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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIII (1978 / Heft 157)

I Aktuelles KunstgeschehenlÖsterreich 
Wien 
Museum des 20. Jahrhunderts 
Surrealismus 
Es handelt sich um eine Wanderausstellung des Mu- 
seums of Modern Art New York. die in Wien ihre erste 
Station macht und dann nach Düsseldorf. Brüssel. 
Zürich und Oslo weitergeht. Für Wien besonders wichtig 
scheint uns diese Schau, weil sich hierzulande in breiten 
Kreisen ein falsches Bild vom Surrealismus eingebürgert 
hat. an dem die Forcierung der Gruppe der Phanta i- 
schen Realisten nicht unwesentlichen Anteil hat. Diese 
Ausstellung machte nun die Besucher mit der ganzen 
Breite der surrealistischen Bewegung. allerdings nur 
im Raume der bildenden Kunst. bekannt. Sie zeigte 
wichtige Werke sowohl des reinen psychischen Automa- 
tismus. der spater zu Action Painting und lnformel 
führte, als auch die durch Traumerlebnis und Tiefenpsy- 
chologie angeregte phantastische Malerei. Wichtig 
für die erstere Art sind die gezeigten Beispiele von 
Hans Arp. Andre Breton, Andre Masson. Joan Miro, 
Man Ray. Die großen Männer, die mit einer sehr realisti- 
schen Wiedergabe arbeiten, sind Giorgio de Chirico. 
Salvador Dali. Paul Delvaux, Max Ernst und Rene Magrit- 
te. Schöne Beispiele waren auch von Beilmer. Brauer 
und Matta zu sehen. Gerade bei den beiden letzteren 
wird uns aber bewußt. weich großartige Sammelausstel- 
lungen bekannter Meister der Moderne wir schon vor 
Jahren in diesem Museum gesehen hatten, Der sehr 
umfangreiche. von Dr. Otto Breicha zusammengestellte 
Katalog ist eine ebenso wichtige Ergänzung der vom 
Modern Art Museum gezeigten Bilder wie die vom 
Wiener Museum aus eigenen Bestanden ergänzten 
Exponate. (8. 2. - 27. 3. 1978) - (Abb. 1) 
Secession - Kunstmesse 78 
Diese Kunstmesse wurde vom Verband österreichischer 
Galerien moderner Kunst veranstaltet und sollte, so 
erklarte der Sprecher des Verbandes. auch eine kunster- 
zieherische Aufgabe haben. Gerade dadurch, daß nicht 
die letzten Entwicklungen oder Moden im Kunstbetrieb 
präsentiert werden, soll einem noch ungeschulteren. 
breiteren Publikum der Weg zur Moderne erleichtert 
werden. ln 21 Boxen (wobei 3 im Keller den Kunstbü- 
chern und Editionen vorbehalten waren) zeigten die 
Galerien sehr Unterschiedliches, durchwegs aber fast 
alles von hoher Qualität und mit manchem vor einem 
Jahr im Palais Liechtenstein Gesehenen nicht zu verglei- 
chen. Die Spannweite ist vielleicht mit den Beiträgen 
der Galerie Curtze, die A.P. Gütarsloh-Blätter, und 
der Galerie Würthle, die Zeichnungen von F.v. Herzma- 
novsky-Orlando ausstellte, und der Galerie am Graben 
gekennzeichnet, die Montagen von Wolfgang Rates 
aufliegen hatte, bei deren Anblick sich der Beschauer 
erst (geistig) auf den Weg zu den ausgestellten Werken 
machen sollte. Es waren wichtige Künstler, wie A, Froh- 
ner, A. Wickenburg, K. Korab. W. Thöny. S. Poliakoff 
vertreten. Die Orientierung war gut und der Katalog 
übersichtlich. Der Besuch war außerordentlich stark. 
(11. 7 19. 2. 1978) - (Abb. 2) 
Künstlerhaus - 
internationale Kunstmesse K 45 
Hier waren es 27 Aussteller. zum Teil Galerien, die 
in der Secession auch vertreten waren, auch 10 deut- 
sche; eine italienische und eine Schweizer Galerie. 
Neben diesen waren verschiedene Kunstvereine oder 
-gesellschaften, Zeitschriften und Kulturzentren aktiv. 
Auch hier ist eine sehr große Spannweite zwischen 
den ausgestellten Objekten der Galerie Ariadne und 
den Obstkistenstapeln der Galerie Kunst-Kontakte, 
der Galerie Pellegrino und der Werkstatt Breitenbrunn. 
Allgemein waren hier sicher die neueren Strömungen 
des Kunstgeschehens vertreten. Besonders fiel uns 
die Galerie Ferdinand Maier. Kitzbühel. mit den Objekten 
von K.F. Dahmen. einige Serien der Niederösterreichi- 
schen Gesellschaft für Kunst und Kultur und die Münch- 
ner Galerie Walter Storms auf. Sie hätten sich aber 
auch genauso gut in das Programm der Seccesiorv- 
gefügt. Wirklich Neues, weil Mut zum Bekenntnis von 
Überliefertem, zeigte die Schweizer Galerie Vogelsperger. 
Ein Vorteil hat das Künstlerhaus auf alle Fälle: Hier 
ist mehr Platz. weder die Aussteller noch die Besucher 
sind so gedrängt wie im Haus in der Friedrichstraße. 
(16. L 2D.  1978) - (Abb. 3) 
Galerie am Graben - 
Künstler aus Polen 
Schmuck aus Silber und Keramik sowie Tapisserien 
waren hier zu einer eindrucksvollen Schau vereint. 
Jacek Byszewskis Armreifen zeigten mit ihren geometri- 
schen Verschiebungen in der Musterung ebenso strenge 
Formen wie die Entwürfe der Brüder Zaremski. Die 
keramischen Schmuckstücke von Ewa Franczak und 
RR 
Stefan Okalwicz beweisen ein außerordentlich feines 
Farbempfinden ihrer Schöpfer und vermitteln etwas 
von der Wärme des Brennofens. Die Tapisserien Sewe- 
rina Gugala-Stolarskas lassen Florales empfinden, 
oft etwas Märchenhaftes, selbst noch in den abstrakten 
Formen. (30. 1. - 1B. 2. 1978) - (Abb. 4 ) 
Galerie am Rabensteig - 
Erna Frank 
Dicke. sehr dicke Weibspersonen, ihre Fülle darbietend, 
in ihrer Leiblichkeit förmlich arstickend, zeigen uns 
die großen Oibilder der 1942 geborenen Wienerin. 
In manchem an Herzig erinnernd. sind diese Frauen. 
bei allen zur Schau gestellten kleinbürgerlichen Ver- 
schonerungseffekten oder gerade wegen dieser, von 
einer umwerfenden Antiasthetik geprägt. Die Künstlerin 
macht uns auf einen verwaschenen. einzig in ihrem 
Fleisch gefangenen, zur Lust gepflegten Teil der 
Menschheit aufmerksam. Von einer Lyrik des Banalen 
kann vielleicht gesprochen werden. aber auch von 
der Trostlosigkeit geistigen Vakuums. (20. 2. - 1. 3. 1978) 
- (Abb. 5) 
Galerie Alte Schmiede - 
Monika Bauer 
Marmor. Bronze und Granit sind vor allem die Materia- 
lien. die wir hier von der Künstlerin geformt sahen. 
Es sind Figuren. die durchwegs vollrunde weibliche 
Formen zeigen. Doch hier ist alles natürlich gesund, 
hier ist auch das Pralle des Leibes keine Falle. sondern 
eine Entwicklungsstufe. Die oft zur Haptik anregenden 
Plastiken sind in ihrer Geschlossenheit logische Form- 
entwicklungen. Neben vollkommen abstrakten Kürzun- 
gen von einer an Brancusi gemahnenden Strenge. 
wie die -Linsenform-, waren auch neue Variationen 
in der Ausstellung zu sehen. die sehr starke naturalisti- 
sche Anklänge zeigten. Wir denken da besonders an 
zwei schöne Torsi. Die Künstlerin. die vor kurzem mit 
dem Förderungspreis des Landes Niederösterreich 
ausgezeichnet wurde, hat sich in kurzer Zeit mit ihren 
Arbeiten einen beachtenswerten Platz innerhalb der 
österreichischen Plastik erobert. (18. 1. - 18. 2. 1978) 
- (Abb. 6) 
Ernst Skricka 
Großformatige Zeichnungen und Radierungen in einem 
sehr deutlichen Gegensatz zu den Skulpturen der Monika 
Bauer. ist bei diesen eine in sich ruhende oder aus 
sich queliende Geschlossenheit zu finden, so hier eine 
expressive Zerreißprobe. eine Gespaltenheit organischer 
und anorganischer Elemente. Skricka läßt infolge seiner 
außerordentlichen Beherrschung der Techniken oft 
mit wenigen Tönungen. mit einigen Strichlagen eine 
Hintergründigkait erstehen. die den Betrachter der 
Blätter erschauern läßt. Es ist packend, wie hier oft 
mit Fragmenten, mit röntgenartigen Durchleuchtungen 
die Nöte des Menschen festgehalten werden. Die Zyklen 
-Private Apokalypsek und r-Seiltänzer- weisen schon 
durch ihre Namen auf die gefährdete Situation des 
Menschen hin. (15. 1. -1B. 2. 1978) - (Abb. 6) 
Galerie Basilisk - 
Tra-ra. die Post ist da! 
6 Künstler. die in ihrem Brotberut bei der Post angestellt 
sind (oder waren), hatten hier gemeinsam ausgestellt. 
im Formaten freilich sind sie sehr verschieden. Da 
ist einmal Franz Luby, den man mit seinen Bildern 
den Phantastischen Realisten zuordnen kann. In seinen 
Bildern finden wir auch die Beziehung zur Post ange- 
schlagen: im posthornblasenderi Amtsschimmel und 
in der k.k. Amtstracht. Am nächsten im Formaten steht 
ihm Erich Fischer in seinen Zeichnungen. Auch hier 
ist eine Fülle von visicnären Erscheinungen festgehalten. 
Beeindruckend sind die Skizzen. wo der einfache Strich 
spricht. Sepp Pechte macht es naiv. Er schlägt dabei 
manchmal auch kritische Töne an. die aber immer 
humorvoll garniert sind. Von Franz Zadrazil sahen 
wir erst eine große Ausstellung im Nachbarhaus in 
der Alten Schmiede. (Wir brachten im vorigen Heft 
einen Bericht darüber. Es ist dem nichts hinzuzufügen.) 
Fritz Wondrak ist der jüngste der Aussteller. er hat 
bei dem sechsten. Hubert Fischelhammer. der wohl 
auch die treibende Kraft dieser Schau war. gelernt 
und ist in seinen Arbeiten auch noch von diesem Her- 
kommen erkenntlich. Fischelhammers Blätter zeigten 
wieder seine exakten Formen. abstrakte Kombinationen 
in kalten Farben, mit (seit einigen Jahren) gegenstand- 
lich-figuraien Einschüben, quasi sinnliche Montagen 
oder Einsprengungen in kühle rationale Fiächenpropor- 
tionen. (18. 1. - 10. 2. 1978) - (Abb. 7) 
Zentralsparkasse der Gemeinde Wien 
Hauptanstalt - 
Franz Anton Coufal 
im großen Kassensaal stehen die Skulpturen und Plasti- 
ken ja ganz gut gruppiert und an den aufgestellten 
Wänden sind die Graphiken und Aquarelle gut zu be- 
trachten, doch haben wir fast nichts Neues gesehen. 
Da sind die Bronzen, die schon vor Jahrzehnten im 
Ausstellungsraum der Staatsdruckerei gezeigt wurden. 
die kleinen Güsse. die Coufai später auf der Lerchenfel- 
der Straße präsentierte und die in der Zwischenzeit 
nicht besser geworden sind, sowie die Skulpturen. 
die man im Niederüsterreichiscfien Museum in der 
Herrengasse sehen konnte. Auch die Graphiken waren 
mit wenigen Ausnahmen schon ausgestellt. Einzig 
einige wenige Aquarelle waren neu. Sicher. sie waren 
ein erfreulicher Akkord. Doch wozu diese Schau. in 
diesem großen Rahmen, fragt man sich? 
(15. 2. - 10. 3. 1978) 7 (Abb. B) 
Historisches Museum der Stadt Wien 
Vindobona - die Römer im Wiener Raum 
Eine umfangreiche und nach strengen wissenschaftli- 
chen Maßstäben zusammengestellte Schau. die aber 
doch auch dem Laien und kunstgeschichtlich. bzw. 
geschichtlich interessierten viele Einblicke in das Leben 
der Menschen im Wiener Raum in den Jahrhunderten 
um die Zeitenwende bot. Der großte Teil der ausgestell- 
ten Objekte stammte aus inländischen, ja aus Museums- 
beständen. es waren aber auch einige sehr orientierende 
oder repräsentative Stücke aus dem Ausland, so aus 
Budapest, München. Oxford und Rom. zu sehen. Han- 
delte es sich bei fast allen Kunst- und Handwerksgegen- 
standen auch um provinzielle Erzeugnisse, so ist gerade 
an ihnen. durch die bodenständige Einwirkung der 
wbarbarischenß Einflüsse, viel von den Lebensumständen 
der Menschen in diesem Raume zu ersehen. Sehr wichtig 
für alle an der Frühgeschichte Wiens Interessierten 
ist der reiche Katalog der Ausstellung, (13.12.1977 
bis 9.4. 1978) Alois Vogel 
Salzburg 
Kunstverein 
Rudolf Szyszkowitz 
Dem Gedenken an den langjährigen Lehrer an der 
Salzburger Sommerakademie war im Künstlerhaus 
eine Ausstellung gewidmet. die die Entwicklung des 
Künstlers deutlich veranschaulichte: Ausgehend von 
einem Stil. der dem von Egger-Lienz nicht unähnlich 
ist. über die Beschäftigung mit Tachismus und lnformel 
bis zu den wohl von Glasgemälden beeinfluliten Olbil- 
dern der letzten Zeit bezeugten die künstlerischen 
Dokumente ein reiches erfülltes Leben. (13.1. bis 
a1. 1. 197a) 
Ausstellungsvorhaben wPaiette 78K 
Der großen Zahl der aktiven Mitglieder des Salzburger 
Kunstvereins stehen nur zwei wenn auch für das Kultur- 
leben dieser Stadt wichtige Räumlichkeiten (im Künstler- 
haus und im Trakl-Haus) zur Verfügung - Grund genug 
wohl für manchen. sich zurückgesetzt zu fühlen. Um 
Abhilfe zu schaffen. ersann die Leitung des Vereins 
eine Neuerung: Jeweils im Janner und Februar eines 
jeden Jahres werden pro Woche Arbeiten von drei 
oder vier Mitgliedern in einer Ausstellung gezeigt. Der 
Titel des Vorhabens rechtfertigt es, viele der möglichen 
Stilrichtungen und wlsmenß nebeneinander zu zeigen. 
Arthur und Friederike Sühs. Peter Klingler, lrma Toledo, 
Erna Pliem. Richard Hirschbäck, Anton Thuswaldner, 
Beate Eßl. Martin Rasp, Dorothea Weißensteiner. Wai- 
traut Macke-Brüggemann, Alice Cermak, Eva Riegger, 
Hannes Baier und andere bestimmten mit ihren Werken 
das Geschehen. (Janner und Februar 1978) 
Galerie in der Goldgasse 
Peter Bischof 
Nach einem für die Galerie wichtigen Umbau wurden. 
sinnvoll gehangt. die Werke eines Malers gezeigt. der 
in den spaten fünfziger Jahren zu den Leuten um die 
Wiener w-Galerie nachst St. Stephanu gehörte. Dann 
aber wandte er sich der Physis wie der Psyche des 
Menschen zu und fand in ebenso überlegten wie kühnen 
Deutungen eine persönliche Sprache. 
(13. 1.-12.2. 197a) 
Galerie Academia 
Anton Fiaidei 
Keramik, Objekte und Zeichnungen machten erneut 
auf diesen bedeutenden Künstler aufmerksam, dessen 
Gefäße Kunsthandwerk im besten Sinne des Wortes 
sind. (Dezember 1977) - (Abb. 9)
	        
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