Tischdecke rechts sind blau. Die blaue Farbe
füllt den unteren Teil des Bildes und geht bis
zur Sphäre der Fräcke. Von den Vasen geht
es den Rümpfen der Gesellschaft, die auf der
anderen Seite des Tisches sitzt, entlang. Oben
haben wir die Zone des Grünen, die die rechte
Bildseite erfüllt und die Tortenpyramide sowie
den Kücheniungen umfaßtm".
Genauso konsequent führt der Künstler die Far-
ben- und Formenzonen in das Bild „Leda mit
dem Schwan" (um 1923) ein, eine Komposition,
die von der „Danae" Tizians inspiriert wurde.
Im beleuchteten zentralen Teil des Bildes liegt
Leda in den Armen eines Schwans. Die Gestalt
Ledas wird zwar aus runden und die des
Schwans aus eckigen, „männlichen" Formen ge-
baut, doch verbindet die beiden Figuren die
gelbe Farbe. Um diese zentrale, hell gemalte
Szene herum werden die dunklen Farbenzonen
angeordnet. Links kugeliges Buschwerk und eine
Baumgruppe in Violett, die nach rechts in ein
helles Rot übergehen. Diese Farbe schafft eine
Verbindung der Bäume mit den spitzen Felsen
rechts im Hintergrund. Die Felsen rechts haben
dreieckige Formen, die in viereckige Formen
übergehen, iedoch ist ihre Farbe dunkelblau,
was dem Marineblau des Himmels im Hinter-
grund links oben entspricht.
Ein sehr reinesv Beispiel des Strefismus stellt
das Aquarell „Schwan" [um 1925) dar. Das Werk
stellt im Vordergrund eine Gruppe von weißen
Schwänen dar, die hintereinander zum rechten
Ufer schwimmen, wo eine Reihe von rot gemal-
ten Musizierenden mit spitzen Mützen sitzt. Hin-
ter ihnen sieht man die Zone der dreieckigen
Büume; eine dreieckige Sonne beleuchtet die
Szene mit hellblauen, ebenfalls dreieckigen
Strahlen. Auf der linken Seite geht der hellgrüne
Boden in das Dunkelgrün der monumentalen
Architektur, die stufenweise aufsteigt, über.
Rein strefistisch ist auch eine andere Version
von „Leda" (um 1926), die in einer gemischten
Technik, Federzeichnung mit Aquarell, ausge-
führt ist. Hier ist vor allem die Trennung der
Formen konsequent durchgeführt; dank der
exakten Zeichnung kann man die Zone der
Ovale, dann die der Kugeln, dann eine Mittel-
zone zwischen Ovalen und Dreiecken, dann die
von Dreiecken, die in Vierecke übergehen und
endlich die Zone der unregelmäßigen eckigen
Formen genau erkennen. Auf diese verschiede-
nen Formenzanen legt Chwistek ganz subtil die
Farbzonen. '
Wie wir sehen, sah Chwistek die Disziplin der
Bildkompasition nicht in derenVereinheitlichung,
sondern in der'Teilung des Bildes in in sich ge-
bundene, doch kontrastierende Formen-,Farben-
und Lichtzonen.DieLichtzonen, die durchdiever-
schiedenen Farben- und Formenzanen durch-
gehen, hätten für die anderen Zonen eine ver-
bindende Funktion. An die oben erwähnten Zo-
nen kann man auch die Bedeutungszonen an-
schließen, die symbolische Elemente einführen.
So werden die eckigen, harten Formen meistens
in der „männlichen" Zone auftreten, die kreis-
förmigen, weichen Formen dagegen in der
„weiblichen"; und auch die inhaltlichen Bedeu-
tungen dagegen werden durch oft symbolisch
gemeinte Farben- und Lichtzonen überdeckt.
Der Strefismus, der ein Vorschlag der Schaffung
einer neuen Kunstrichtung oder, wie es Chwistek
nannte, eines „neuen Stils" war, stand auf den
Positionen der figurativen Malerei, wo das
Thema und mit ihm verbundene emotionelle
oder andere assoziierte Inhalte eine große Rol-
le spielten. Der literarische Charakter des dar-
gestellten Themas aber wurde durch die Regeln
des Strefismus „entrealisiert". Durch die Tren-
nung von Farben-, Licht- und Formenzanen er-
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hob Chwistek das Thema, den dargestellten Aus-
schnitt der Wirklichkeit, in eine andere Reali-
tätsebene, etwas sakral, etwas märchenhaft.
Eine solche Lösung charakterisiert den „Fisch-
fang" (um T926). Auf einem roten eckigen Fel-
sen in der Mitte eines grünblauen Sees sitzt
ein nackter Mann mit einer Angel, der mit sei-
ner orangeroten Farbe wie auch mit seinen ecki-
gen Formen sich dem Felsen, in dem er eine
Stütze gefunden hat, anpaßt. Hinter dem Mann
befinden sich rote dreieckige Felsen, die sich
mit den viereckigen Formen der im Hintergrund
skizzierten Architektur, die in einem dunklen Rot
gemalt sind, verbinden. Das Ganze auf dem
Grund eines ins Rote übergehenden violetten
Himmels. Auf dem anderen Seeufer sitzt die
kreisförmige Gestalt einer nackten Frau, die in
einem hellen Gelb gemalt ist, dem Mann gegen-
über. Ihre Formen stimmen mit den kugeligen
Baumstämmen auf ihrem Seeufer überein. Die
Baumstämme sind braun wie das Ufer, wo die
Frau sitzt, und ienes im Hintergrund. Das grüne
Laubwerk verbindet sich mit dem Grün des
Ufers im Vordergrund, wobei dieses Grün
Verlängerung im dunkelgrünen Wasser de
findet. Die ganze Szene wird vom silk
Mond, den man über dem Kompositionszs
sieht, beleuchtet.
Im „Fischfang" verwirklichte Chwistek sein
lat der Farben-, Formen- und Lichtzonen '
wir haben hier auch Elemente der sch
den früheren Werken auftretenden Farb-,
und Lichtsymbolik. Die Frau gehört zu
beleuchteten kreisförmigen Zone, der in e
Formen rot gemalte Mann bleibt im Schalte
Das letzte von hier besprochenen Werken
steks, „Das Stilleben"(um l932),nöhert sich
der abstrakten Kunst. Die Formen sinc
stark geometrisiert, daß es schwerfäll
dargestellten Gegenstände zu bezeichnen.
zeichnerische Komposition ist in drei g
Zonen geometrischer Formen geteilt: ier
Kreise, iene der Dreiecke und der ge
parallelen Linien sowie in iene der Zickzo
dieser Zeichnung nähert sich Chwistek, o
er auf den Strefismus nicht verzichtet um