Wolfgang Steinitz
Die Emsburg bei Salzburg
Einleitung
Unter den Schlössern, die die von der Stadt
Salzburg nach Hellbrunn führende Allee säumen,
ragt die Emsburg durch ihren ausgeprägt süd-
lichen Charakter heraus. Mit Ausnahme der
Österreichischen Kunsttopographid hat sich nur
noch Richard Kurt Doninl mit dem Schloß be-
faßt und den venezianischen Einfluß auf dessen
Baugestalt hervorgehoben. Weder nennt es Franz
Martin in seiner „Kunstgeschichte Salzburgs" un-
ter den erwähnenswerten Adelsschlössern der
Barockzeit: noch findet man den Garten Ems-
burg in der einzigen einschlägigen Publikation,
nämlich Franz Fuhrmanns „Alte Gärten in Salz-
burg". Lediglich Gunter Martin behandelte die
Commandeur-Porträts des Ruperti-Ritterordens in
und 1500 in ltalien entwickelten neuen Typus des
repräsentativen Profanbaus entsprachen. Den
fünf Haupttypen, die Ludwig Heinrich Heyden-
reich' im ltalien des 15. Jahrhunders unterschei-
det, entsprechen hierorts folgende Bauten;
1. Dem herrschaftlichen Landsitz, der, ursprüng-
lich befestigt, zu einem offenen „luogo di deli-
zia" umgestaltet wurde [z. B. Villa Medici in
Careggi), entsprach Schloli Rief bei Hallein,
nachdem Erzbischof Johann Jakob Kuen-Belasy
(1560-1586) diesen Adelssitz zu seinem Regie-
rungsantritt erworben, umgebaut und mit Was-
serspielen und einem Tiergarten ausgestattet hat-
te'.
2. Der neu gebauten „Villa" humanistischen Ge-
präges im eigentlichen Sinn [z. B. Poggio a
Caiano des Lorenzo Medici) entsprach das von
Wolf Dietrich 1601 erbaute Schloß, das er nach
der Salome Alt „Altenau" nannte und das von
Markus Sittikus in „Mirabell" umbenannt wurde;
ein kubischer Block mit einem Turm sowie „in-
. - -.'.-f.r
wHrvru-vvuvwnm " "V
wendig, auch außen herumb mit schöner
ten geziert"?
3. Eine Villa suburbana (z. B. Villa Mei
Fiesole) ist das Schloß Hellbrunn mit
Gärten, Grotten und dem Casino „Wali
heute Monotsschlößchen genannt, welche:
kus Sittikus 1613 bis 1615 erbauen ließ.
das später „Petersbrunn" genannte „S:
des Damherrn Wilhelm Freiherrn von We
und Primär in der Vorstadt Nonntal, da
schen 1600 und 1628 mit einem Garten unc
serwerken entstand, war eine Villa suburbc
4. Eine landesfürstliche Residenz auf dem
(z. B. Poggio Reale in Neapel) hat es hier
aus topographischen Gründen", nicht geg
Als einen Ansatz in diese Richtung könnti
die Umgestaltung der Burg Tittrnoning
Jagdschloß durch Markus Sittikus 1617 GhSl
5. Ein „offenes Schloß" mit Annexen (z. l
mus Nova in Mantua] schuf Erzbischof
Dietrich und fortsetzend sein Nachfolgi
der Emsburg und nannte dabei das Schloß „ein
fast vergessenes Baudenkmal Salzburgs".
Die Neuausstattung mit wertvollen Öfen des 17.
und 18. Jahrhunderts kurz nach der lnventari-
sierung durch die k. k. Zentralkommission für
Denkmalpflege zu Anfang des 20. Jahrhunderts,
die nichtunbeachtlichehistoristischeUmgestaltung
des Schlosses im 19. Jahrhundert und der ba-
rocke Garten der Zeit um 1680-1690, anhand
eines neuaufgefundenen Plansf, sollen im Fol-
genden behandelt werden. Dies sowie eine Ana-
lyse des ursprünglichen Baus werden die spe-
zifische Stellung der Emsburg innerhalb der
Salzburger Schlösserkultur aufzeigen und dabei
ein Bauwerk Italiens als Vorbild erkennen las-
sen, das sonst - trotz seiner Qualität - keine
Wirkung auf den Norden ausgeübt hat.
Anfänge des Villenbaus in Salzburg
Als Johann Siegmund von Mabon seinen Land-
sitz Emsburg von 1618 bis etwa 1620 errichtete,
gab es in Salzburg bereits einige Bauten, die
man als Villa bezeichnen kann und die in ihrer
chronologischen Reihenfolge dem zwischen 1450
22
1 Giusto Utens, Ansicht der Villa Medici in Paggio
a Caiano, 17. Jahrhundert. Florenz, Musea topo-
graphica. Die Villa wurde von Giuliano da
Sangallo 1480-1485 erbaut.
Anmerkungen 1-6
lUsterreictiische Kunsttapogra hie (z UKT), Band XI, Die
Denkmals des politischen ezirkes Salzburg, lll, Teil:
Gerichtsbezirk Salzburg, Wien 1916, S. 404-410. Die
lnventarisierung war 1911 durdigeführt, der Band be-
reits 1913 in Satz gegeben worden.
'Richard Kurt Donin: Vincenza Scamozzi und der Ein-
fluß Venedigs auf die Salzburger Architektur, Innsbruck
1943, S. 174.
';rr.11n7z1 Martin; Kunstgeschichte von Salzburg, Wien 1925,
4 Franz Fuhrmann: Alte Gärten in Salzburg - vorn Barock
zur Romantik, Salzburg 1958.
iGunter Martin: ' Commandeur-Porträts des Salzbur-
gischen SL-Rupartl tterordans. ln: alte und moderne
Kunst, 96, 1968, S. 7-7.
'Den Plan fand Herr Putz auf dem Dachboden von
Schloß Anit. Dr. Johannes Graf Moy schenkte diesen
Plan aus Anlaß des 65. Geburtsta s von Hofrat Dr.
Herbert Klein dem Salzburgar Langesarchiv. Zuwadß-
vovzeidinis 39 A+B Emsburg, Rückseite Reste eines
Stadtplanes von Paris, Mitte 17. Jahrhundert (Z).
1600 in der Residenz mit ihren Garten-, Gft
und Brunnenanlagen als einen Gegensd
dem geschlossenen Palast, dem „Neubau".
Mabon und seine Villegiatura Emsburg
Johann Siegmund von Mabon", der Ba
der Emsburg, diente 1612 als Leibgardeleu
des Erzbischofs Markus Sittikus Graf von H:
ems (1612-1619). 1616 erhielt er sein Wa
vorn Erzherzog Maximilian bestätigt und
mehrt, da die Familie Mabon altadeligen
kommens aus dem Herzogtum Burgund wa
Jahre 1618 erwarb der zum hachfürstlichen
gardehauptmann avancierte Mabon von
Teutfenbacher zu Morzg dessen Urbargerei
keit auf die Mühle, Behausung und Säge.
Ankauf der Mühle gab ihm der Erzbischof l
Betrag, eximierte den neuen Besitz vom zu
digen Pflegegeridit Glanegg, verlieh ihm 1
die Edelmannsfreiheit und gab ihm den N(
Emsburg. Als Grund für diese Generositäl
Erzbischofs findet man öfter dessen Zunei
zu Mabons zweiter Gattin angeführt", der
tharina Anna, geborene Blockh aus Bra