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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXII (1977 / Heft 153)

I Aktuelles Kunstgeschehen l Österreich 
 
Wien 
Secession 
Rudolf Szyszkowitz 1905-1976 
Eine sehr umfangreiche, das ganze Lebenswerk 
des Grazers umfassende Schau von 101 Ulbildern, 
82 Grafiken und 37 Druckgrafiken. Szyszkowitz, 
der als Lehrer auf der Grazer Kunstgewerbeschule 
vielen sehr begabten und später auch bekannt 
gewordenen Künstlern Wesentliches für ihr Schaffen 
mitgab, zeigt selbst ein recht zwiespältiges 
malerisches CIuvre. Neben den Anfängen in 
Richtung Neuer Sachlichkeit finden wir, besonders 
in der Grafik und Druckgrafik, starke Blätter 
von expressivem Ausdruck. Hier werden Töne 
angeschlagen, die an Barlach und Kollwitz erinnern. 
Spätere Zeiten bringen eine Verflachung, was 
sich auch in vielen Ulbildern bemerkbar macht. 
In den Werken religiösen Inhalts, die in den 
fünfziger Jahren entstanden sind, macht sich der 
Einfluß Baeckls bemerkbar, besonders im Kolorit. 
Die letzten großen Landschaftsbilder gehören zu den 
besten Arbeiten Szyszkowiti, wobei besonders 
„Mauern am Meer" hervorgehoben zu werden 
verdient. (1. - 24. 4. 1977) - (Abb. 1) 
Robert Markowitsch 
Ein Maler, der sich bis ietzt noch wenig der 
Öffentlichkeit stellte. Am überzeugendsten waren 
die Grafiken, Zyklen verschiedener Landschaften, 
wobei eine Umsetzung des Wesens des ieweils 
Geschauten angestrebt wurde. Was in den Grafiken 
meist gelang, versagte sich in den Olbildern oft. 
Am stärksten wurde die Verdichtung in „Etrurien 2" 
und „Etrurien 3", besonders aber in „Minotauros" 
erreicht. (1. - 24. 4. 1977) 
Zeitgenössische britische Kunst 
Es wurden nicht ganz 50 Exponate von folgenden 
acht Künstlern gezeigt: Mark Boyle, Bernhard 
Cohen, Kenneth Martin, Keith Milow, Tom Phillips, 
Carl Plackmann, Bridget Riley und Richard Smith. 
lm ganzen gesehen eine spröde, kühle Schau. Am 
meisten Intimität strömen die Sandbilder Boyles aus. 
Cahen ist zwar heiter, trotzdem distanziert, 
Martin besticht mit Exaktheit, Milow zeigte Flächen- 
verteilungen, die in das Relief übergehen, von 
Phillips sahen wir Farbkombinationen,Pladrmann bot 
verfremdete Gegenstände des täglichen Gebrauchs, 
Riley faszinierte mit einfach nebeneinandergesetzten 
Farbbahnen. Ihre und Smith's Arbeiten, letzterer 
gestaltete strukturelle Gebilde, die, frei im Raum 
aufgehängt, an Flugdrachen erinnern, waren die 
eindrucksvollsten der ganzen Dokumentation. 
(3. - 29. 5. 1977) - (Abb. 2) 
Heinrich Tahedl 
Große, in kräftigen Farben gemalte Acrylbilder. 
Zeichen der Konzentration und Kontemplation! 
Verschiedene Bilderfolgen führen in eine kosmische 
Schau, andere wieder lassen uns durch ihr farbiges 
Flöchengefüge aus dem begrenzten Raum des Hier 
und Jetzt aussteigen. Vielleicht eine Art Bewußt- 
seinserweiterung, um ein Modewort zu gebrauchen. 
Nüchterne schriftzeidtenartige Gestaltungen 
assoziieren auf einem in Blau und Rot gehaltenen 
Bild arabische Schriftzeichen und damit den unaus- 
spredilichen Namen eines ewigen Seins. 
(3. - 29. 5. 1977) - (Abb. 3) 
Galerie auf der Stubenbastei 
Robert Schmitt 
Vor allem waren es die Aquarelle, bei denen 
Schmitt mit einmaliger Leichtigkeit, mit dem Hin- 
tupfen von Farbnuancen, Naß in Naß, Stimmungen 
und Landschaften auf das Papier zauberte. Sie 
erinnern oft an die Sparsamkeit iapanischer 
Sengai-Malereien. Freilich sind die Blätter des 
Wieners van einer kraftstrotzenden Farbigkeit, 
und man merkt ihnen an, daß der Maler bei 
feinsten Nuancierungen immer wieder die frischen 
und kraftvollen Lichtverhältnisse bevorzugt, die 
wenige Farbpunkte zu prägenden Akzenten 
aufgliihen lassen. 
(5. - 3D. 4. 1977) - (Abb. 4) 
38 
Galerie Würthle 
lsolde Maria Joham 
In U1, Acryl und Mischtediniken ist durchwegs 
das Landschaftsbild gestaltet. Es sind kühle, kristal- 
linische Gesteinsbildungen mit viel Licht und 
Schatten. Die kleinteiligen Brechungen erinnern an 
die Beschäftigung der Joham mit dem Glasfenster 
und der Umrahmung der einzelnen Scheiben mit 
Metall. Freilich werden die schwarzen Stege bei den 
späteren Bildern immer geschmeidiger. Über- 
raschend sind die immer wieder in die Bilder 
eingebrachten „FremdkörpeW, die, gleich außer- 
irdischen Gebilden, über den Landschaften 
schweben. Die Schau zeigt sicher einen wesentlichen 
Markstein in der Entwicklung der Künstlerin. 
(14. 4. - 5. 5. 1977) - (Abb. 7) 
Leonhard Sframitz 
Diese Schmuckstücke wirken alle sehr technisch 
und irgendwie funktionell. Stramitz gelingt es, 
besonders bei den Brosdien, eine fast magische 
Wirkung zu erzielen, audi, oder besonders dort, 
wo keine beweglichen Teile sind. Die technische 
Perfektion ist auch noch dort spürbar, wa 
asymmetrische Anordnungen eine gewisse Willkür 
oder künstlerische Freiheit anzeigen. Ein großes 
Relief, StahllMessinglRahre, von 41 x 61 crn, zeugte 
van Stramitz' freiem, zweckungebundenem 
Gestalten. 
(31. 5. - 11. 6. 1977) - (Abb. 8) 
Galerie Alte Schmiede 
Rudi Wach 
Hier wurden die Wiener mit den Arbeiten des 1934 
in Tirol geborenen Bildhauers, der heute meistens 
in Mailand lebt, bekannt gemacht. Es waren 
durchwegs Plastiken (also keine sag. Obiektel) 
und wiesen auch fast alle einen organischen Zu- 
sammenhang mit der menschlichen Gestalt auf. 
Wachs humanes Anliegen geht aus vielen Titeln sei- 
ner Werke hervor. Dabei sind gerade iene Arbeiten, 
in denen sich das Technische unserer Zeit wieder- 
findet, besonders gelungen. Mit kolbenhaften, ge- 
lenkartigen Formulierungen, Wellenansätzen u. ä. 
wird unserer technisierten Welt Rechnung getragen 
und doch immer gültige, menschliche Fragen, The- 
men aufgegriffen. Wach bekam, wie wir erinnern, 
die durch Wotrubas Tod freigewordene Professur 
auf der Wiener Akademie nicht! (18. 5.-18. 6. 1977) - 
(Abb. 9) 
Museum der Stadt Wien 
Fritz von Herzmanovsky-Orlando 1877-1954 
Anläßlich des 100. Geburtstages des österreichischen 
Künstlers und tarockanischen Minnesängers waren 
393 ausgesuchte Blätter in den verschiedensten 
Techniken zu sehen., Daneben gab es eine 
Dokumentation: Wiedergaben zeitgenössischer 
Fotografien, Zeugnisse, die verschiedenen Buch- 
ausgaben seiner Werke und die Übersetzungen in 
fremde Sprachen. 
Vorn Zeichner FHO, so signierte der Künstler seine 
Blätter, gab es aus fast allen Schaffensperiaden 
Proben zu sehen. Frühe Landschaftsskizzen, nach 
der Natur und in durchaus üblicher Manier gehalten, 
wiesen eine große Begabung, aber noch keine 
besondere Handschrift aus. Ziemlich früh iedoch 
entstanden, abgesehen von gewissen Anklängen 
zur Wiener Werkstätte (hier vor allem zu Dagabert 
Peche), sehr persönliche und einmalige Blätter voller 
Skurrilität und hintergriindigem schwarzem und 
gelbem Humor. 
Beachtlich ist immer wieder die Sicherheit der 
Linienführung, auch dort noch, wo FHO, glossierend 
etwa, von der anatomischen Farm abweicht und 
damit mehr Anatomie gibt als mit deren Beibehal- 
tung. Wie viele seiner Zunftgenossen, d. h. mit sati- 
rischem Stift oder mit solcher Feder arbeitende Künst- 
ler, verlockte es auch ihn, seine Themen in Zyklen zu 
erfassen. Die Fülle des Gezeigten und der Phanta- 
siereichtum iedes einzelnen Blattes hätten erfordert, 
diese Schau einige Male zu besuchen. 
(9. 13.-29. 5. 1977) - (Abb. 10) 
Galerie Kunst - Kontakte 
7 Tage schauen. horchen. nachdenken 
ln dem einfach gutproporzionierten Raum wai 
ieden Tag nur ein einziges Bild von lnge Dick 
ein keramisches Gefäß von Hans Hotzy zu sel 
ieden Tag wurden die Obiekte ausgewechselt 
Bilder in ihrer monochromen Askese forderter 
Meditation. Die Keramiken, in denen Zweige 
gaben eine Korrespondenz. Ein umfangreich 
Programm mit Dichtung und Musik, mit dem S 
punkt auf Haiku- und Zen-Texten, gab der gi 
zen Woche ein stark verinnerlichtes Gepräg 
Besucher, es kamen manche etliche Tage, sta 
ten aus den verschiedensten Schichten, neben 
iungen Menschen kamen auch ältere und w: 
von dem nicht vom Kommerz bestimmten Milit 
beeindruckt. Alle gezeigten Kunstwerke und 
Bücher, aus denen gelesen wurde, waren die 
schließenden Wache zu sehen. 
(20. 5.-11. 6. 1977) - (Abb. 11) 
SalzburglStadt 
Galerie Armstorfer 
Peter Rataitz 
Rataitz zeichnet und malt, ohne sich, wie es sc 
um das Wissen der Vergangenheit zu kümmer 
und ohne sich Illusionen um die Zukunft zu mi 
Er arbeitet aus dem Erlebnis der Gegenwart u 
verzichtet auf das Ab-Bild. Dabei kann es sich 
durchkonstruiert gestaltete Flächenkompositioi 
handeln („Verfolgung" oder „Raum"), um roti 
Tachismen („Rosa Begegnung") oder um exp 
anmutende Farbschöpfungen („Selbstparträt"). 
Stets ist (im positiven Sinne) das Bemühen um 
persönliche Eigenart, um „Stil" erkennbar; in 
Acryl-Bildern, wie im „Brief" von 1977 oder ir 
ebenfalls heuer entstandenen „Verdichtung", 
solches Bestreben überzeugenden Ausdruck 
gefunden. 
(28. 6.-7. B. 1977) - (Abb. 12) 
Galerie Welz 
Johnny Friedländer 
Die umfassende Ausstellung von Druckgrafik i 
Erdgeschoßräumen anläßlich des 65. Geburtstc 
des Künstlers war ein vielbeachtetes Ereignis. 
Friedländer meint selbst zu seinen Radierunge 
„Es ist immer derselbe Vogel im anderen Flug, 
zwischen einem und unzähligen Flügelschläger 
immer dieselbe Landschaft in allen Weltgegen 
meiner Phantasie. Aber Landschaft oder Vogel 
nur ein tragendes Motiv . . . Es ist immer diese 
Botschaft, die ich sagen muß . . ." 
Während der gleichen Ausstellungsdauer wurt 
in den Räumen des ersten Stockes Zeichnunger 
Lithographien von Alfred Kubin ausgestellt. 
(29. 13.-20. 7. 1977) 
Alois 
Galerie Academia 
Hommage a Salzburg 
Zur Feier ihres fünfiährigen Bestandes hat sich 
Galerie mit dieser Ausstellung selbst ein schöi 
Geschenk gemacht: Es waren Arbeiten von 49 
Künstlern vereint, die die Stadt und ihren Umk 
zum Thema haben. Um nur einige zu nennen: 
Gottfried Salzmann, Nicole Bottet und Rudolf 
Hradil zeigten hervorragende Aquarelle, Herw 
Zens und Peter Kubavsky gaben neue Beweise 
Zeichenkunst. Fritz Fröhlich, Adi Holzer, Hugo 
Helmut Kurz-Großgoldenstein oder Andreas N 
bohm sind mit vielem nicht einverstanden, was 
Salzburg so alles „passiert". Und Markus Valli 
hat mit seinem großen Mischtechnikblatt nicht 
der Ausstellung den Namen gegeben; seinen 
Hinweis auf das, was ihn und uns beschäftigt, 
gestaltete er, formal auf dem Stilleben aufbaut 
zu einem eindrucksvoll überzeugenden „Gesan 
kunstwerk". 
(14. 6.-B. B. 1977) 
Bildungshaus St. Virgil 
Wolfgang Temmel 
Es ist eine fremde, unheimliche und magische V 
die man betritt, wenn man sich in die Zeichnun
	        
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