wenig schade, daß dieser Meister nicht öfter gefalligere Sujets als politische Karikaturen
wählt. Die sogenannte Komik von Forain ist fast immer an eine herbe Kritik angelehnt.
Steinlen behandelt auch mit Vorliebe die Schattenseiten der Gesellschaft. Willette hin-
gegen ist der heitere Philosoph. Er erfreut sich einer großen und verdienten Popularität.
Ein feines poetisches Empfinden, eine Kühnheit, die stets geschmackvoll bleibt, charakteri-
sieren seine Kompositionen.
Fast alle Nummern (es gibt deren gegen 800) dieser Ausstellung sind gute künstlerische
Leistungen. Es ist dies eine jener Ausstellungen, in denen am meisten gekauft wird.
Die Zeichnungen in Rotstift, lauter hübsche Frauenköpfe, Genre XVIIF Siecle, von Henry
Detouche haben sehr viel Erfolg. Reizend sind auch die Katzen und die Affen von Nam;
vor den Zeichnungen von Abel Truchet ist immer ein Gedränge. Ich müßte hier noch viele
nennen, um allen gerecht zu werden. Zu den besten Arbeiten auf dem Gebiet der Skulptur
gehören die Bronzestatuetten, zumeist Tänzerinnen und Affen in den merkwürdigsten
Stellungen, von Sandoz. Ein Brunnenprojekt, „Le refuge", stellt einen Knäuel Affen unter
einem Regenschirm in der Mitte eines Bassins dar.
Wirklich amüsant sind die bemalten Holzstatuetten von Gaston Simonin. Sie sind
sehr stark stilisiert, ein wenig in der Art des früher so beliebten verstorbenen Caran
d'Ache. Simonin stellt ganze Szenen und Interieurs zusammen, so ähnlich wie ganz kleine
Puppenzimmer. Man kann sich keine hübscheren Spielereien denken.
Eine Überraschung für das Publikum ist heuer das sogenannte „Musee des Horreurs"
(Schreckenskammer). Es befindet sich in einem Kellerraum unter dem großen Ausstellungs-
saal. Hier ist allerlei gruseliger Ulk, den der Eifer der „Humoristen" mit Hilfe des unglaub-
lichsten Materials zusammengestellt hat. Es sind zumeist aktuelle Pariser Skandal- und
Mordgeschichten. Th. de Kulmer
ROPPAU. AUSSTELLUNG SCHLESISCHER FRAUENKUNST. Im
Kaiser Franz Joseph-Museum zu Troppau wurde eine „Ausstellung schlesischer
Frauenkunst" eröffnet. Sie besteht aus einem historischen Teil, welcher zum großen Teil
kunstgewerbliche Arbeiten aus der ersten Hälfte des XIX. jahrhunderts enthält, und aus
einem modernen, der die in der Heimat oder im Ausland ansässigen schlesischen Künst-
lerinnen verführt.
AÜKÜNST DER GERMANEN VQN A. HAUPT. i Verschiedene äußere
Umstände haben die Besprechung dieses Buches in unserer Zeitschrift bisher ver-
zögert. Wir glauben aber doch, daß es immer noch zahlreiche Kunstfreunde und Forscher
geben wird, denen das Werk bis nun nicht zugänglich gewesen ist; für diese mag ein kurzer
Hinweis nicht wertlos sein. Denn wir meinen, daß diese Arbeit, wenn sie in die Hand
eines jüngeren Mannes fällt, unter Umständen sehr gefährlich werden kann, während sie
einem Erfahreneren einen Ansporn zu bieten vermag, über diese oder jene Frage genauer
nachzudenken; etwa über den Palast zu Ravenna, obwohl dieser trotz Theodorich kaum
allzuviel Germanisches an sich hat, oder über diesen oder jenen westgotischen Bau
Spaniens, der sonst weniger zugänglich ist.
Wir vermuten aber, daß der strenger Geschulte, von Einzelheiten abgesehen. fast
immer zu andern Ergebnissen gelangen wird als Haupt, ja meist vielleicht zu gerade
entgegengesetzten.
Um das Germanische wirklich klar zu machen, hätte man die auf römischem Boden
vorhandenen nichtgermanischen Überlieferungen eingehender untersuchen müssen,
besonders - wie wir an anderer Stelle bereits angedeutet haben - die Werke der griechisch-
rörnischen Provinzialkunst. Man hätte die Entwicklung der spätantiken Kunst in sich
7 so wie es etwa Riegl versucht hat -- genauer verfolgen müssen; nur dann könnte man
" „Die älteste Kunst, insbesondere die Baukunst der Germanen von der Völkerwanderung bis zu Karl
dem Großen". Von Albrecht Haupt, Leipzig. (H. A. Ludwig Degener, xgog). 8".
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