette bildet ein Rahmen (Abb. 1,3),
in welchen ein mit Scharnieren befestigter Deckel
eingebaut wurde. Der Rahmen des Oberteils ist in
seinem Kern Fichtenholz und zur Außen- und Innen-
kante abgeschrägt. Die Außenkante sowie der
schmale, waagrechte Teil und die Schräge zur Innen-
kante sind mit auf Gehrung gearbeiteter Perlmutter
belegt. An der Schräge zur Außenkante sind über
Streifen aus poliertem Stahlblech dünne Perlmutter-
blöttchen befestigt, deren florale Motive ausgesagt
und graviert wurden. Die reizvolle Wirkung der
schillernden Perlrnutter wird noch durch die polier-
te Oberfläche des unterlegten Stahlbandes erhöht.
Das Kernmaterial des zur Mitte schräg ansteigenden
Deckels ist Lindenholz, welches im Lauf der Zeit sehr
stark gesprungen ist und im Zuge der Restaurierung
neu verleimt werden mußte. Um diese Arbeit durch-
führen zu können, mußten die gesamten Stahl-
beschlöge und die Perlmutter abgenommen werden.
Die Abbildungen 7, 8 zeigen die abgelösten Einzel-
teile, mit denen Rahmen und Deckel belegt sind.
War beim Rahmen das Stahlband unter den ausge-
sögten Perlmutterblöttchen, so finden wir auf dem
Deckel die mit kleinen, eingenieteten Stiften
versehenen Stahlbeschlöge über der Perlmutter.
Das Innere der Kassette ist mit naturfarbener, moi-
rierender Seide gefüttert. An der Deckelinnenseite
hsvfinrfnt cirh eine nur: rntem lm-tm- rinnt-keimt. tmA