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wird als sogenannte Nürnberger Probe be
zeichnet, wobei es insofern Auslegungsschwie-
rigkeiten gab, als meist zehn Teile Zinn und ein
Teil Blei (sogenannte Reichsprobe) gefordert wur-
den. So war es in Wien, wo die um 1368 schon gel-
tende, 1430 ins Ordnungsbuch eingetragene Wie-
ner Zinngießerordnung die Probe zum Zehnten ver-
langte: "Auch sol die mischung sein dass
sie nemen sullen immer zu zehen phunten zin ain
phuni plei und nicht mer." Dies wird in der Ord-
nung der Wiener Handwerker vcn 1527 bestätigt.
Ähnliche Angaben finden sich 1596l1600 in Linz,
wiederholt in der revidierten Handwerksordnung
1615, daß in Oberösterreich "von altersher gebräu-
chigri eine Probe "als zehen lötngll, es wäre aber
wuraltem herkhomben nach zwayerley prob ge-
westu und sollte so bleiben (was wohl die Mi-
schung vier zu eins ebenfalls gestattete). In Inns-
bruck wird 1590 die Bestellung von Beschauern
und Probierern eingeschärft, ohne daß Bestim-
mungen über die Legierung vorliegen. In Meran
war schon 1473 die Anbringung der Stadtmarke
vorgeschrieben worden, in Kitzbühel wurde 1543
ein eiserner Stempel angeschafft, um das Zeichen
der Stadt auf die Kannen aus Zinn zu schlagen.
1741 ist in Bregenz das Verhältnis vier zu eins (vier
Pfund englisch Zinn zu einem Pfund Blei), in Feld-
kirch zu zehn Pfund englischem Zinn nicht mehr
als ein Pfund Blei, bezeichnet mit der Nummer 10.
In Klagenfurt wird (1748 7) bestimmt, daB nicht
schlechter als die wProb zum Viertenu (also Ver-
hältnis vier zu eins) verfertigt werden dürfe, will je-
mand ein anderes Verhältnis, so habe dies durch
6, 8 und 10 bzw. bei reinem Zinn durch die einge-
schlagene Rose mit dem Landschaftswappen zu
geschehen. Salzburg drang schon 1487 und 1507
auf die genaue Durchführung der Zinnprobe durch
die Beschaumeister. 1796 heißt es, daB in Salz-
burg zwei Gattungen Zinn verarbeitet werden, bei
der einen zu acht Pfund reinem Zinn ein Pfund Blei
oder reines Zinn ohne Zusatz. Nur das reine
wurde mit Probezeichen, Stadtwappen und
men versehen, das andere, z. B. für Deckel
Krügeln, ohne Zeichen verwendet. 1770 en
lautet in Linz die Bestimmung, reines Zinn
Bleizusatz mit SCHLACKENWALDER FEINZ
das übrige böhmische Zinn als FEIN ZlNN,s
(wenn altes Zinn dazugenommen wird) mit
MISCHTEM ZINN zu kennzeichnen. Danach
bei neuen Arbeiten gar kein Bleizusatz möglic
wesenl
Als Fiatskannen dienten im 16.Jahrhundert
gefußte Schenkkannen. im Stadtmuseum 1
sind sechs davon erhalten geblieben, die der
gieBer Abraham Böck (Meister um 1567, +
1600) angefertigt hat. Vorn zeigen sie auf e
Schild in HochreliefguB den steirischen Par
im Boden ein Medaillon mit dem Bildnis des
zcgs Ulrich von Württemberg (Höhe 51 crr
Stadtmuseum Wels haben sich zwei Kannei
9 Jakob Manßrieder (Linz), Weinkuhier der Maurs
Zimmerleute in Ftottenmann, 1738 (7), Leihgat
Stadt Roltenmann im Landesmuseum Joan
Graz
10 Flochus Kesselberger (Linz), Kanne der Bäcker i
tenmann, um 1700, Leihgabe derStadt Rottenme
Landesmuseum Joanneum, Graz
11 Oslerreichischer Zinngießer, Gefäß einer Me
zunft in Form eines springenden Sliers mit Me
hörnern und Hufen, auf der blattiörmigeri FuB
Metzgerwappen und Datierung 1633, ehemals
Sammlung Figdor
12 Oslerrelchischer Zinngießer, Gefäß einer Binde
in Form eines Schlegels milden Namen der ZUl
steher und der Datierung 1688, Linz, Stadtmuse