stark verschmutzten Wiener Riß Nr. 'l m
sich um eine Zeichnung handeln, die eine:
ausführung - wohl des Passauer Domes
grunde lag. Die Ulmer Choransicht ist
spätere Planbearbeitung dieses Wiener
die wieder mit dem Chorschnitt Katalog l
und so mit einer Planung zusammenhäng
heute entweder zerstört oder barockisiert i
die zwischen 1480 und 1490 anzusetzen wäl
Jaroslav Bures hat nun in einer umfangr
Studie nachzuweisen versucht, daß es Sll
dem Ulmer Choraufriß um einen Plan fi
Chor des Reichsgotteshauses St. Ulrich um
in Augsburg handle. Dies ist sowohl tecl
zeitlich, wie topographisch eine völlig un
che Annahme, auch wenn sie mit einer
von Argumenten vorgetragen wurde. Aug
ist in seiner Manumentalorchitektur immer
steingebiet gewesen. Selbst bei dem ambi
Domchor, von dem es in den Wiener San
gen übrigens auch einen modifizierten (
rißplan (Katalog Nr. 31) gibt, ist die tech
Ausführung in Backstein betont schlicht
Chor von St. Ulrich und Afra, zu dem
Maximilian 1500 den Grundstein legte, i:
noch schlichter ausgefallen, weil dieser in
städtebaulich völlig uninteressanten (
(Milchberg) liegt, das zudem noch stark ak
sig ist, so daß eine reichere Gliederung
der es am vorhandenen Bau nicht einmal f
gibt, a priori sinnlos gewesen wäre. Bure
sich wohl durch den Umstand verleiten, da
in geographischer Nähe Augsburgs liegt,
zu bemerken, daß gerade bei dem Ulmer
riß Nr. 36 die Wiener Komponente domini
Den Chorquerschnitt Nr. 29 in Wien l
Bures überhaupt nicht. Dieser Riß ist
nicht mit der inneren Gestaltung des Ol
erhaltenen Chares von St. Ulrich und Afrc
tisch, was ein weiteres Beweisstück für d
haltbarkeit der Hypothese von Bures ist.
im Straßburger Frauenhaus-Museum gibt i
1499 datierten und mit H. S. (Hans Scl
signierten Grundriß einer nicht in dieser
rechte (Katalog Nr. i), in Ulm die linke (Katalog
Nr. 36) Hälfte erhalten ist. Zwischen beiden
Rissen bestehen einige Divergenzen - so sind
beim Wiener Riß Figurenbaldachine im oberen
Bereich der Streben eingetragen, die in Ulm
fehlen - insgesamt zeigen diese beiden Blätter
aber ahne Zweifel dasselbe Bauwerk.
Der Wiener Chorriß ist wie kaum ein anderer
Wiener Plan stark abgegriffen, verschmutzt und
teilweise zerrissen. Er muß also einer konkreten
Baumaßnahme zugrunde gelegen haben. Engste
Querverbindungen bestehen zum Chor des
Passauer Domes, der im Inneren zwar barodd-
siert, in seinem Außenbild aber - wenn auch
etwas verstümmelt - leidlich erhalten geblieben
ist. Die enge Verbindung zwischen Wien und
Passau scheint allein schon dadurch gegeben zu
sein, daß Wien damals nach kein selbständiges
Bistum war, sondern zum Bistum Passau gehörte.
Merkwürdigerweise hat Bruno Grimschitz diesen
Chorriß nicht für Hans Buchsbaum in Anspruch
genommen, obwohl der Riß im Zeichenstil durch-
aus mit den Symptomen iibereinstimmte, die er
sonst für Buchsbaum-ldiome hielt! Grimschitz
konnte allerdings nicht wissen, daß der Ulmer
Riß noch weit mehr „Buchsbaum"-Symptome ent-
hält als der Wiener Riß Nr. 'l, bei dem diese
Komponente weit weniger stark ausgebildet ist.
Der Ulmer Riß ist ohne genaue Kenntnis der
beiden Wiener Risse (Katalog Nr. 12 und Nr. 22)
für eine „Hofkapelle" undenkbar, die Grimschitz
aber wieder Buchsbaum zuschreibt.
Ein weiteres Kuriosum ist, daß in den Wiener
Sammlungen ein Chorschnitt (Katalog Nr. 29)
existiert, der - 1487 datiert - im Aufbau der Stre-
ben weit stärkere Analogien mit der Ulmer als
mit der Wiener Charansicht aufweist. Die Ein-
tragung von Zahlen (2, lO, 19, 17, 9) in dem
Schnitt beweist, daß dieses Blatt vielleicht zwar
nicht einer Bauausführung zugrunde lag, aber
sicher eine tatsächlich bestehende Bauausführung
genauer zu analysieren versuchte.
Eine Lösung des Fragenkomplexes ist bei der
vorliegenden Analyse sicher nicht leicht. Bei dem