tung in Zirbenholzsärge 1827 Steine hinzu-
gegeben, um ein größeres Gewicht volzutäu-
schert, die neun Zinnsarge aber zerschlagen und
in der wConventkuchlu heimlich eingeschmolzen!
im Nachiaß des Stlftsanwalts - der damals zur
Betreuung des aufgehobenen Klosters eingesetzt
war - wurden 1851 noch etwa neun Zentner her-
renloses Zinn gefunden!
Auch in der Pharmazie hatte Zinn seinen Platz.
Aus dem Arzneibuch der Frau Taentzlin zu Schwaz
ist zu entnehmen, daß man zur Bereitung eines
Arzneiwassers oder weinigen Auszuges Kannen
aus Zinn mit Deckel benutzte, ein Destillationsap
parat aus Glas oder Zinn wird für die Destillation
von Arzneiwassern empfohlen, gebrauchsfertige
Arzneien wurden in Büchsen verwahrt, wobei z. B.
für Theriak seit dem Mittelalter Zinnbüchsen ver-
wendet wurden. Von alten Apothekeneinrichtun-
gen sind Zinngefaße als Einzelstücke in verschie
dene Sammlungen gekommen, das Deutsche Apo
thekenmuseum in Heidelberg verwahrt die ur-
sprüngliche Einrichtung der Ursulinenapotheke
von Klagenfurt, an Ort und Stelle haben sich bei-
spielsweise in Zwetti Teile der Ausstattung der
Stiftsapotheke aus der Zeit Abt Johann Bernard
Lincks, 1652, sowie aus dem 18.Jahrhundert, an-
gefertigt vom Kremser Zinngießer Johann Stolz
(+ 1821), erhalten. Auch manche Serpentinstein-
gefaße, mit zinnernen Henkeln, Standringen und
Schraubverschlüssen versehen, dürften ehedem
zur Verwahrung von Arzneien gedient haben. Eine
einmalige Leistung der österreichischen Zinngie
ßer stellen wohl die von Franz Joseph Winckler
1768 hergestellten Prunkgefaße für die Stiftsapo
theke St. Florian dar: den Fuß jedes der zwei bau-
chlgen Gefäße bilden zwei Schlangen, auf dem
Deckel zeigen zwei vergoldete Messingadler, die
33
32 Meister P.O. (Leoben), FlacherTelier mit Anbetung der
Hi. Drei Könige und graviertem Wappen der Gosser
Ablissin Florentine Puterin, 1588, Wien, Osterreichi-
sches Museum für angewandte Kunst
33 Siegel des Handwerks der Zinngießer in Österreich ob
der Enns, 1600101, Graz, Sleiermärkisches Landesar-
chiv
Ei Anschrift des Autors:
Dr. Georg Wacha
Direktor des Stadtmuseums Linz
Betlehemstraße 7
4010 Linz
jeweils eine Schlange im Fang festhalten, den
Sieg der Pharmazie über die Krankheit. Wie diese
Adler sind auch die Wappen des Stiftes und des
Prälaten von einem Günter angefertigt worden,
der ebenso wie der Zinngießer den beachtlichen
Preis von 184 fl dafür erhalten hat.
Schon im Mittelalter wurde für die Orgelpfeifen
Zinn, sicher in einer stark verbleiten Legierung,
verwendet. Als 1475 im Stift Nonnberg eine neue
Orgel errichtet wurde, da verrechneten die Bene
diktinerinnen "mit unnserm zingiesser dem Wolf-
gange "was er uns von zyn mit nomenn, es wa-
ren 4 V2 Pfund, dann 38 Vz lb Blei, wobei man dann
noch Blei von Passau (wo der Orgelmeister Wolf-
gang Ruerdorff Material einkautte) brachte. Auch
in Wels erhielt der Zinngießer Bartime beim Uni-
setzen der Orgel 1551 Beschäftigung. Die großen
barocken Orgelprospekte mit den riesigen Zinn-
pfeifen sind vielleicht die größten Werke aus die-
sem Material, die einem heutzutage vor Augen
kommen. Die kleinen Orgelpositive oder Portative
hatten oft auf den mittleren Pfeifen eine Verzie-
rung mit Initialen (des Bestellers) und Jahreszahl.
Noch die Kostenvoranschläge z. B. der Passauer
Orgelbauer des 19.Jahrhunderts geben genau die
Zahl der Pfeifen aus Zinn und der aus Holz an.
Das Verfertigen von Großplastiken war nicht Sa-
che der Zinngießer, hier mußten andere Helfer her-
angezogen werden, etwa beim Prunksarkophag
Kaiser Josephs l. Johann Lucas von Hildebrandt
als Entwerfer und Bildhauer Tobias Kracker als
Hersteller des Modells, nach dem dann der Guß er-
folgte. Nur Kruzifixe, Figuren des hl. Johannes von
Nepomuk, Weihwasserkessel, in anderen Gegen-
den auch Taufsteine zeugen von der plastischen
Kunst der Zinngießer. Bei Leuchtern und Wandar-
men (für kirchlichen und profanen Gebrauch)
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Rarskannen:
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sergruft bei den FP. Kapuzinern in Wien, 1949; Pi. strebinger, Die
konnten sie Ihre gestaltenden Fähigkeiten zeigen.
DaB sie den anderen Künsten dienten und bei-
spielsweise die großen Zinnplatten für barocke Al-
tarbilder schufen - der Zinngießer H.G. Diepolt
für das Hochaltarbiid Tobias Pocks im Stephans-
dom 1640 -, sei wenigstens erwahnt. Nur in einer
kurzen manieristischen Phase entstanden in
Nürnberg und an anderen Orten nach französi-
schem Vorbild überladene Edelzinnarbeiten, sonst
stellten die Zlnngießer nicht Luxusprodukte her
wie die Goldschmiede, sondern gutes Gebrauchs-
gerat, soiid in der Ausführung, klar in der Form,
einfach in der Verzierung. Vielleicht sind es diese
Eigenschaften, die den verwöhnten Menschen un-
serer Zeit diese Relikte weit höher schatzen laßt
als es bei den Vorfahren der Fall war.
Zinnsammlungen in Österreich
International bedeutende Stücke sind im Österrei-
chischen Museum für angewandte Kunst in Wien
und im Joanneum in Graz zu finden, heimische
Beispiele verwahren die verschiedenen Landes-
museen in den Landeshauptstadten, dazu kom-
men die Stadtmuseen und (mit Einzelstücken) fast
alle Heimathauser. Umfangreichere Sammlungen
verwahren das Benediktinerinnenstift Nonnberg,
die Stifte Kremsmünster, St. Florian und Wilten
(Sammlung Fl. Hinterwipflinger), ferner Mattsee.
Bedeutende Stücke verwahrte die 1930 versteiger-
te Sammlung Dr. Albert Figdor, immer mehr konn-
te Dr. Karl Ruhmann (+ 15.4.1972) seine Samm-
lung erweitern, größere Privatsammlungen bestan-
den in Tirol (Sammlung Dr. Karl Möser im Ferdi-
nandeum, Sammlung Karl Traut, Schloß Branzolll
Klausen, jetzt MünsterlWestfalen), in Oberöster-
reich ist die Sammlung Löw (Auhof bei Perg) zu
nennen.
Schaden an den Sarkophagen der Kapuzlnergrult, in; Dslerr. Zeil-
schritt 11lr Denkmalpflege 5, 1951, S. 6711.; Österreichische Kunst,
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schrill Gugilz (Veröffentlichungen des osterr. Museums f1.lr Volks-
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Das Scrtotiertstllt (Wiener Geschichtsbücher 13), 1974, s. 47, es;
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Klagenfurt: zurrllgelaee und ehem. Slg. Ernst Hitler von eurger,
Das Landesmuseum für Kärnten und seine Sammlungen, Klagen-
1ur11976, S. 121
Linz: Brigitte Heinzl, Die Zinn- und Goldschmiedesammlung der
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Mattsee (ÖKT 10, 1913, S. 31811., Abb. 318-320). Nonnberg (OKT 7,
1911, S. 14911.), Museen Hellelri (ÖKT 20,1927,S.155l.),Schr1rdlng
(OKT 21, 1927, S. XXlll) u. a. Zum Kremser Museum: Fritz Dwor-
schak, Krems, Stein und Mauterrt mit dem Katalog des städtischen
Museums in Krems a. d. Donau, 1928, S. 87
Privetsemrnlurlgerl:
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von Otto von Falke, Wien-Berlin 1930, Nr. 21011. (Mittelalter) und Nr.
23111. (16.-1S.Jh.): Edelzinn aus der Sammlung Dr. Karl Ruhmann,
Katalog Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck 1960;
G. Kierdorl-Traut, Schraublleschen und Schraubkennan aus Tirol.
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uber die ehem. Sammlung v. Werner, wisn-wahringaOKT 2, 1908.
s. 346, uber die ehem. sammiung Woil, Elsenstadt: OKT 24, 1932,
S. 148
29