Notizen
Aachen - Neue GalerielSammlung Ludwig
„U1, Tempera". Unter diesem fürs erste etwas
ungewöhnlichen Titel stellte vom 9. Juli bis 14.
August 1977 Wolfgang Fröde aus. lm Atrium lief
vom 18.Juni bis 10. Juli 1977 eine Ausstellung
von Norbert Heyers, „Landschaft; Struktur Textur".
Ebenfalls im Atrium war vom 1B. Juni bis 1. Juli
1977 Peter Vogel mit „Der Ballsaal - ein
kybernetischer Raum" zu sehen. Diese Ausstellung
führte, wie ähnlich gelagerte auch, in technische
Bereiche. Zentrale Punkte waren sogenannte
„Reaktionsobiekte", die verschieden auf den Be-
trachter reagieren und dabei sich bestimmt ver-
halten. Drahtplastiken mit Zensoren, die Impulse
aufnehmen. Wesentliche Komponente des kyber-
netischen Raumes: die Aktion oder das Partner-
verhalten, in dem sich Mensch und Obiekt zur
Einheit verbinden.
Bozen - Schloß Maretsch
Noch bis Ende Oktober, wie angekündigt, ist hier
ein 200 Werke umfassender Querschnitt durch das
Schaffen des Südtirolers Karl Plattner zu sehen.
Karl Plattners Weg ist der vom Freskanten der
Europakapelle an der Brennerautobahn direkt in die
brandheiße Aktualität der Gegenwart. Bis zum
„Killer" auf den Autastradas dieser Welt. Unver-
wechselbar treu seiner flächig-brüchigen Maler-
sprache, mit der er das wesentliche eines Typus
charakterisiert. Sotriffer nannte ihn Mitte der sech-
ziger Jahre einen „Maler der Synthese". Das ist er
wahrhaftig, ist's geblieben. Und er ist vielseitig,
das bewiesen hier seine Entwürfe für Salzburg, die
von einer streng komponierten, organisch-homoge-
nen Eindringlichkeit sind.
Diese Ausstellung stellt gleichzeitig eine Premiere
des wiederhergestellten Schlosses Maretsch aus dem
13. Jahrhundert dar, das zum Zwecke, Kunstaus-
stellungen zu veranstalten, von der Kurverwaltung
Bozen neu instand gesetzt wurde (Abb. 1).
ClevelandlOhio - Museum of Art
Unter dem Titel „Edvard Munch - The Maior
Graphics" erwies man vom 7. Mai bis 5. Juni 1977
dem großen Norweger Reverenz. Man schätzt ihn
hier als einen der bedeutendsten Künstler der
modernen Druckgraphik.
51 Werke Edvard Munchs aus der Kollektion des
Munch Museums in Oslo sind mit signifikant
für die Entwicklung der modernen Kunst, des
Expressionismus. ln vielen Beispielen seine Stärke
der Transformation beweisend, sind Munchs
graphische Werke mitunter wesentlich kraftvoller
und ausgeprägter in ihrer Simplifizierung als die
seiner Malerei. Die Ausstellung ist Norwegen: Bei-
trag zum Bicentennial der USA (Abb. 2).
Düsseldorf - Hetiens-Museum,
Galerie Vömel
„Tierdarstellungen in der zeitgenössischen deutschen
Keramik" zeigte man in der Wechselausstellung
zur Kunst der Keramik des 20. Jahrhunderts Juli bis
September. Toni Heinrich, Ruth Koppenhöfer, Beate
Kuhn und Rolf Overberg wandelten in durchaus
gegenständlicher Farm Tiere vor allem und in
Verbindung mit figürlichen Darstellungen ab. Alle
vier Künstler entwickelten eine eigene Formsprache,
wobei Koppenhöfer mehr der traditionellen Richtung
der Skulptur folgt, Overberg vom Tonblock oder
Ziegel ausgeht. Der iüngste, Heinrich, ist am
stärksten dem Realismus verhaftet, während Kuhn
nach streng von der Scheibe her ableitet und
formt. Am skurrilsten erschien uns Toni Heinrich
mit seinem Elefantenschmetterling, dem Bär mit
Gauklern, der sich mit diesen Obiekten völlig einer
ausgeprägten Phantasie überläßt. Ein frecher Vogel
von Overberg ist als ungemein Zeitnahes Objekt
zu sehen, scheint der Düse eines Jets zu entfliegen.
Beate Kuhn hält's mit grotesken Katzen, deren
Köpfe menschlichen Physiognomien abgeschaut
scheinen. Kapnenhöfer vereinfacht Vögel derart,
daß sie fast nur mehr groß Haltung sind.
In der Galerie Vömel zeigte man in der Sommer-
ausstellung dichte Prominenz namhafter Künstler:
Barlach, Jawlensky, Kerkavius, Kollwitz, Lehmbruck,
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Macke, Nolde, Schmidt-Rottluff, Sintenis, Trökes,
Watruba und Zille. Nebenher lief eine Sonderaus-
stellung der Berlinerin Sigrid Kopfermann: „Neue
Nachtbilder". Sah die Künstlerin vor 1975 ihre
Malerei als rein koloristisches Erlebnis, ging sie ab
da neue Wege. Ein einsames Bergdorf in den
französischen Alpes Maritimes ließ sie völlig in
der Natur aufgehen, sie malerisch in einer ganz
unmittelbaren Beziehung zur Natur neu aufleben.
Hier bindet sie nun ein altes Leitmotiv des Wachsens
und Vergehens in eine neue kosmische Form der
Malerei, die durchaus vom Gegenständlichen be-
stimmt wird (Abb. 3).
Esslingen - Die Künstlergilde e. V.
Eine Reihe von Ausstellungen in vier deutschen
Städten leitet vom Sommer in den Herbst über:
RegensburglOstdeutsche Galerie: bis 11. September
1977 „Theater und bildende Kunst - Beispiele";
SolingenlDeutsches Klingenmuseum: 11. September
bis 10. Oktober 1977 „Jahresausstellung der
Landesgruppe Nordrhein-Westfalen der Künstler-
gilde"; ReutlingenlNeues Rathaus: 25. September
bis 16. Oktober 1977 „Junge Künstler aus Schlesien".
Zum Kubin-Jahr war eine der Jubiläumsausstellungen
in Düsseldorf den September über unter dem
Titel „Kubin und Böhmen" zu sehen. Diese im
Haus des Deutschen Ostens veranstaltete Ausstel-
lung präsentierte den großen österreichischen
Illustrator mit Aquarellen, Zeichnungen, Druck-
grafiken und Büchern.
Karlsruhe - Badisches Landesmuseum
Als wichtigste Neuigkeit ist hier die Eröffnung von
vier neuen Räumen im Schloß Bruchsal zu melden.
Damit ist die einzigartige Bruchsaler Gobelin-
sammlung ietzt nahezu komplett zu sehen. Nach-
dem bereits über 150.000 Besucher Schloß Bruchsal
zu einem Hauptanziehungspunkt der Kunst in
Süddeutschland machten, kann nach dieser neuer-
lichen Bereicherung mit einem geschlossenen
hervorragenden Ensemble von Kunstwerken der
Barockzeit neues Publikumsinteresse erwartet
werden. Ganz wichtig zu notieren ist nun, daß
das Badische zwei Skulpturen des lsenheimer
Altares rückerwerben konnte. Es handelt sich um
Darstellungen zweier christlicher Stände, Landedel-
mann und Bauer, die, der Fürbitte des hl. Antonius
Eremita entsprechend, Hahn und Ferkel als Dank
darbringen. Selten sind Darstellungen von solcher
Ausgeorägtheit in der Typisierung, und man kann
dem Badischen zur Erwerbung aus einer Münchner
Privatsammlung nur gratulieren. Diese künstlerische
Meisterleistung Niclaus Hagenowers im Doppel
hält außerdem die Erinnerung an den während
der Französischen Revolution auseinandergenomme-
nen lsenheimer Altar wach. Länast im Auge als
wertvolle deutsche Kulturgüter, hat man einer
Abwanderung der spätaotischen Plastiken ins Aus-
land vorbeugen können (Abb. 4a, b).
london - Thomas Gibson Fine Art Ltd.
Gnllerv Richard Nathanson
lm Juli zeigte man bei ,.Gibsons" ein Werk von
Georges Rouault, „The Clawness". ln den Jahren
1925 - 1928 entstanden. ist es rechts unten sianiert,
101 x 64 cm. in U! auf Leinwand aemalt. Das
bekannte Werk, das letztens aus einer Privat-
kollektion in den Vereiniaten Staaten kam, war im
Besitz vom Ambroise Vollard, Paris, und Sam Salz,
New York.
Richard Nathansons The Fine Art Society Ltd,
präsentierte vom 20. Juni bis 9. Juli 1977 unter
anderem Werke von Seurat. Sianac, Rodin, Turner,
Rouault, Pissarro, Rermir, Modialiani, Tchelitchew,
Marini, Houthuesen. Herausragend eine „Nudo"
von Modigliani, um 1908 signiert, Ul auf Leinwand,
B1 x 54 cm araß. Dieses Werk ist die erste bekannte
Darstellung eines weiblichen Aktes des Künstlers
(Abb. 5, 6).
Reaensburg - Ostdeutsche Galerie
Die 7. Jahresausstellung der Künstlergilde war eine
thematisch bedingte Ausstellung. Rund 110 Künstler
versuchten zum Thema „Landschaften" Stellung zu
nehmen zu der Frage „Was die Landschaft über-
haupt dem heutigen Menschen bedeutet". Erstaun-
lich die kontrastreiche, in ieder Hinsicht verschiedene
Bildsprache der einzelnen Künstler. Nicht immer
frei von Einflüssen vergangener und gegenwärtiger
Kunstströmungen präsentierte man eine respektable
Überschau von landschaftlichen Werken, die
bestätigen, daß eines der Urthemen in der Malerei,
die Landschaft, nach wie vor als klassisches Thema
hohe Geltung besitzt und weiterhin besitzen wird.
Vom streng abstrahierenden technizistischen
„Countdawn" über konstruktivistische, impressio-
nistische, realistische und naturalistische Darstellun-
gen ein dichtes Feld „Landschaften" vor dem Be-
trachter (Abb. 7).
Rom - lstituto Austriaco di Cultura
ln der laufenden Ausstellungsreihe des Csterreichi-
schen Kulturinstitutes in Rom stellte im Juni 1977
Heinz Staffelmayr aus. Der 1939 in Linz Geborene
hat bei den Professoren Ludwig C. Martin und
Maximilian Melcher an der Akademie der bildenden
Künste in Wien 1964 diplomiert, machte Studien-
reisen durch Frankreich, Ungarn und die USA.
Stipendiat des lstituto Austriaco 1976177, veran-
staltete er hier eine Ausstellung von römischen
Veduten in lavierten Pastellen, Temperazeichnungen
und Aquarellen. Besonders die weiche Pastelltechnik
erlaubte es ihm, das Charakteristische des römischen
Stadtbildes und der römischen Landschaft in nobel
nuancierter Farbgebung festzuhalten. So gelang
ihm eine Reihe überzeugender lmpressionen der
Ewigen Stadt am Tiber.
SarasotafFlorida - Ringling Museums
Elayne H. Varian ist neuer Kurator für zeitgenös-
sische Kunst am Ringling Museums. Eingeführt von
Direktor Richard S. Carroll, bekräftigte dieser deren
Position als eine der lebendigsten und interessan-
testen am Museum. Die neue Kuratorin hat vor,
über den Stammbestand ihrer neuen Sammlung
hinaus exklusive, neue Serien von Ausstellungen
in den New Wing Galleries zu veranstalten.
Als Neuerwerbung konnte das Ringling Museums
kürzlich das Werk von Bernardo Cavallino „The
Toilet of Bathseba" als Geschenk von Asbiorn
R. Lunde, New York City, verzeichnen. Cavallino,
1622 geboren, war einer der bedeutenden
neapolitanischen Maler um 1640 bis 1650, der 1654
iung verstarb. Er ist bekannt für seine sensitiven,
gedämpften Farben, die doch im Kontrast zum
üblichen, mehr robusten neapolitanischen Stil
stehen. „Photography as an art farm". Ab 2. Juli
1977 ist unter diesem Titel mittels einer umfassenden
Ausstellung die Fotografie gewürdigt. Eine erste
Aufgabe, die sich Elayne H. Varian in ihrem neuen
Amt stellte. 2B zeitgenössische Fotografen wollten
mittels ihrer schöpferischen Fotografien dem
Publikum deutlich machen, daß iedes Auge -
aus ieder Kamera eben ein menschliches Auge -
selbständig Motive und Kompositionen gut
auswählen kann. In dieser frischen Präsentation von
zeitgenössischer Fotografie, einer höchst
stimulierenden Exposition, wurde somit die
künstlerische Kraft des Fotografen so populär
dargestellt, daß der Besucher selbst alle
Möglichkeiten, die einer Kamera innewahnen,
erkennen konnte und zur Kreativität gereizt wird.
StrasbaurglBerlin - Conseil de l'Europe
Einem wahrscheinlichen Beitrag voraus, notieren
wir hier die am 14. August 1977 eröffnete Ausstellung
„Tendenzen der zwanziger Jahre". Diese 15.
Kunstaustellung des Europarates, in der Berliner
Akademie der Künste veranstaltet, teilt sich in
vier Ausstellungen zu folgenden Themen: „Vom Kon-
struktivismus zur konkreten Kunst". „Von der
futuristischen zur funktionellen Stadt". „Dada in
Europa". „Surrealismus und neue Sachlichkeit".
Beauftragt für diese große Ausstellung ist Prof. Dr.
Woetzoldt, und die Ansprache zur Eröffnung hielt
Georg Kahn-Ackermann, Generalsekretär des
Europarates. Er ging unter anderem auf den
Durchführungsort Berlin ein, auf dessen kultur-
historische Rolle als eine der großen Metropolen
im freien demokratischen Europa, und daß Berlin