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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIII (1978 / Heft 157)

bewirkten vor aiiern ein Unterspüien der auf sandi- 
gem Boden errichteten Fundamente, wodurch es 
immer wieder zu Bauverzogerungen kam, bis end- 
lich die, wie Jüngere Forschungen nachgewiesen 
haben, nach Planen Raffaeis gestaltete Kirche 
1575 fertiggestellt war. Die Goldschmiede kamen 
aber ebensowenig wie ihr Schutzpatron zur Ruhe, 
der bis zu seinem Tod mit Klosterneugründungen 
beschäftigt war. Allerdings ist ihr Eifer um das 
Gotteshaus weniger freiwillig, als von außen auf- 
gezwungen. Die ständig anhaltenden Renovie 
rungsarbelten an der Kirche Sant'Eligio zwangen 
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die Goldschmiede bisweilen zur Aufnahme von 
Krediten, doch reichten die Instandsetzungsarbei- 
ten nicht aus, das bedrohte Bauwerk zu sichern. 
Vor allem die zum Tiber weisende Wand senkte 
sich unaufhaltsam und litt darüber hinaus unter 
der eindringenden Feuchtigkeit, der bereits ein be 
trächtiicher Teil der an dieser Steile befindlichen 
Malerei zum Opfer gefallen war. Schließlich 
stimmte die Goidschmiedezunft einer gründlichen 
Assanierung des gefährdeten Baues zu, die auch 
zwischen 1602 und 1604 durchgeführt wurde und 
weite Teile des Außenbaues erfaßte. Nach dieser 
zweiten Bauphase, die eigentlich eine Restaurie- 
rungsphase darstellt, war die Kirche des heiligen 
Ellgius endgültig errichtet (Abb. 1). 
Von der Innenausstattung der ersten Bauphase im 
16.Jahrhundert blieben die Malereien von Matteo 
Perez de Alesio, genannt Matteo da Lecce, in Chor 
und Apsis bestehen, wobei das Hauptbild eine 
Sacra conversazlone wiedergibt, der auch der hei- 
lige Ellgius als Patron der Kirche zugeordnet ist 
(Abb. 3) wie die Anbetung der Hirten von Giovanni 
de Vecchl des linken Seitenaitars (Abb. 4). Ein we- 
niger günstiges Schicksal war, wie die Bauge- 
schichte bereits zeigte, dem Fresko der Anbetung 
der Könige von Federico Zuccari beschieden, das 
den rechten Seitenaitar an der zum Tiber weisen- 
den Wand schmückte. Die Bezahlung dieser Ar- 
beit erfolgte 1569, doch bereits 1594 war auf 
Grund beachtlicher Feuchtigkeitsschäden eine 
Restaurierung notwendig, die allerdings noch dem 
Künstler selbst anvertraut werden konnte. Als 
aber die unter den Überschwemmungen des Ti- 
bers besonders in Mitieidenschaft gezogene Mau- 
er völlig erneuert werden mußte, war an eine Ret- 
tung des Wandgemäldes nicht mehr zu denken. 
Daß die Komposition Federico Zuccaris nicht voll- 
kommen verlorenging, ist dem Haarlemer Zeich- 
ner und Kupferstecher Jacob Matham zu verdan- 
ken, der sie während seines Romaufenthaites ken- 
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nenlernte und einen Kupferstich danach anfertig- 
te (Abb. s). 
Als die römischen Goldschmiede nach Abschiuß 
der zweiten Bauphase schließlich gegen das Ende 
der dreißiger Jahre des 17. Jahrhunderts die male 
rische Neugestaltung der Wand über dem rechten 
Seitenaitar in Erwägung zogen, wandten sie sich 
an Giovan Francesco Romaneliis. Am 12.Juni 
1639 kam es zwischen der Zunft und dem Künstler 
zum Vertragsabschluß. Der aus Viterbo stammen- 
de Schüler Pietro da Cortonas hatte zu dieser Zeit 
mit seinen 29 Jahren bereits eine erstaunliche 
Steilun in der römischen Kunstszene erlangt. 
Diese verdankte er vor allem Kardinal Francesco 
Barberini, der von außerordentlicher Bedeutung 
für die Förderung der Künste in Rom war. Dank der 
Unterstützung dieses Neffen Urbans Vll. gewann 
der noch kurz vorher unter der Leitung seines Leh- 
rers in der Kapelle des Piano nobile des Paiazzo 
Barberini tätige Künstler öffentliche Aufträge und 
ebensolches Ansehen. in diese Zeit fallen das gro- 
Be Gemälde mit der Darbringung im Tempel für ei- 
nen der Altäre im Petersdom, das wie eine Reihe 
anderer Altarbilder verschiedener Meister durch 
eine Mosaikkopie ersetzt wurde und heute seinen 
Platz in Santa Maria degli Angeli hat, wie die Fres- 
kodekoratlcn in der iisala della Contessa Matildew- 
in den Vatikanischen Palästen in Roms. Darüber 
hinaus wurde Romaneiii 1638 auf besondere Be 
fürwortung des Kardinals die Stelle eines Principe 
der Academia die San Luca zuteil7. Dadurch ver- 
fügte der Künstler über beträchtliche finanzielle 
Mittel, hatte aber auch die Verpflichtung, den 
Wünschen seiner Förderer zu entsprechen. Diese 
beschränkten sich nicht ausschließlich auf Neu- 
schüpfungen, sondern erstreckten sich auch auf 
die Herstellung einer Reihe von Kopien nach ver- 
schiedenen Gemälden Guido Renis, ein Verlan- 
gen, dem der Künstler offenbar zur größten Zufrie 
denheit seiner Mäzene nachkama. Solcherart mit 
Aufträgen überhäuft, wurde Romaneiii auch noch 
die Anfertigung von Tapisserieentwürfen für die 
Arazzeria Barberini aufgetragen. Aii diese Aufga- 
ben veranschaulichen die Tätigkeit eines bevor- 
zugten Hofkünstiers. 
Als G.F. Romaneiii die Ausmalung der Cappeiia 
dei Rei Magi in Sant'Eiigio degli Orefici in Rom 
übernahm, war die Anbetung der Könige seines 
Vorgängers Federico Zuccari nur noch durch den 
von J. Matham angefertigten Stich überliefert. Die- 
se gerade siebzig Jahre alte Komposition scheint 
dem Künstler nicht jene Anregung gegeben zu ha- 
ben, die einer Lösung des gestellten Problems im 
walten Sinflll nahekam. Es ist aber anzunehmen, 
daß dies im lnteresse der Goldschmiede lag, ge- 
lang es diesen doch, den Charakter eines Renais- 
sancebaues trotz der ständig notwendigen Ände- 
rungen in die Barockzeit hinüberzuretten. Eine 
Zeichnung in englischem Privatbesitz (Abb. 6), seit 
1972 mit dem Freskc Romaneilis in Verbindung 
gebracht, dürfte den ersten Entwurf für das Monu- 
mentalbild wiedergeben? Die Zeichnung verfügt 
über ein beträchtliches Ausmaß und ist durch die 
eingetragene obere Rundung, auf die der Ab- 
schiuß des Gemäuers oben rechts Rücksicht 
nimmt, als Entwurf für ein Aitargemäide bestimm- 
bar. Vorerst läßt sie sowohl zu Mathams Stich 
(Abb. 5) als auch zu dem ausgeführten Wandbild 
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