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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXII (1977 / Heft 154 und 155)

stark verschmutzten Wiener Riß Nr. 'l m 
sich um eine Zeichnung handeln, die eine: 
ausführung - wohl des Passauer Domes 
grunde lag. Die Ulmer Choransicht ist 
spätere Planbearbeitung dieses Wiener 
die wieder mit dem Chorschnitt Katalog l 
und so mit einer Planung zusammenhäng 
heute entweder zerstört oder barockisiert i 
die zwischen 1480 und 1490 anzusetzen wäl 
Jaroslav Bures hat nun in einer umfangr 
Studie nachzuweisen versucht, daß es Sll 
dem Ulmer Choraufriß um einen Plan fi 
Chor des Reichsgotteshauses St. Ulrich um 
in Augsburg handle. Dies ist sowohl tecl 
zeitlich, wie topographisch eine völlig un 
che Annahme, auch wenn sie mit einer 
von Argumenten vorgetragen wurde. Aug 
ist in seiner Manumentalorchitektur immer 
steingebiet gewesen. Selbst bei dem ambi 
Domchor, von dem es in den Wiener San 
gen übrigens auch einen modifizierten ( 
rißplan (Katalog Nr. 31) gibt, ist die tech 
Ausführung in Backstein betont schlicht 
Chor von St. Ulrich und Afra, zu dem 
Maximilian 1500 den Grundstein legte, i: 
noch schlichter ausgefallen, weil dieser in 
städtebaulich völlig uninteressanten ( 
(Milchberg) liegt, das zudem noch stark ak 
sig ist, so daß eine reichere Gliederung 
der es am vorhandenen Bau nicht einmal f 
gibt, a priori sinnlos gewesen wäre. Bure 
sich wohl durch den Umstand verleiten, da 
in geographischer Nähe Augsburgs liegt, 
zu bemerken, daß gerade bei dem Ulmer 
riß Nr. 36 die Wiener Komponente domini 
Den Chorquerschnitt Nr. 29 in Wien l 
Bures überhaupt nicht. Dieser Riß ist 
nicht mit der inneren Gestaltung des Ol 
erhaltenen Chares von St. Ulrich und Afrc 
tisch, was ein weiteres Beweisstück für d 
haltbarkeit der Hypothese von Bures ist. 
im Straßburger Frauenhaus-Museum gibt i 
1499 datierten und mit H. S. (Hans Scl 
signierten Grundriß einer nicht in dieser 
rechte (Katalog Nr. i), in Ulm die linke (Katalog 
Nr. 36) Hälfte erhalten ist. Zwischen beiden 
Rissen bestehen einige Divergenzen - so sind 
beim Wiener Riß Figurenbaldachine im oberen 
Bereich der Streben eingetragen, die in Ulm 
fehlen - insgesamt zeigen diese beiden Blätter 
aber ahne Zweifel dasselbe Bauwerk. 
Der Wiener Chorriß ist wie kaum ein anderer 
Wiener Plan stark abgegriffen, verschmutzt und 
teilweise zerrissen. Er muß also einer konkreten 
Baumaßnahme zugrunde gelegen haben. Engste 
Querverbindungen bestehen zum Chor des 
Passauer Domes, der im Inneren zwar barodd- 
siert, in seinem Außenbild aber - wenn auch 
etwas verstümmelt - leidlich erhalten geblieben 
ist. Die enge Verbindung zwischen Wien und 
Passau scheint allein schon dadurch gegeben zu 
sein, daß Wien damals nach kein selbständiges 
Bistum war, sondern zum Bistum Passau gehörte. 
Merkwürdigerweise hat Bruno Grimschitz diesen 
Chorriß nicht für Hans Buchsbaum in Anspruch 
genommen, obwohl der Riß im Zeichenstil durch- 
aus mit den Symptomen iibereinstimmte, die er 
sonst für Buchsbaum-ldiome hielt! Grimschitz 
konnte allerdings nicht wissen, daß der Ulmer 
Riß noch weit mehr „Buchsbaum"-Symptome ent- 
hält als der Wiener Riß Nr. 'l, bei dem diese 
Komponente weit weniger stark ausgebildet ist. 
Der Ulmer Riß ist ohne genaue Kenntnis der 
beiden Wiener Risse (Katalog Nr. 12 und Nr. 22) 
für eine „Hofkapelle" undenkbar, die Grimschitz 
aber wieder Buchsbaum zuschreibt. 
Ein weiteres Kuriosum ist, daß in den Wiener 
Sammlungen ein Chorschnitt (Katalog Nr. 29) 
existiert, der - 1487 datiert - im Aufbau der Stre- 
ben weit stärkere Analogien mit der Ulmer als 
mit der Wiener Charansicht aufweist. Die Ein- 
tragung von Zahlen (2, lO, 19, 17, 9) in dem 
Schnitt beweist, daß dieses Blatt vielleicht zwar 
nicht einer Bauausführung zugrunde lag, aber 
sicher eine tatsächlich bestehende Bauausführung 
genauer zu analysieren versuchte. 
Eine Lösung des Fragenkomplexes ist bei der 
vorliegenden Analyse sicher nicht leicht. Bei dem 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

	        
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