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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXII (1977 / Heft 154 und 155)

erherrlicher der Triebwelt, gebärdeten die Sur- 
alisten sich gelegentlich sogar als Bewunderer 
in Massenmördern (so u. a. Breton und Eluard 
der Schrift von der „Unbefleckten Empfäng- 
z"). Magrittes Klugheit scheint das nicht zu 
zeptieren. Er weist dem Mörder und dem von 
n verstümmelten Opfer einen eigenen Bereich, 
'16 Zwischenzone zu: iene der Phantasie, der 
nst (wobei diese im Bild durch das Grammo- 
on symbolisiert wird, bei dem der Mörder 
:ht). Im Vorraum, in der Realität, warten die 
ztektive mit Knüppel und Fangnetz in Händen. 
16 Öffnung in der Rückwand des Zwischenbe- 
chs gibt den Blick auf eine vereiste, tote, 
caltete Welt frei, deren drei Boten, starr van 
ßen-in den Zwischenraum blickend, ebenfalls 
n Mörder bedrohen. 
1x Ernst, prominentes Mitglied der Kölner Da- 
istengruppe ebenso wie dann der Pariser 
rrealistengemeinschaft, zeigt die - was sie 
emals war, sie wurde enthauptet! - eingemau- 
e heilige Cücilie (Abb. 16), Schutzpatronin der 
lsik, auf einer imaginären Orgel spielend. Ge- 
igengesetzt _und mit verdeckten Augen, ist sie, 
e L. Fischer (zit. Kat. N94) die Szene etwas um- 
gig und mit vielen weiteren Details interpre- 
rt; „offenbar geistig sehend durch ein inneres 
isicht, eine Vision, versinnbildlicht durch die 
genförmigen Vertiefungen in der Mauer". 
iner weiteren Interpretation bedarf das hin- 
ßend menschliche und fröhliche und auch 
bißchen boshafte Gemälde „Die Jungfrau 
:htigt das Jesuskind vor drei Zeugen: Andre 
ztoh, Paul Eluard und dem Maler" (Abb. 17). 
egen „Antiklerikalismus" trug es dem Künstler 
erlei Proteste und sonstige Schwierigkeiten ein. 
IV. 
: Königsidee Wieland Schmieds, unterstützt 
1 Matthias Eberle, war es, Neue Sachlichkeit 
J Surrealismus (208 zum größten Teil unver- 
3liche Bilder) in der Orangerie von Schloß 
arlattenburg, dem dritten Schauplatz der 
'oparat-Ausstellung, als eine Einheit zu prä- 
itieren. 
tmied ordnete nach Motiven und Themen, 
l siehe da - manche Gemeinsamkeit ergibt 
I; vor allem, was das Verhältnis zu einer als 
gwürdig erkannten Wirklichkeit anlangt. Ein 
tiv kehrt immer wieder, jenes, das den Men- 
en als Gliederpuppe begreift, was in der 
ura Metafisica, bei de Chirico und Carra 
begann und bis zu den technisch und mechanisch 
gewordenen „Republikanischen Automaten" von 
George Grosz bereits in die Dada-Zeit reicht 
(Abb. 18). „Den sozialistischen Reichstagsabge- 
ordneten, die für den Krieg gestimmt haben", 
lautet die Widmung des Künstlers, der möglicher- 
weise damals schon auch etwas gegen die allzu 
glatte, seelenlose Abart einer Architektur der 
neuen Zeit hatte. 
Neben dem Gliedermann kommen der Harlekin, 
der Pierrot, der Clown als Symbolfiguren tragisch 
verunsicherten, fragwürdig gewordenen Men- 
schentums, Menschenschicksals vor: bei Picasso, 
Gris, Metzinger, Severini, Casorati, Derain, Mirö 
(Frühwerk), aber auch bei Beckmann und Hofer. 
Eine merkwürdig maschinell-götzenartige Figur 
ist der „Celebes" von Max Ernst. 
Die Straße wird Schauplatz in der Neuen Sach- 
lichkeit und im Surrealismus. Das Bild im Bild 
wird Motiv, das Fenster, der Spiegel im Bild, 
 
 
die Welt als Bühne. Eine unerhörte Fülle 
hochinteressanten, außerordentlichen und 
sterwerken hat Schmied da zusammenget 
melt; neben der geradezu sensationellen I 
von Gemälden de Chiricos und (enen 
Ernsts u. a. auch solche von Yves Tanguy, F 
Roy und ein sehr schönes von Henri Mati: 
Bilder, die mit bedeutenden Leistungen von 
Dix, Christian Schad (das Joseph-Matthias- 
er-Porträt), Rudolf Schlichter (der pracht 
frühe „Bert Brecht", mit der Lederweste), R1 
Wacker, Georg Schrimpf und Max Beckr 
konkurrieren. 
Des letzteren grandioses Selbstporträt von 
(Abb. 19) ist ein Beitrag zum Thema des K 
lertums: der Künstler als ein moderner Mc 
„Straffe, klare, disziplinierte Romantik un 
eigenen im äußersten Maße unwirklichen 
stenz", verlangt Beckmann: „Die neuen Pri 
dieses neuen Kulturzentrums haben in schwa 
Anzug oder bei festlichen Zeremonien im sch 
zen Frack zu erscheinen". 
V. 
Die vier Europarat-Ausstellungen wurden fü 
Zeit vom 14. August - 16. Oktober 1977 a 
setzt; die Großausstellung „Skulptur" in Mü 
für die vom 3. Juli - 13. November 1977. 
gilt der Entwicklung der abstrakten Skulptur 
Anbeginn bis in unsere Tage. 
Zum Ausgangspunkt wurde der „Männertc 
Rodins vom Jahre 1882 erklärt (Abb. 20), 
wird man nicht um ieden Preis zustimmen. 
Künstler hat zwar durch seine Torsi mit de 
dahin allgemein herrschenden Auffassung Sc 
gemacht, daß ein Bildhauer den menschli 
Körper mit allen seinen Teilen darstellen mi 
trotzdem blieben für den Pariser Meister 
Mensch und mit ihm die Natur" jederzeit ab: 
te Orientierungspunkte. So ist Rodin (de 
Werk letztlich von jenem Michelangelas 
Berninis „abstarnmt") - neben Maillol (dem l 
zentrathaften, dichten materiebewußten, 
eine neue Klassik schuf)und dem etwas späte 
förmlich gotisch-architektonischen LShmbfUt 
die Herbheit Barlachs und der Kollwitz nicl 
vergessen - wohl weit eher ein entscheide 
Ahnherr ienes modernen, figurativen Schaf 
zu nennen, welches da über Meunier, Minne 
Kolbe, Manzu, Marini, Germaine Richier 
Wotruba bis zu Hrdlicka, lpousteguy, G: 
Segal, Mason und Erhardy reicht. Davon
	        
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