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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXII (1977 / Heft 154 und 155)

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P. P. Rubens, Friedensulle orie, 
65x50 cm, Sammlungen des 
fensfein, Vuduz 
P. P. Rubens, Gewifferlundschaft mit PI 
und Buucis, Eichenholz, 1116x2085 cm, 
gggorisches Museum, Gemäldegalerie, ' 
Eich 
ürsfen vor 
Die eingangs erwähnte Versteigerung des Nach- 
lasses von Rubens enthielt neben der Kunst- 
sammlung des Malers auch eine ganze Reihe 
eigener Werke, die er zu Lebzeiten nicht verkauft 
hatte, teils weil es sich um Kopien nach Bil- 
dern anderer Künstler - vor allem nach Tizian 
- handelte, teils um iene völlig eigenhündigen 
Bilder der Spälzeit, die er mehr für sich selbst 
als für das Publikum gemalt zu haben schien. 
Auf Grund des damals angelegten Verzeich- 
nisses? sind einige der Rubens-Bilder der Wie- 
ner Galerie bis zu diesem Zeitpunkt zurück- 
zuverfolgen - ganz abgesehen von dem berühm- 
ten „Pelzchen" (Kat.-Nr. 57), das Rubens in sei- 
nem Testament ausdrücklich seiner Witwe ver- 
macht hatte -: sicher die „Gewitterlandschoft 
mit Philemon und Baucis" (Kat.-Nr. 41), vielleicht 
die beiden Kopien nach Tizian, „lsabella d'Este" 
(Kat.-Nr. 5) und das „Fächermädchen" (Kat.-Nr. 
9), sowie der „Einsiedler mit der schlafenden 
Angelica" (Kat.-Nr. 42). Von diesem Bild exi- 
stierte allerdings eine zweite Fassung in der 
Sammlung Buckingham, und es ist heute nicht 
mehr nachweisbar, welches der beiden schließ- 
lidi in habsburgischen Besitz gelangte. 
Von den persönlichen Aufträgen der Amtsvor- 
gänger des Erzherzogs Leopold Wilhelm, des 
Kardinalinfanten (Statthalter 1634-1641) und Erz- 
herzogs Albrecht (gest. 1621) bzw. seiner Ge- 
4 
mahlin, der lnfantin lsabella (gest. 1633), an 
Rubens scheint nichts in den Besitz des großen 
Sammlers gelangt zu sein. Was sich davon heute 
in der Wiener Galerie befindet, vor allem das 
religiöse Hauptwerk der letzten Jahre, der 
„lldetonsoaltar" (Kat.-Nr. 47), wurde erst viel 
später angekauft. 1776 wurde Galeriedirektor 
Joseph Rosa nach Antwerpen geschickt, um aus 
dem Besitz des aufgehobenen Jesuitenordens 
die beiden großen Altarbilder samt deren Mo- 
delli (Kot-Nr. 24-27), die „Himmelfahrt Mariens" 
(Kat.-Nr. 16), ebenfalls aus der Jesuitenkirche, 
sowie die „Verkündigung" (Kat.-Nr. 7] aus der 
Sodalität des Jesuitenkollegs für die Wiener 
Galerie zu erwerben. Ein Jahr später wurde aus 
der Hofkirche von St. Jacob op de Coudenberg 
in Brüssel der von lnfantin lsabella gestiftete 
„lldefonsoaltor" gekauft. 
Damit war - vor nunmehr genau 200 Jahren - 
der Houptbestand der Rubens-Sammlung des 
Kunsthistorischen Museums vorhanden; was spä- 
ter noch hinzukom, diente nur mehr der Ab- 
rundung des Vorhondenen, des Frühwerks durch 
das wichtige Fragment mit dem Kopf des spö- 
teren Herzogs Vincenzo ll. vom Mantuaner Trini- 
tätsaltor (Kot-Nr. 2) oder, für Wien wic 
durch das bis dahin nicht vorhandene Bildnis- 
poor der Erzherzoge Albrecht und lsabella (Kat.- 
Nr. 13,14). 
 
Anmerkungen 9-10 
'J, Denuce, lnventare von Kunstsammlungen zu 1 
pen im 16. und 17. Jahrhundert, Antwerpen 1932, 
"' Rubens reagierte eher nadilässig auf Vorwürfe l 
Preisgestaltung von Originalen und Werkstattar 
vgl. seinen Brief an Carleton vom 12. Mai 1613: 
spondanca de Rubens 2, 149. Zur Organisation der 
statt zuletzt M. Warnke, Peter Paul Rubens, Lebt 
Werk, Köln 1977, 15558. Bei dem großen Auftrag 
Soffitten der Antwerpener Jesuitenkirdtie war sog 
Mitwirkung der Werkstatt gefordert, vgl. J. R. 
The Ceiling Paintings tor the Jesuit Churdi in Ä 
(: Corpus Rubenianum Ludwig Burchard, Part 1), 
und New York 1968, 23-33, 213-21.
	        
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