Der Plan für das nächstfolgende Unterrichtsjahr der VI. Klasse
dürfte nach folgendem provisorisch aufgestelltem Schema-
entwürfe festgesetzt werden:
Anzahl der Wochenstunden
aus dem Lateinischen ins Schwedische zweckmäßig gemacht
werden, muß man sicher zu schnelleren und besseren Resul
taten gelangen. Das Studium der Grammatik würde dabei
besonders viel gewinnen. Das schriftliche übersetzen aus dem
Schwedischen ins Lateinische dient als Vorbildung zum
Herbsttennin
Frühlings
termin
Religion
Deutsch
Englisch
Französisch
Mathematik .
Naturgeschichte und Chemie (oder
Physik)
Geschichte und Literatur
Freie Stunden und Schreiben .....
Zeichnen
Turnen und Spiel 4 / 2
Summe
28
28
DAS GYMNASIUM.
Da es für Gotenburgs höhere Samschule von unleugbarer
Bedeutung war, Klarheit über das Verhältnis zu gewinnen,
in welches die Schule zu dem, was heutzutage das Endziel
der höheren Lehranstalten ausmacht, nämlich zur Matura,
treten soll, mußte die Schule bei ihrer Organisation die nötige
Rücksicht darauf nehmen und es wurde von dem Zufall
Gebrauch gemacht, der eine Abteilung als Mädchengymnasium
anzugliedern erlaubte. Dadurch konnte auch ein lang gefühltes
Bedürfnis befriedigt werden. Bei der Einrichtung des Gym
nasiums mußte naturgemäß einerseits auf das praktische oben
erwähnte Endziel Rücksicht genommen werden, anderseits
sollte auch mit dem Beschluß der Schule, in dieser Abteilung
einen höheren Bildungsgrad zu erreichen, was der Wunsch
jeder Schule sein sollte, gerechnet werden. Dabei ist es von
höchster Bedeutung, durch eine praktische und sinngemäße
Einteilung der Studien die Schulzeit möglichst zu verkürzen;
es war auch von großer Wichtigkeit, daß die Schüler immer
klar sahen, daß durch den Studiengang eine wirkliche Ausreife
angestrebt werde.
Dem Gymnasium war vorderhand die Lateinlinie B an
gegliedert. Dieser Kurs umfaßt höchstens drei Jahre, aber
die Schule bot den fortgeschritteneren Schülern Gelegenheit,
die Studien in zwei Jahren zu beenden. Die Aufnahms
bedingung für die Neueintretenden ist eine absolvierte sieben-
klassige höhere Mädchenschule. Letzten Herbst fügte man
zu diesen Anforderungen die Kenntnis der wichtigsten Grund
züge der lateinischen Formenlehre hinzu. Durch die Kon
zentration des Unterrichts wird eine gründlichere Bildung
und ein schnellerer Fortgang erreicht. Zu diesem Zwecke
schränkte man gewisse Vorlesungen auf bestimmte Jahres
zeiten ein. Auch ließ man die Hausaufgaben zu sogenannten
„Wiederholungsprüfungen“ anwachsen. Die Einzelheiten des
Lehrplanes können aus folgendem Bericht entnommen werden.
LATEIN 6 Stunden wöchentlich. Das Hauptgewicht bei dem
Lateinstudium wurde in letzterer Zeit auf die Übersetzungen
aus dem Lateinischen ins Schwedische gelegt, während die
Übersetzungen von dem Schwedischen ins Lateinische neben
sächlich wurden. Diese Übersetzungen müssen nämlich als
ein Überrest aus der Zeit betrachtet werden, da das Schreiben
und Sprechen des Lateins die Hauptsache war. Es muß
auch bemerkt werden, daß für diese Übungen in anderen
Schulen zu viel Zeit verwendet wird. Wenn die Übersetzungen
Erlernen der Syntax.
Das analytische Studium ist indessen vorzuziehen. Dieses
besteht darin, daß im Zusammenhang mit dem gelesenen
Text die grammatischen Konstruktionen erklärt werden.
Durch die beim Lesen vorkommenden Wiederholungen der
selben Konstruktion wird die Regel beigebracht. Die syn
tetische Zusammenfassung mag später und als Abschluß
kommen. Der Lateinunterricht in der Schule wurde in Über
einstimmung mit diesen Prinzipien geleitet. Im Laufe des
Jahres hat man folgendes durchgenommen: Livius, BuchXXV;
Virgil Aneid L, VV. 1—600 und so viel Grammatik, als der
Text dazu Anlaß bot. Großes Gewicht wurde auf die Lehre
des Kasus, die Nominalformen des Verbs und auf den
Modus zu den Nebensätzen gelegt. Diese Teile der Syntax
wurden deshalb ziemlich ausführlich behandelt. Außerdem
wurden 15 Übersetzungen aus dem Lateinischen ins Schwe
dische geschrieben (zehn im Schulzimmer, fünf zu Hause).
Diejenigen, welche das Examen nach zwei Jahren zu machen
wünschten, haben als Ferienaufgaben die Übersetzung des
Livius, Buch XXVI, und auch Wiederholung des früher
Gelesenen aufbekommen.
Im nächsten Schuljahr werden Ciceros De senestute und aus
gewählte Oden des Horatius durchgenommen und außerdem
bekommen diejenigen, welche das Examen nach zwei Jahren
zu machen wünschen, für die Weihnachtsferien ein Buch
von Virgil, als Hausaufgabe. Diejenigen, welche das nicht
wünschten, werden in einem der nächstfolgenden Jahre im
Gymnasium das durchnehmen, was ihre Kollegen als Ferien
aufgaben gemacht haben, und daneben das übrige wiederholen.
MATHEMATIK (5 Stunden). Geometrie: Die Lehre von der
Stellung der Linien zueinander sowie die Lehre von Triangeln,
Parallelogrammen, Zirkeln und mehreckigen Figuren.
Die Proportionslehre mit Anwendung auf die Geometrie.
Algebra: Die vier Spezies in ganzen Zahlen, die Lehre von
den Quadratwurzeln; Gleichungen des ersten Grades mit
einer oder mehreren Unbekannten; gewisse Gleichungen von
höheren Gradzahlen; Wurzelgleichungen; Wurzeln und
Potenzen.
FRANZÖSISCH. (3 Stunden.) Grammatik: Die Kapiteln
vom Artikel, vom Substantiv, vom Adjektiv, vom Rechnungs
werte, vom Pronomen und von den Verben nach dem Lehr
buch des Gullberg, Edström, Joh. Stonn: Dialogues fran^ais,
cours moyen. Übersetzungen: Alphonse Daudet: „Le petit
Chose“ und Anatole France: „Le livre de mon ami.“ Im
Zusammenhang damit Übungen im Sprechen und Erzählen.
14 schriftliche Übungen in der Schule, teils Übersetzungen,
teils freie Aufgaben. Außerdem während des Frühlings
termines drei schriftliche Hausaufgaben.
GESCHICHTE. (2 Stunden.) Das Altertum, das Mittelalter,
die Reformationsperiode.
KIRCHLICHE GESCHICHTE. (2 Stunden während des
Frühlingstermines.) Neuzeit. Das Altertum, das Mittelalter,
die Neuzeit bis zur Reformationsperiode.
LITERATURGESCHICHTE. (1—2 Stunden.) Griechische
Literatur und Kunstgeschichte. Die italienische Literatur des
Mittelalters und der Renaissance in ausführlichen Dar
stellungen. Ebenso die Literatur in Frankreich bis zur Re
formationsperiode.
DIE MUTTERSPRACHE. Schriftliche Aufgaben. Zehn Auf
gaben, davon acht in der Schule.
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