ln einem Gebäude der Keramik-Kachelfabrik
Sommerhuber in Steyr sind etwa 70 antike Kachel-
öfen aller Stilarten von der Renaissance bis zum
Biedermeier untergebracht. Desgleichen auch
etwa 200 alte Reliefkacheln des 16. und 17. Jh.s.
Die Öfen und Kacheln sind ietzt zur Besichtigung
ausgestellt.
Steyr war neben Wels und Salzburg schon von den
frühesten Zeiten an ein bedeutender Hafnerort. Die
jetzige Firma in der Pacherstraße 19 kam durch
Einheirat des Großvaters Joseph Sommerhuber in
eine bestehende Hafnerei in Steyr, Harald-Müller-
Straße 26. zunächst in Familienbesitz. Dort befin-
den sich nur noch das Wohnhaus und das Museum.
Es ist nachgewiesenermaßen bekannt, daß es in
diesem Hause schon seit etwa 1500 stets eine Haf-
nerei gab. Auch sind bei gelegentlichen Grabun-
gen Reste von spätgotischen unglasierten, wenig
verzierten Kacheln zutage gefördert worden. Der
Großvater, Joseph Sommerhuber. baute dann den
Betrieb zu einer fabrikmäßigen Erzeugung aus,
und derGrund. aufdem sich jetzt der Betrieb in der
Pacherstraße befindet, wurde erworben. Vor dem
Weltkrieg war die Firma als Lieferant speziell von
Stilöfen überall bekannt. Sie ist jetzt die größte
österreichische Kachelfabrik mit 70 Beschäftigten
und beliefert Wiederverkäufer in ganz Österreich
und im Ausland, in geringerem Maße in Übersee.
Besonderer Wert wird auf Kacheitormen gelegt,
die nach alten Modellen gearbeitet werden; auf
diesem Sektor werden auch beachtliche Erfolge
durch diese Tradition verzeichnet.
Die Modellsammlung umfaßt etwa 70 alte Kachel-
öfen. Zudem sind auch noch einzelne unvollstän-
dige Öfen erhalten. Hier bekommt man einen inter-
essanten Überblick in die Kachelhafnerei von
Oberösterreich; aus der großen Zahl der vorhan-
denen Ofen sollen nun einige besonders interes-
sante und typische Stücke beschrieben und abge-
bildet werden.
Eine Reise dürfte zur Besichtigung der interessan-
ten Öfen und Kacheln lohnend sein; derBesitzer ist
gern bereit, die Führung durch diese Sammlung zu
unternehmen.
Kachelöfen aus der Gotik haben sich naturgemäß
nur wenige erhalten. Aus der Renaissancezeit ha-
ben sich auf Schlössern. Burgen und auch in Flat-
häusern ott noch Kachelöfen erhalten. deren For-
men noch teilweise aus der Gotik stammen. Auf ei-
nem gemauerten Sockel auf hockenden Löwen
oder Balusterfüßen steht ein Unterbau von vierek-
kiger Form, mit der Rückseite an die Wand ange-
baut. da er von außen her geheizt werden muß. Auf
diesem erhebt sich ein kleinerer. viereckiger, zu-
weilen trommelförmiger Aufbau. Ober- und Unter-
bau sind durch Sims-, Sockel- und Abschlußfriese
begrenzt. oft mit Akanthusblättern verziert. Die Ka-
cheln können recht einfach gestaltet sein, wobei
das Blatt eine konkave Vertiefung aufweist, oder
sie haben zuweilen reichen Reliefdekor mit Dar-
stellungen aus dem Alten sowie aus dem Neuen
Testament, mit Wappen, Jagdszenen, Genre- und
Minneszenen. Sehr beliebtwaren im 16. Jh. Verzie-
hoch. zeigt Reliefs, wie den Ritter Georg zu Pferde,
den Drachen tötend in einem Rund. Ähnliche Ka-
cheldarstellungen sind aus Oberösterreich und
Deutschland bekannt. Dieser Ofen dürfte in der
2. Hälfte des 16. Jh.s wohl in einer oberösterreichi-
schen Werkstatt, vermutlich Steyr, entstanden sein
(Abb. 2).
Ein Kachelofen, dessen rechteckige Nischenka-
cheln noch gotisch anmuten, ist auf Abb. 3 zu se-
hen. Die Kacheln sind schwarzgraphitiert. Zwarer-
innert die Kacheiform an spätgotische Halbzylin-
derkacheln. doch sind derartige Formen in ländli-
chen Gegenden noch lange in Gebrauch gewesen.
Das zeigt ein Ofen mit gleichen Kacheln aus dem
17. Jh. aus der Gemeinde Streheim, jetzt im
Schloßmuseum Linz'.
Abb. 4 zeigt einen großen wuchtigen Barockofen,
bei dem sich aus einem aus übergroßen Kacheln
gebildeten Mittelbau ein zurückspringender Ober-
bau erhebt, abgeschlossen mit einer flachen Kup-
pe. darauf ein Adler mit ausgebreiteten Flügeln.
Auf den großen Kacheln sind jeweils Reliefs mit fi-
gürlichen Darstellungen, weiß glasiert auf dunkel-
braunem Grund. angebracht. Ähnliche Öfen sind
im Stift Heiligenkreuz um 1710 bis 1 720 entstanden
(einer ietzt im Museum für angewandte Kunst in
Wien). die teilweise auf Modelle des ltalieners Gio-
Ü"
vanni Guiiliani zurückgehen. Bei solchen Öfen ist
nicht mehr die Trennung von Unter- und Oberbau
zu beachten. sondern das Bestehen aus einem
Stück. Es sind sog. Überschlagsöfen. Die Herkunft
dieser Öfen dürfte wohl Oberösterreich sein. Ähn-
liche Barocköfen aus Stift Heiligenkreuz sind auch
bei Franz a.a.O. Abb. 481 und 482 abgebildet.
Von den zahlreichen Rokoko-Oien der Sammlung
sei hier ein besonders typisches Exemplar heraus-
gegriffen (Abb. 5). Dieser Rokoko-Ofen, ein Über-
schlagsoten von gebauchter Form auf dünne Füße
gestellt, wirkt dadurch graziöser und zeigt an den
Seiten geschwungene Pilaster. Das Oberteil, reich
bewegt, ist etwas zurückspringend und eine antiki-
sierende Vase bildet den Abschluß. Plastische Re-
liefornamente beleben die beiden vorderen Ka-
chelflächen. Der lavendelblau glasierte Ofen dürfte
in einer oberösterreichischen Werkstatt um 1750
bis 1760, wohl in Steyr, entstanden sein. Ähnliche
Ofen wurden zahlreich in Österreich, besonders in
der Steiermark hergestellt.
Ein charakteristisches Beispiel eines Ofens im
Louis-XVL-Stil ist auf Abb. 6 zu sehen. Der Rund-
ofen auf gemauertem Sockel mit einem trommel-
förmigen Unterbau trägt einen zurückspringenden
Aufsatz mit kleiner Kuppelbekrönung und antiki-
Kachelofen mit sog. Tapetenmustern, 2. Halfte 1
hundert, farbig glasiert. wohl Sleyr.
Kachelofen, Die grünglasierten Kacheln mit Reh
hl. Ritter Georg. Oberösterreich, 2. Hälfte 16.Ji
den
Ofen mit großen graphitierien Nischenkacheln
dsterreich, 17. Jahrhundert.
Großer Barockofen mit reichverzierten, weißglz
Reliefkacheln. Der Grund des Ofens ist braun g
Oberösterreich. 1. Hälfte 18. Jahrhundert
Anmerkungen 1-4
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