letztlich ein achtstrahliger Stern wird. Freiburger
Anregungen dürften bei dieser unikalen Planung
kaum mitgespielt haben, da die Freiburger
Ecksporne massiv sind und in Fialengruppen
übergehen. Ein ähnlich ungewöhnlicher Entwurf
ist uns in der gotischen Turmarchitektur unbe-
kannt.
Querverbindungen zwischen den Bauhütten
Die Querverbindungen zwischen den einzelnen
Bauhütten sind eine bekannte Tatsache und durch
das Wandern der Steinmetzen bedingt, das eine
möglichst umfassende Kenntnis anderer wichti-
ger Bauhütten zur Zielsetzung hatte. Sa gibt es
in der auch nicht mehrganzvollstöndigenWiener
Sammlung Baurisse von Straßburg, Köln, Mainz,
Freiburg, Basel, Konstanz, Ulm, Regensburg,
Wasserburg, München, Ingolstadt, Passau, Steyr,
Prag, Preßburg, Agram, Kronstadt und vielen
anderen kleineren Orten. ln den stark gelichteten
Ulmer Beständen gibt es immerhin noch Risse
aus Wien, Prag, Straßburg, Konstanz, Passau
und Augsburg.
Die Querverbindungen zwischen Ulm und Wien
waren nach dem bisherigen Stand unseres Wis-
sens nicht sehr eng. Wohl gab es in der Wiener
Akademie den Ulmer Turmgrundriß (Katalog
Wien Nr. 35, Ulm Nr. 12), der sicher der Aus-
führung unter allen Ulmer Tqrmrissen am näch-
sten steht und starke Gebrauchsspuren zeigt.
Wie dieser wichtige Ulmer Riß nach Wien ge-
langte, ist unbekannt. Sicher gehört er zum Alt-
bestand der Wiener Hütte, wenn er auch keine
Zeichnung des Hans Buchsbaum ist, wie Grim-
schitz nach meinte, sondern wegen einiger wöl-
bungstechnischer Kriterien, die allerdings nur in
Ulm selbst autklörbar waren, nicht vor der Mit-
telschiftwölbung des Moritz Ensinger (1469) an-
gesetzt werden kann.
Umgekehrt gehört ein Grundriß des Wiener
Orgelfußes zum Altbestand der Ulmer Bauhütte,
der für die Wiener Pilgram-Forschung deshalb
von großer Bedeutung ist, weil er mit Rötel
T525 datiert ist, also von dem Pseudopilgram P l
stammt. der auch in den Wiener Sammlungen
durch zahlreiche überaus qualitätsvolle Zeichnun-
gen nachgewiesen ist. Die Konstruktion des von
Grimschitz konstruierten Zeichners Pilgram kann
durch diese Ulmer Zeichnung,die lange nach dem
Tode Pilgrams entstanden ist, nunmehr mit ab-
soluter Sicherheit widerlegt werden. Daß dieser
Ulmer Riß noch mitten in der Renaissanceepoche
große Beachtung gefunden hat, beweist eine
1612 datierte schwungvolle Perspektive des Wie-
ner Orgeltußes (Württ. Landesbibliothek Stutt-
gart, Sammlung Nicalai), die sicher auf einen
Zeichner zurückgeht, der den Wiener Orgeltuß
nie persönlich gesehen, sondern nur die Ulmer
Zeichnung gekannt hat, bei der das sternförmige
Gebilde der Konsole mit der bekannten Halb-
büste des Meisters abstrahierend als Halbkreis
eingetragen ist, die dann der spätere Bearbeiter
als Halbsüule mißverstanden hat.
Völlig unbekannt war bisher auch, daß es von
dem Wiener Grund- und Aufriß eines Baldachins
(Katalog Wien Nr. 223, Ulm Nr. 23) in Ulm eine
genaue Planbearbeitung gibt, die manche bisher
unverständliche Details im Unterbau des Wiener
Risses aufklärt. Die unteren beiden Geschosse
des Wiener Baldarhins sind deshalb etwas ver-
kürzt, weil der Grundriß zu hoch angesetzt
wurde und keinen Raum für die vollständige
Höhe des Unterbaus übrigließ. Beim Oberbau
ist umgekehrt der Ulmer Riß im Raum etwas be-
schränkt, weshalb er hier gedrückter als der
Wiener Riß wirkt.
Die spektakulärste "Verbindung zwischen den
Sammlungen von Wien und Ulm stellt aber der
halbierte Chorautriß dar, von dem in Wien die