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Auch das etwas abgelegene Prämonstratenser-
stift Schlägl weist interessante Möbel der Jahr-
hundertmitte auf. Gerade dieses ärmere und
daher weniger umgebaute Stift hat in der ersten
Hälfte des 17. Jahrhunderts bedeutende Bau-
arbeiten durchgeführt. im Gegensatz zu den
großen Barockstiften sind sie noch erhalten.
Wie eng die künstlerischen Kontakte der ein-
zelnen Stifte untereinander waren, beweist
die Tatsache, daß der Kremsmünsterer Stifts-
schlosser Hans Walz ebenso wie in St. Flo-
rian 1634 in Schlägl das Chorabschlußgitter
schuf. lnteressant sind die 1654 datierten großen
Sakristeischrönke des Aigner Tischlers Ulrich
Koch". Sie vertreten die Stilstufe des zweiten
Viertels des Jahrhunderts mit seinem reichen
Ohrmuschelstil und den glatten unintarsierten
Feldern. Die beiden Schränke in der Priester-
sakristei sind eingebaut. Dazu gehört nach ein
Büfett, dessen Aufsatz später dazugefügt wurde.
Vergleichbare Möbelformen finden sich im baye-
rischen Raum im zweiten Jahrhundertviertel".
Der Schrank Kochs in der Priestersakristei ist
ein Stollenschrank, der offensichtlich falsch zu-
sammengestellt wurde. Er besteht aus zwei ver-
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schieden hohen Stollen. Der niedrige Stollen
wurde wohl irrtümlich auf den höheren aufge-
setzt, statt wie üblich unter ihm. Stilistisch ent-
spricht er den Kästen der Prälatensakristei.
Einen andersgearteten Möbeltypus repräsen-
tieren zwei Tragorgeln des Linzer Tischlers und
Orgelbauers Valentin Zeiss von 1639 und 1646
im Museum Carolino Augusteum in Salzburg und
in der Kapelle von Schloß Aistersheim". Zeiss
wurde 1639 von Kaiser Ferdinand lll. als Hof-
tischler aufgenommen. Auch die Kammereirech-
nungen von Kremsmünster erwähnen ihn. Beide
Orgeln weisen einfache, schwarz gebeizte Kö-
sten mit Schnitzereien und Malereien auf. Tasten-
instrumente sind häufig in bemalten Kästen un-
tergebracht. Jedoch kommt dieser Typus auch bei
anderen Möbeln, wenn auch selten, vor. Die
Kremsmünsterer Kammereirechnungen erwähnen
z. B. 1649 ein Bett des Linzer Tischlers Mathias
Pidermann, das schwarz gebeizt ist und zwei
bemalte Teile aufweist. In der Johanneskapelle
von Traunkirchen befinden sich Kirchenstühle,
die in das zweite Viertel des Jahrhunderts zu
datieren sind. Die schwarz gebeizten einfachen
Kirchenbänke sind reich bemalt, und zwar in
einer Ornamentik, die der des Steyrer Gest
ähnlich ist. Ein weiteres Möbel dieser Art
findet sich auf Schloß Auhof bei Perg. Es l
delt sich um einen zweitürigen Kleiderschr
der in vier Feldern Reiterdarstellungen aufm
Dieser im 18. Jahrhundert auch im bäuerli-
Bereich vorkommende Kastentypus hat iei
mit der Volkskunst nichts zu tun. Der Kasten w.
ein Wappen mit fünfzackiger Krone auf
ähnelt dem der bayerischen Familie Meichsr
Aus der Tradition der schwarz gebeizten be
ten Möbel des 17. Jahrhunderts erwächst c
im 18. Jahrhundert die Nachfolge der bäu
chen Möbel.
Neben diesen reichen und prunkvollen Mö
finden sich auch einfache Möbel, auf die 1
im einzelnen eingegangen werden kann.
Vollständigkeit halber seien sie aber erw('
1613 ist der Einbauschrank der Sakristei vor
Wolfgang am Abersee datiert. Um diese
ist wohl auch der Einbauschrank der Sakr
des Klosters Mondsee, zu dem St. Wolfgang
hörte, entstanden. 1624 datiert ist die Vert
lung des Gasthauses in St. Agatha bei Goi:
1626 zwei Türen in der Abtei von Kremsmün
1643 ein Sakristeischrank der Kirche von K
berg bei Kremsmünster, 1656 das Chorge:
der Kremsmünsterer Pfarre Oberrohr. Ähr
gestaltet ist das Chorgestühl der Schlägler V
fahrtskirche St. Wolfgang am Stein. Zwei
datierte Türen sowie eine Kassettendecke im
Landesmuseum (lnv.-Nr. Mä 41, 219) stam
aus dem Salzkammergut.
Auffallend ist, daß das frühbarocke Möbel
ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts vor allen
Bereich der Stifte angesiedelt ist und hier
derum Kremsmünster und Garsten hervorz
ben sind. Die Kunsttötigkeit dieser beiden S
war im fraglichen Zeitraum besonders groß.
übrigen oberösterreichischen Klöster waren
Ausnahme von Schlägl weniger dominierenc
den Schlössern finden sich mit Ausnahme
Ebenzweier und Aistersheim keine eindeutig
dem Zeitraum stammende Mäbel.
Ü Anschrift der Autorin:
Dr. Brigitte Heinzl
Oberästerreichisches Landesmuseum
Museumsstraße 14
4010 Linz
24 Valentin Zeiss, Tragorgel, 1646. Aistersh
Schlaß, Kapelle
25 Chorgestühl, Mitte 17. Jahrhundert. St. V
ganglo. Stein, Kirche
Anmerkungen 39-42 g
"Everrnod Hager, Die Kunstdenkmäler des Stiftes Sr
aus der Zeit Martin Greysings, 1627-1665, km2
Abb. 10. 13.
w Kreisel, Abb. 390, 391, m, _
41 John Henry van der Meer, Die Orgelklavlere
Valentin Zeiss, Linz, in: Kunstiahrbuctnder Stadt Linz
"Ein Christoph Adam Merchsner ehelichte 1656 an
sitlerm des Schlosses lGear Grillt, Burgen und Schl
im Mühlviertel, Wien 1962. Die Herkunft des St
ist leider nicht geklärt, J, Stebrnachers großes Wal
buch sechsten Bandes, 1. Abteilung, Abgestorbener
rischer Adel, ll. Teil, Nürnberg 1906, T. 86.