Turmmonstranz, um 1600. Silber, getrieben, Höhe
81 cm. Beschauzeichen: Passau, Meisterzeichen:
Hans Reichenperger
Meßkelch, spätes 17. Jahrhundert. Silber, teil-
weise vergoldet, Höhe 24,5 cm. Beschauzeichen:
Wien, Meisterzeichen: HCM [Hans Christoph
Murböck]
Barockes Kreuzpartikelreliquiar, erstes Viertel
1B. Jahrhundert. Silber, getrieben, Höhe 35 cm.
Passau, ohne Meisterzeichen [Tobias Schuh-
mann?)
Dazu Österreichische Kunsttopa-
graphie, Band X, 1913, S. 270 ff.
Katalog der Ausstellung „Spät-
gatik in Salzburg - Plastik und
Kunstgewerbe", Salzburg 1776,
Nr_ 115 auf S. 102.
Zur Geschichte des Stiftes vgl.:
Hans Spatzenberger, Zur 120D-
iährigen Geschichte des Stiftes
Mattsee, in: Festschrift zur 1200-
äghr-Feier, Salzburg 1977, S_ 13-
Jahannes Neuhardt, Die Kunst-
sammlungen des Stiftes Mattsee,
ebenda, . 62-71.
Katalog der Ausstellung „Passa-
via sacra", Passau 1975, 5.134 tt.
6
4 Meßkännchengarnitur, erstes Viertel 18. Jahr-
hundert. Silber, getrieben. Beschauzeichen:
Salzburg, Meisterzeichen: SH
5 Blasius-Reliquiar, 1757. Silber, getrieben, ver-
goldet. Reliquiar: Josef Anton Zwickl, Salzburg
(IAZ) - Blasius-Büste: Egidius Halblitschek (EH),
Tiltmoning
6 Barocker Meßbuchbeschlag, erste Hälfte 18.
Jahrhundert. Silber, getrieben. Meisterzeichen:
Anton Riedlechner, Salzburg
nicht sicher identifizierte Meistermarke FW (F über
W im Hochoval). Ein weiteres Prunkstück ist der
24,5 cm hohe Meßkelch, den Jodok Brendt „dictus
Hapffner, episcopus Lampsacensis s. p. et prea-
positus Matticensis" 1679 in Wien erworben hat,
wie das Beschauzeichen erweist. Die Meistermarke
- im Breitoval die Initialen HCM - erweist sich
wohl als dem Hans Christoph Murböck zugehörigf.
Ein Jahr später, 1680, lieferte der schon erwähnte
Hans Jakob Scheibsradt das heute noch bei allen
festlichen Anlässen in Verwendung stehende „Ka-
pitelkreuz", ein über einem gedrückten Rundknauf
auf einer Tragstange montiertes Vortragkreuz mit
der silbergetriebenen Figur des Gekreuzigten;
die dreipassigen Kreuzenden werden durch getrie-
bene Akanthusblattranken verziert. Etwa ein
Jahrzehnt später schuf dann der Salzburger Gold-
schmied Jakob Mayr (IM im herzförmig ähnlichen
Schild) eine silbergetriebene Kreuzigungsgruppe,
die als Festtagsschmuck in den Tabernakel des
Hochaltars gestellt wurde.
Hervorragendes Beispiel für die durch zahlreiche
Ablieferungen und Einschmelzungen leider radikal
dezimierten barocken Silberreliquiare ist ein
Kreuzpartikelreliquiar: Auf einem getriebenen
Postament knien zwei vallplastische Engel und
tragen ein kleines, bunt emalliertes und vergoldetes
Kruzifix, das in einem kristallenen Mittelfeld die
Reliquie birgt. Das Beschauzeichen der Stadt
Passau weist eindeutig den Ort der Entstehung
nach, ein Meisterzeichen fehlt aber. Durch Ver-
gleiche mit Goldschmiedearbeiten der Zeit um 1700,
die 1975 in der Ausstellung Passavia sacra5 gezeigt
wurden, wird die Möglichkeit einer Herstellung des
Mattseer Reliquiars durch den Passauer Gold-
schmied Tobias Schuhmann diskutierbar. Schuh-
manns Meistermarke (die verschlungenen lnitialen
T und S im Hochoval) weist ein Passauer
Zibarium auf, das durch den Stiftsdechanten
Ferdinand Zeller (1722-1731) erworben wurde und
das heute noch bei den geheimen Propstwahlen
als Wahlurne verwendet wird.
Leider ist es hier aus Platzgründen nicht möglich,
alle Werke barocken Kirchensilbers in Mattseer
Stiftsbesitz zu behandeln, so nicht die prachtvollen
Meßbuchbeschlöge der Salzburger Goldschmiede
Anton Riedlechner und Jakob Friedrich Gatto, nicht
die anderen Leuchtergarnituren oder die Weih-
rauchfässer und -schiffchen; sie alle sind im
Stiftsmuseum eindrucksvoll ausgestellt. Zum Schluß
sei nur ein kleines Blasius-Reliquiar verzeichnet,
welches durch die darauf vorhandenen Meister-
marken deutlich macht, daß auch bei unsignierten
Stücken die Arbeit verschiedener Meister an ein
und demselben Obiekt möglich ist: Über einem
kleinen, verglasten Schrein mit der Reliquie erhebt
sich die in Silber getriebene Reliefbüste des hl.
Blasius; am Fußrand des Schreines sind das Be-
schauzeichen der Stadt Salzburg und die Meister-
marke des Josef Anton Zwickl (IAZ im Dreipaß)
angebracht, an der Figur des hl. Blasius (an deren
Rückseite die Jahrzahl 1757 eingraviert ist) das
Beschauzeichen der Stadt Tittmoning und die
Meistermarke (EH im Breitoyal) des dortigen Gold-
schmiedes Egidius Halblitschek.
49